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Kommentar: Herthas Finale kommt erst noch

Herthas Kritiker werden nach dem 0:0 gegen Schalke jetzt wieder klagen, dass die Mannschaft wie immer im entscheidenden Moment versagt habe. Das ist Quatsch. Stefan Hermanns über Herthas Spiel um Platz drei.

Fußballfans muss man mit Vernunft nicht kommen, sonst wären sie ja keine Fußballfans. Also feierte der Anhang von Hertha BSC am Samstag im Olympiastadion jedes Tor des Karlsruher SC, der eine Art lizenzierter Zweitlieblingsverein der Berliner ist. Dass jedes Tor eine eher schlechte Nachricht für ihren Erstlieblingsverein war, hat sie nicht weiter gestört. Der KSC darf vor dem Saisonfinale unverhofft wieder hoffen, er wird am Samstag alles geben, um den Abstieg vielleicht doch noch zu verhindern – mit einem Sieg gegen Hertha BSC.

Für die Berliner stellt sich die Motivation etwas anders dar. Mit viel Glück können sie noch Zweiter werden, ein Sieg bringt sie auf Platz drei, aber verglichen mit dem großen Ziel, von dem sie bis Samstag geträumt haben, ist das ein überschaubarer Anreiz. Hertha hat am Samstag ein klassisches Spiel um Platz drei, so wie man es von Weltmeisterschaften kennt: Man muss sich noch einmal aufraffen, dabei ist eigentlich schon alles vorbei.

Herthas Kritiker werden nach dem 0:0 gegen Schalke jetzt wieder klagen, dass die Mannschaft wie immer im entscheidenden Moment versagt habe. Das ist Quatsch. Der entscheidende Moment ist das Spiel in Karlsruhe, in dem es nicht nur um die Kleinigkeit von 15 Millionen Euro geht, sondern auch um eine grundsätzliche Frage: Wird die Saison 2009/10 einmal als Erfolg oder als Enttäuschung in Herthas Historie eingehen?

Sollten die Berliner auch die Qualifikation für die Champions League verpassen, bekäme die an sich erfreuliche Spielzeit doch noch einen unerfreulichen Dreh. Das, was die Mannschaft in diesem Fall verspielt hätte, wäre mehr als das, was sie gewonnen hat. Schon deshalb ist das Spiel um Platz drei für Hertha kein kleines Finale. Es ist ein großes Finale.

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