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Kommentar: Klasse in der Masse

Benedikt Voigt über die Stärke der Deutschen in Teamwettbewerben.

Die Statistiker vom Olympia-Informationssystem konnten es gar nicht so richtig glauben, dass die Doppelolympiasiegerin Magdalena Neuner in der Biathlon-Staffel nicht antreten wollte. Sonst hätten sie nicht eine Pressemitteilung herausgegeben, in der sie feststellen, dass „ihr Rückzug ihre Position als Königin der Olympischen Winterspiele von Vancouver gefährdet“. In Wirklichkeit hat es Magdalena Neuner auf diesen Titel als erfolgreichste Athletin von Vancouver gar nicht abgesehen, sonst hätte sie diese Entscheidung ja nicht getroffen. Einer der Gründe für den Rückzug ist auch, dass sie für die Biathlon-Staffel am Dienstag auf die Stärke und Ausgeglichenheit der deutschen Mannschaft vertraut – und die holte ohne Neuner tatsächlich Bronze.

Deutsche Mannschaftsstärke ist ein Phänomen, das es auch in anderen Sportarten gibt. Auch die Skispringer haben mit ihrer Silbermedaille im Whistler Olympic Park gezeigt, dass sie als Mannschaft überzeugen können. Ihnen mangelt es vielleicht an herausragenden Einzelkönnern, aber in der Masse kann zurzeit nur Österreich mehr hochklassige Springer aufbieten. Und sogar die Langlauffrauen, die im Einzel-Weltcup kaum noch zu Spitzenergebnissen kommen, überzeugen als Mini-Mannschaft. Ebenso die Männer im Teamsprint.

Es ist eine Stärke des im Vergleich mit anderen Ländern finanzstarken und an Resourcen reichen deutschen Skiverbandes, dass er eine Vielzahl von Athleten mit einer hohen Qualität produzieren kann. Zwar hat der Verband derzeit im Langlaufen, Skispringen oder der Nordischen Kombination keinen herausragenden Sportler wie die Konkurrenz sie etwa in Marit Björgen, Simon Ammann oder Lamy Chappuis besitzt. Es gehört aber auch immer Glück dazu, ein Ausnahmetalent auszubilden. Aber wenn es darum geht, mehrere Athleten aufzubieten, setzt sich oft das bessere Winter-Sportsystem durch. Und der Deutsche Olympische Sportbund ist dann oftmals ganz vorne mit dabei. Deshalb wird es vielleicht nicht zum Titel „König oder Königin der Spiele“ reichen. Aber vielleicht wird ja irgendwann mal auch der beste Hof gekürt.

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