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Daviscup: Kohlschreiber schafft die späte Wende

Philipp Kohlschreiber holte gegen Jürgen Melzen einen 0:2 Satzrückstand auf und glich gegen Österreich aus. Zuvor hatte Rainer Schüttler gegen Stefan Koubek verloren.

Klappsitze aus Holz und einfache Bänke, schmutzige Fenster und eisige Kälte – ein etwas muffiges Ambiente wird den Tenniszuschauern in Garmisch-Partenkirchen an diesem Wochenende geboten. Die Eishalle Riessersee versprüht beim Daviscup-Duell mit Österreich noch den Charme vergangener Tage. Etwas Charme vergangener Tage wollte auch Rainer Schüttler mit seinen beinahe 33 Jahren versprühen. Nach drei Jahren Abstinenz gab er gestern sein Comeback für das deutsche Daviscup-Team. Sein Auftritt gegen Stefan Koubek ließ allerdings jeglichen Charme vermissen. Schüttler verlor das Auftaktmatch 4:6, 5:7, 7:5, 2:6.

Philipp Kohlschreiber schien zunächst da weiterzumachen, wo sein Teamkollege Schüttler aufgehört hatte: Er verlor die ersten beiden Sätze gegen Jürgen Melzer, schaffte in einem berauschenden Match aber noch die Wende. Am Ende setzte er sich 6:7 (4:7), 4:6, 6:4, 6:3, 6:3 durch und bescherte dem deutschen Team den Ausgleich. Es war eine nette Pointe, dass Kohlschreiber über fünf Sätze gehen musste. Bei den Australian Open hatte er über solche Matches im Langformat noch gejammert.

Ob die Wahl des Ortes sinnvoll war, ist fraglich

„Das habe ich mir anders vorgestellt. Ich habe den Anfang völlig verschlafen“, sagte Rainer Schüttler nach seiner Niederlage. Rund 400 österreichische Fans unter den 4000 Zuschauern ließen die Begegnung nicht unbedingt wie ein Heimspiel für Deutschland wirken. Die Kontrahenten wirkten nervös, machten insgesamt 113 unerzwungene Fehler, 65 davon beging der Deutsche. Die Höhe, so klagte Schüttler später, habe ihren Teil dazu beigetragen. 700 Meter über dem Meer liegt der Skiort – dass die Bälle da weiter fliegen als gewöhnlich, ist kein Geheimnis. Deswegen trainiert die deutsche Mannschaft ja auch bereits seit Montag in Garmisch. Ob sie sich mit der Wahl des Ortes einen Gefallen getan hat, ist allerdings fraglich.

Rainer Schüttler wusste nach seinem Match nicht so recht, woran es denn gelegen hatte. „Ich war hoch motiviert“, sagte er. Bis zum Schluss fand Schüttler aber kein Rezept gegen den clever spielenden Linkshänder aus Klagenfurt. Der wunderte sich später, warum der deutsche Teamchef Patrik Kühnen nicht Nicolas Kiefer gegen ihn aufgestellt hatte. „Rainer und ich kennen uns in- und auswendig. Er kann mein Spiel nicht zerstören“, sagte Koubek, der Schüttler als guten Freund bezeichnet. Der Deutsche war offensichtlich auch überfordert mit seiner Rolle als Nummer eins im Team.

Rainer Schüttler konnte die Erwartungen nicht erfüllen

Eigentlich sollte sich der Korbacher längst im Ruhestand befinden. Nach drei erfolglosen Jahren dümpelte Schüttler zu Beginn des vorigen Jahres um Position 100 in der Weltrangliste und wollte seine Karriere schon beenden. Schüttler, der Perfektionist, der 2004 auf Rang fünf der Welt stand, konnte seinen eigenen Ansprüchen nicht mehr genügen. Doch dann erreichte er völlig überraschend das Halbfinale in Wimbledon. „Jetzt fühle ich mich wieder fit, da will ich sicher noch nicht aufhören“, sagt Schüttler, der als Nummer 31 der Weltrangliste inzwischen wieder der bestplatzierte Deutsche ist.

Auch wenn nach Wimbledon vergleichbare Erfolge ausblieben, konnte Patrik Kühnen fast nicht anders, als Schüttler mit nach Garmisch zu nehmen. Die hohen Erwartungen allerdings erfüllte Rainer Schüttler nicht.

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