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Kommentar: Siesta für China

Als Fan eines deutschen Bundesliga-Klubs sollte man dankbar sein. Zwar gibt es seit dieser Saison am Wochenende fünf mögliche Anstoßzeiten, das deutsche Fernsehen will es so. Doch in anderen Ländern werden ganz andere Traditionen gebrochen.

Die spanische Fußball-Liga will künftig nicht mehr nur abends spielen, sondern auch einzelne Spiele der Primera División um 15 Uhr beginnen lassen.

Für Spanien ist das ungewöhnlich, denn mit dieser Anstoßzeit geht für die Fußballfreunde unter den 47 Millionen Spaniern die geliebte Siesta drauf. Aber was sind schon südeuropäische Gewohnheiten gemessen an 400 Millionen Zuschauern auf dem chinesischen Sportsender CCTV 5? Eine globalisierte Welt verlangt neue Prämissen. Welcher Spanier will schon schlafen, wenn es auf der anderen Seite der Erde Geld zu verdienen gibt? Mit der neuen Anstoßzeit kann die spanische Liga nicht nur Fernsehrechte teurer nach China verkaufen. Sie kann auch die chinesischen Fußballfans schulen. Diese können nun eher feststellen, dass es sich bei den Real-Madrid-Trikots im Pekinger Yashow-Markt und anderswo nicht um Originale handelt. Eine erhöhte Fälschungserkennungskompetenz wiederum wird schließlich, so dürften die Spanier hoffen, den Umsatz bei den Originalhemden ankurbeln.

Im Grunde muss der spanische Fußballfan sogar froh sein. Wenn der Fußballmarkt in den USA weiterentwickelt wäre, müsste er sich auch noch auf ein paar Night Sessions einstellen. Mit Anstoßzeiten weit jenseits der 24 Uhr. Ginge ja nur etwas Schlaf drauf.

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