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Enttäuscht. Die Aufholjagd von Per Skjelbred, Lukas Klünter, Salomon Kalou (v. l.) und Co. wurde nicht belohnt.

© dpa

Kolumne „Auslaufen mit Lüdecke“: Tut mir leid, Hertha!

Hertha BSC hat gegen Hoffenheim nicht wegen einer Fehlentscheidung verloren. Es lag daran, dass unser Kolumnist wieder sein Ritual vollzogen hat.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke ist neuer Chef der „Stachelschweine“ und schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

Herthas Manager Michael Preetz haderte nach der Niederlage gegen die TSG Hoffenheim etwas mit dem Schiedsrichter. Ein Foul war übersehen worden und aus der daraus resultierenden Ecke fiel der Siegtreffer für die Gäste. Ich habe aber noch einmal in den Statuten nachgesehen. Auch zu unrecht gegebene Eckbälle dürfen von den Abwehrspielern verteidigt werden.

Was der Manager nicht wissen kann – die Niederlage von Hertha geht auf meine Kappe. Wir müssen gar nicht drum herumreden, ich weiß es. Ich habe wieder dieses Ritual vollzogen, von dem ich doch wissen sollte, dass es Schaden anrichtet.

Bei wichtigen Spielen rechne ich bisweilen an der Tabelle durch, wo Hertha nach einem Sieg möglicherweise stehen könnte. Ich male mir dann aus, wie weit man mit drei gewonnenen Punkten in der Rangfolge im günstigsten Fall nach oben rutschen könnte.

Mir ist bewusst, dass es sich dabei um eine Verhaltensweise handelt, die erwachsenen Menschen eigentlich nicht recht angemessen ist. Vor allem, wenn man bedenkt, dass in den meisten Fällen, in denen ich das tue, das Spiel verloren wird! Ich weiß nicht, warum ich es trotzdem tue. Es tut mir alles wahnsinnig leid!

Dennoch bleibt Positives festzuhalten. Hertha pendelt sich zwar gerade genau da wieder ein, wo der Klub auch im vergangenen Jahr stand: im Niemandsland der Tabelle, auf Platz elf, da, wo es weder aufwärts noch abwärts geht. Aber mit einem feinen Unterschied: Der Fußball ist viel attraktiver geworden. Wann haben wir je so eine ansehnliche Niederlage gesehen? Haben wir uns nicht alle endlich mitreißenden Fußball gewünscht? Nun haben wir ihn.

Immer wieder dieselben Fehler

Leider ist er ergebnistechnisch noch optimierbar. Aber es gab eben auch das: die Aufholjagd, die Pfostentreffer, Lukabekios Fallrückzieher, Daridas Pass und Kalous Torschuss. Nicht auszudenken, wie das Spiel ausgegangen wäre, wenn ich nicht so blöd an der Tabelle rumgerechnet hätte.

Der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier und es fällt ihm verdammt schwer, aus seinem falschen Verhalten zu lernen. Immer wieder macht er dieselben Fehler. Es ist zum Haareraufen! Deswegen kann ich nur empfehlen, bei Fehlentscheidungen des Schiedsrichters nicht lange rumzudiskutieren, sondern sich lieber auf die freistehenden Gegenspieler zu konzentrieren.

Aber das sagt sich alles so leicht. Nächste Woche geht es gegen Union, das mit Spannung erwartete Stadtderby. Ich hoffe sehr auf einen Sieg. Übrigens, ich habe das schon mal durchgerechnet: Selbst mit drei gewonnenen Punkten könnten wir in der Tabelle allenfalls zwei Plätze gut machen.

Frank Lüdecke

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