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Kommentar: Ermitteln ist ein gutes Mittel

Der Todesschuss eines Polizisten blieb für die Behörden zu lange ein Versehen, meint Robert Ide. Über die Aufklärung der Gewalt in Italien.

Gemeinsam haben sie das Opfer beerdigt und Rache geschworen, die eigentlich verfeindeten Fans der römischen Fußballklubs AS und Lazio. Einer von ihnen war von einem Polizisten erschossen worden. Versehentlich, wie der weiterhin beteuert. Nach dem Todesschuss geriet das Land in Aufruhr. Und Italiens Fußballfans, unter ihnen viele Ultras, unter ihnen viele Links- und Rechtsextreme, machten gewalttätig gegen den Staat mobil. Nicht wenige hatten offenbar auf diese Eskalation gewartet.

Die Behörden und der Fußballverband – Feinde in den Augen vieler Randalierer, die sogar ihre Vereine zu erpressen versuchen – reagierten zunächst überrascht, hilflos. Die Ligaspiele des Wochenendes wurden angepfiffen, als hätte es nicht schon einen Todesfall im Frühjahr gegeben, nach dem der Fußball sich eine Denkpause und verschärfte Sicherheitsmaßnahmen verordnete. Der Todesschuss des Polizisten blieb für die Behörden allzu lange ein Versehen. Erst jetzt – nach vielen Zeugenaussagen und einem dramatischen Appell der Familie des Opfers – wird wegen des Verdachts auf Mord ermittelt. Und der Ball ruht erst einmal.

Der Staat und der Verband in Italien widmen sich langsam wieder ihren Aufgaben: Ursachen ermitteln, Täter verfolgen, Opfer schützen. Nur so können sie dem Vorwurf der Willkür entgegentreten. Nur so können sie gewalttätige Fans isolieren. Nur so wird der Frieden in die Stadien zurückkehren.

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