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IOC-Präsident Rogge kandidiert für zweite Amtsperiode

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Kommentar: Jacques Rogge: Der große Nichtreformer

Tagesspiegel-Sportchef Robert Ide kommentiert die erneute Kandidatur Jacques Rogges als IOC-Präsident.

Es ist eine Nachricht aus dem Machtzentrum des Sports, und es ist eine Nachricht aus dem Nichts: Jacques Rogge will sich ein weiteres Mal zum Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees wählen lassen. Im kommenden Jahr kandidiert der dann 67-jährige Chirurg erneut für das höchste Amt im Sport. Die Olympischen Spiele 2010 in Vancouver und 2012 in London würden demnach noch unter seiner Regie stattfinden – und nicht unter der Leitung des längst warmgelaufenen internationalen Strippenziehers Thomas Bach aus Tauberbischofsheim. Ob diese Kontinuität den Sport weiterbringt, ist mehr als fraglich. Denn Rogge hat es vermocht, das Machtzentrum des Sports in ein großes Nichts zu verwandeln.

Als Reformer war Rogge angetreten. Doch abgesehen von einem ernsthafteren Kampf gegen Doping hat er nicht viel erreicht. Mehr Demokratie und Transparenz wollte der Belgier wagen. Doch die Altherrenclique IOC hat ihn intern ausgebremst. Und nach außen hat sich Rogge nicht getraut, Stärke zu zeigen. Wäre er jetzt abgetreten, was hätte Rogge als Erbe vorweisen können? Olympische Spiele in Peking, die sich das IOC ohne Widerstand von der chinesischen Staatsregie aus der Hand nehmen ließ. Eine korruptionsumwitterte Vergabe der Winterspiele 2014 an das russische Sotschi, wo noch keine einzige Sportstätte steht. Die Idee von Jugendspielen, die den olympischen Gedanken von Leistung um jeden Preis auf noch jüngere Sportler verlagert. Rogge hat diese Niederlagen gesehen und mit schwächlicher Stimme als Siege verkauft. Er hat sich zurückgezogen, in Peking war er kaum öffentlich zu sehen. Das große Nichts. Nun möchte Jacques Rogge noch einmal vier Jahre Zeit, um echte Siege zu erringen. Aber welche?

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