zum Hauptinhalt

Sport: Keine Angst, die beißen nicht

Der grimmige Eisbär auf dem Plakat fletscht angriffslustig die Zähne. Keine Angst, der beißt nicht, er will nur spielen.

Der grimmige Eisbär auf dem Plakat fletscht angriffslustig die Zähne. Keine Angst, der beißt nicht, er will nur spielen. Wie aber steht es mit der "Schlägertruppe", die sich damit brüstet, die "beliebteste Berlins" zu sein? In 50 U-Bahnhöfen der Stadt prangen seit kurzem große Werbetafeln, deren Motive auf den ersten Blick irritieren. Erst bei genauem Hinschauen wird klar, dass hier kein Zoo um Besucher buhlt oder eine Straßengang mit ihren Qualitäten im Nahkampf prahlt, sondern ein Eishockey-Klub Werbung in eigener Sache betreibt. Die Berliner Eisbären haben eine groß angelegte Werbekampagne gestartet, rechtzeitig vor dem heutigen Lokalderby gegen die Berlin Capitals (19.30 Uhr, Sportforum).

Eine halbe Millionen Mark hat der Klub-Eigentümer, die Anschutz-Gruppe, in die Image-Offensive investiert. Ein Novum in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), wo Klubs, wenn sie schon mal Geld übrig haben, allenfalls neue Spieler kaufen. Ein paar Tore mehr sind aber nicht zwangsläufig mit einem Zuwachs an Popularität verbunden. Die Anschutz-Gruppe hat das erkannt. In drei Jahren soll die Großarena am Ostbahnhof fertig sein, da sollen die Eisbären mehr sein als ein Ost-Kultklub. Schließlich sollen in der neuen Halle 16 500 Zuschauer Platz finden - 11 500 mehr als jetzt im Sportforum. "Was wir mit der Werbung betreiben, ist Vorarbeit", sagt Billy Flynn, Marketingmanager beim EHC. "Wir wollen uns als Berliner Klub etablieren. Anders ist der Schritt auf 16 500 Zuschauer nicht zu schaffen."

Die Plakate sind der Anfang des Feldzugs. Schon rollen Straßenbahnen im Eisbären-Outfit durch den Osten Berlins, bald sollen entsprechende Busse über den Kurfürstendamm fahren. Die Slogans der Eisbären sind mutig, das Wort "Eishockey" ist auf keiner Werbetafel zu finden. "Die Welt ist eine Scheibe", heißt es stattdessen. "Hätten wir Spieler auf den Plakaten, dann würden nur Sportfans hingucken", sagt Eisbären-Sprecher Moritz Hillebrand. "Wir betteln nicht darum, dass die Leute zu uns kommen. Wir wollen sie neugierig machen."

Beim Lokalrivalen der Eisbären in Charlottenburg fehlen die Mittel, um das Beispiel Eisbären zu kopieren. Dafür mangelt es bei den Capitals nicht an Tatendrang. In der kommenden Woche will der neue Generalmanager Andreas Hahn erste Projekte vorstellen. "Vorher sage ich nichts, ich heiße doch nicht Fettchenhauer." Wenn es nach Hahn geht, soll der lange als Marketingstratege aufgetretene Jungunternehmer Fettchenhauer nichts mehr sagen dürfen. "Wir haben den Mann umstrukturiert, Sponsoren und Mannschaft sind darüber erleichtert." Fettchenhauer soll künftig für Hauptgesellschafter Egon Banghard tätig sein - sagt Hahn. Der Betroffene sieht es anders: "Ich werde mein Büro zwar nicht mehr in der Geschäftsstelle haben, aber weiter für die Capitals tätig sein", sagt Fettchenhauer.

Hahn aber hat diese Personalie schon abgehakt und bastelt an einer neuen Offensive: "Wir müssen Eishockey nach vorn bringen, zusammen mit den Eisbären. Am liebsten würde ich acht Derbys pro Saison spielen." Davon gibt es aber nur vier. Heute, drei Monate nach Saisonbeginn, steht bereits das dritte auf dem Programm. Planerischer Einfallsreichtum der DEL macht es möglich, dass Capitals und Eisbären erst wieder im März 2002 aufeinandertreffen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false