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Bernd Zangerl hält nicht viel von Olympischen Spielen im Klettern.

© Ray Demski/Red Bull

Exklusiv

Klettern wird olympisch: Bernd Zangerl: "Das wird in den Sumpf des Dopings führen"

Boulder-Pionier Bernd Zangerl hält nichts vom Sportklettern bei Olympischen Spielen, wie der Österreicher im Interview deutlich macht.

Herr Zangerl, 2020 ist Klettern im Programm bei den Olympischen Spielen in Tokio. Sind Sie der nächste Gold-Kandidat für Österreich?

Nein, das bin ich nicht, weil ich nicht daran teilnehmen werde.

Warum nicht?

Ich komme aus den Bergen. Die Berge, die Felsen inspirieren mich zu meinen Leistungen und für das Training. Klettern ist eine Natursportart bei dem immer der Respekt vor der Natur und der saubere Sport im Vordergrund stehen. Das Gesamterlebnis Klettern lässt sich nicht in einem Wettkampf manifestieren.

Und was ist Olympia für Sie?

Olympia assoziiere ich eher mit dem Gegenteil. Die olympischen Spiele sind eine Showbühne, nicht nur für Sportler. Politiker missbrauchen solche sportlichen Großereignisse immer wieder als persönliche Plattform – man denke nur an die Kosten die für Sicherheit und Terrorbekämpfung. Daher sehe ich Klettern als olympische Sportart sehr kritisch. Sicher gibt es auch positive Entwicklungen, aber der Druck nach mehr Leistung wird unweigerlich in den Sumpf des Dopings führen. Bisher war das nämlich kein Thema in unserer Sportart. Klettern wird, vor allem in der Öffentlichkeit, seinen ursprünglichen Charakter verlieren. Nicht alles, was glänzt, ist eben Gold.

Beschreiben Sie doch mal das ursprüngliche Klettern.

Den Pionieren des Kletterns ging es in erster Linie um das Abenteuer. Sie wollten Neuland entdecken, sind in unbekanntes Terrain aufgebrochen auf der Suche nach neuen Gipfeln und Herausforderungen. Es ging darum, die Grenzen des Möglichen auszuloten. Die Natur war der „Playground“, und ist es auch heute noch. Draußen Klettern hat vor allem mit Inspiration und Kreativität zu tun, mit Ideen, welche neuen Wege man zum Gipfel einschlagen kann oder mit welchen Griffen man scheinbar unüberwindbare Hindernisse meistern kann. Das olympische Klettern, das Indoor-Klettern, ist für mich Plastikklettern, es geht dabei um einen Kräftevergleich. Nicht, dass man mich falsch versteht, ich habe nichts gegen das Klettern in der Halle. Das ist eine tolle Sportart, die zurecht immer größeren Zulauf findet. Nur hat das mit den Ursprüngen des Kletterns eben nicht mehr viel zu tun.

Befürchten Sie, dass ein Kletter-Boom einsetzt, der auch zu Lasten der Natur gehen könnte?

Ich hoffe und ich glaube auch nicht, dass durch die Olympischen Spiele ein Boom, was das Klettern draußen angeht, entsteht. Ich denke eher, dass das Indoor-Klettern einen weiteren Aufschwung erleben wird. Nur wenige davon werden sich auf die Suche nach Abenteuern machen. Draußen sind wir in manchen Gebieten schon jetzt schon an unsere Grenzen gelangt.

Was, glauben Sie, waren die Gründe, warum Klettern nun olympisch geworden ist?

Das Klettern hat sich innerhalb weniger Jahre von einer Randsportart zum ganz normalen Breitensport entwickelt. In manchen Ländern ist Klettern die am schnellsten wachsende Sportart. Ich weiß nicht genau, an welchen Parametern eine Sportart gemessen wird, damit sie vom IOC aufgenommen wird. Ich kann mir denken, dass es da vordergründig um Kapital geht. Verhandelt wurde ja schon lange. Für die Dachverbände, Vereine und Sponsoren eröffnet sich durch Olympia natürlich große finanzielle Zuflüsse. Auch der Sportler wird am Ende einen kleinen Teil davon abbekommen.

Der Tiroler Bernd Zangerl, 38, zählt zu den besten Boulderern der Welt. 2001 bestieg er den damals schwierigsten Boulder der Welt, den „Dreamtime“. So katapultierte er sich damals ins internationale Rampenlicht.

Das Gespräch führte Martin Einsiedler

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