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Kevin-Prince Boateng spielte bei der WM in Südafrika für Ghana so stark, dass er nun zu einem europäischen Spitzenklub wechselt.

© AFP

Kevin-Prince Boateng: Der Bad Boy als Spielfigur

Kevin-Prince Boateng wechselt über den Umweg CFC Genua zum AC Mailand – dank einer alten Freundschaft zwischen Genuas Präsidenten und Berlusconi.

Enrico Preziosi lässt die Muskeln spielen. Der Spielzeugkönig von Italien (Gesamtumsatz geschätzte 770 Millionen Euro) macht in diesem Sommer mit einer Shopping-Tour für sein ganz privates Lieblingsspielzeug, den Genua Cricket and Football Club, von sich reden. Erst lotste er den beim FC Bayern München nicht mehr gewollten und vom AS Rom nicht finanzierbaren Luca Toni mit einem Jahressalär von vier Millionen Euro nach Genua. „Preziosi ist verrückt“, gab Toni zu – freilich nachdem er den Vertrag unterschrieben hatte. Aus Lissabon kam für acht Millionen Euro der portugiesische Nationalverteidiger Miguel Veloso. Dem schalkemüden Außenverteidiger Rafinha versüßte er den Weggang aus dem Ruhrpott mit 3,6 Millionen Euro jährlich (Ablöse: neun Millionen).

Den größten Coup landete er aber am Freitag. Für 6,5 Millionen Euro holte er den ghanaischen Nationalspieler Kevin-Prince Boateng vom FC Portsmouth. Dabei wird der wegen seines rüden Fouls an Michael Ballack in Deutschland in Verruf geratene Weddinger gar nicht für Genua auflaufen. Vielmehr wird er an den AC Mailand verliehen und soll dort mit seiner Dynamik dem zuletzt etwas schläfrigen Mittelfeld neue Kraft verleihen. Milans Trainer Massimiliano Allegri hatte sich schon an seinem 43. Geburtstag am Mittwoch auf den Neuzugang gefreut. Der medizinische Check verlief erfolgreich. „Der Klub und der Spieler sind sich einig“, meldete die „Gazzetta dello Sport“. Allegri, der für Angriffsfußball steht und bei den Mailändern eine neue Ära einleiten soll, hatte bis gestern warten müssen, ehe sich die Mittelklassevereine FC Portsmouth und CFC Genua einig wurden.

Diese Geschichte signalisiert: Die Gewichte im italienischen Fußball haben sich verschoben. Seit Milan-Eigner Silvio Berlusconi auf Druck seiner Kinder nicht mehr gigantische Summen in seinen Verein pumpt, können nur dann neue Spieler gekauft werden, wenn alte den Klub verlassen. Doch ausgemusterte Kräfte wie Kacha Kaladse, Marek Jankulovski und Filippo Inzaghi sitzen lieber ihre Millionenverträge ab (je drei Millionen für Kaladze und Inzaghi, zwei Millionen für Jankulovski). Das belastet den Etat.

Gut für Milan, dass Preziosi aushilft. Der Spielzeughändler ist ein alter Geschäftspartner von Berlusconi. In den Neunzigerjahren beteiligte sich der Cavaliere an einer Ladenkette von Preziosi. Der revanchiert sich jährlich mit Werbeaufträgen in zweistelliger Millionenhöhe bei Berlusconis Mediengruppe Mediaset. Im Fußball werden in diesem Jahr zwischen Genua und Mailand besonders viele Geschäfte abgewickelt. Nationaltorhüter Marco Amelia wurde für ein Jahr nach Mailand ausgeliehen. Das griechische Talent Sokratis Papastathopoulos verkaufte Preziosi an Berlusconi – und sicherte sich im Gegenzug die Miteigentümerschaft an drei Milan-Talenten.

Angesichts all dieser Deals stellt der wegen des Ballack-Tritts und eines Verfahrens wegen abgebrochener Autospiegel zum Bad Boy stilisierte Kevin-Prince Boateng für Preziosi kaum mehr als eine Spielzeugfigur dar, die in seinen Geschäften zuhauf vertrieben werden.

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