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Sport: Kommentar: Die neue Mitte

So leicht wie Michael Ballack hat es kaum ein Spieler gehabt, in die Nationalmannschaft zu kommen. Bei ihm reichte es, im Urlaub faul am Strand zu liegen.

So leicht wie Michael Ballack hat es kaum ein Spieler gehabt, in die Nationalmannschaft zu kommen. Bei ihm reichte es, im Urlaub faul am Strand zu liegen. Otto Rehhagel hat das vor drei Jahren behauptet. Der deutsche Fußball hatte bei der WM in Frankreich seine vorletzte große Krise erlebt, das Volk verlangte nach neuen Helden. Ballack, der bisweilen begnadet mit dem Ball umzugehen versteht, sollte einer davon sein. Dabei hatte er erst 16 Bundesligaspiele bestritten.

So schwer wie Michael Ballack hat es kaum ein Spieler gehabt, in der deutschen Nationalmannschaft anzukommen. Drei Jahre und eine weitere Krise des deutschen Fußballs hat es gedauert. Bisweilen hat sich Ballack mit seiner Art selbst im Wege gestanden, "zu schön, zu reich, zu kess und zu elegant" ("Spiegel") kommt er dem bodenständigen Publikum gelegentlich vor.

Doch Ballack ist auch clever genug, Gefahren rechtzeitig zu erkennen. Die Gefahr für seine Position heißt Sebastian Deisler. Der Berliner ist drei Jahre jünger und gilt als neuer Chef der Nationalmannschaft. Deisler wehrt sich gegen solche Klassifizierungen, aber wie man seine Rolle nennt - Chef, Spielmacher, Regisseur -, ist eigentlich egal. Hauptsache, er erfüllt sie auf dem Platz. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass Ballack ausgerechnet jetzt in der Nationalelf konstant spielt. Seltsamerweise funktioniert das Zusammenspiel zwischen ihm und Deisler. Es gibt in der Historie genügend Beispiele, dass sich spielstarke Charaktere die Führungsposition gegenseitig streitig machten: Netzer und Overath, Möller und Häßler. Michael Ballack sagt, dass es eigentlich egal sei, wer im Mittelfeld spielt. Wahrscheinlich meint er: Es ist egal, wer neben mir spielt.

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