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Thomas Bach - der große Taktierer.

© dpa

Kommentar: Thomas Bach lässt die Maske fallen

Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) schaut nach ganz oben: Thomas Bach denkt über eine Kandidatur als IOC-Präsident nach. Doch einige Fragen bleiben offen, meint Robert Ide in seinem Kommentar.

Gesagt ist endlich gesagt. Seit Jahren wurde um Thomas Bach spekuliert, jetzt hat der einstige Fechter die Maske fallen lassen. Der Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) schaut nach ganz oben. Er erwäge eine Kandidatur als IOC-Präsident, erklärte Bach im SWR, bereits „ein gutes Jahr“ beschäftige er sich mit dem Gedanken, sich im September 2013 um die Nachfolge von Jacques Rogge zu bewerben. Allerdings seien noch nicht alle Überlegungen abgeschlossen.

Schon als aktiver Sportler war Bachs große Stärke die Taktik. Später als Sportpolitiker ist er nie zu einem Kampf angetreten, bei dem er sich nicht sicher war, ihn auch zu gewinnen. Zuletzt gab er deshalb den loyalen Sachverwalter für den etwas farblosen Rogge. Als Dankeschön hat der Belgier den Deutschen zu seinem Kronprinzen auserkoren, dem er die Geschäfte übergeben will. Auch wenn er nicht die einzige IOC-Größe mit Ambitionen auf das Amt ist, kann sich der 58-jährige Bach weiterer mächtiger Verbündeter sicher sein. In den sportpolitisch immer wichtiger werdenden arabischen Raum etwa unterhält er taktisch vorteilhafte Kontakte, auch in der deutschen Politik ist der Jurist aus Tauberbischofsheim eng vernetzt.

Mit seiner Ankündigung befreit Bach den deutschen Sport auch aus dem Schwitzkasten, in den er durch seine Taktiererei geraten war. Um seinen Aufstieg nicht zu gefährden, hat er sich als DOSB- Präsident immer vager gemacht. Fragen wie der nach einer deutschen Kandidatur um Sommerspiele wich er aus. Nun kann sich der deutsche Sport schon mal auf die Suche nach einem Nachfolger begeben.

Eine große Frage bleibt aber: Was will Thomas Bach als IOC-Präsident erreichen? Will er das große Themenfeld Dopingkampf angehen, das er zuletzt im DOSB eher pflichtschuldig beackerte? Möchte er seinen eventuellen Aufstieg nutzen, um Olympia nach Deutschland zu holen, so wie der Uefa-Präsident Michel Platini den Franzosen die Fußball-EM bescherte? Kurz: Was treibt ihn über seinen persönlichen Erfolg hinaus an? Diese Antwort muss Thomas Bach noch geben. Sie wird aber wohl noch eine Weile auf sich warten lassen – aus taktischen Gründen.

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