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Sport: Konföderationen-Cup: Der Strippenzieher-Cup

Das war wirklich gemein von der "Neuen Kronenzeitung". "Gute Nacht, Deutschland", spottete die Zeitung aus Österreich im Juli 1999 über die deutsche Fußball-Nationalmannschaft, und auch "La Jornada" aus Mexiko fand keine netten Worte: "Die USA beerdigten eine sterbende Mannschaft.

Das war wirklich gemein von der "Neuen Kronenzeitung". "Gute Nacht, Deutschland", spottete die Zeitung aus Österreich im Juli 1999 über die deutsche Fußball-Nationalmannschaft, und auch "La Jornada" aus Mexiko fand keine netten Worte: "Die USA beerdigten eine sterbende Mannschaft." Alles nur, weil die vermeintlich besten Fußballer Deutschlands sich gegen Brasilien (0:4) und die USA (0:2) blamiert hatten. Immerhin, der aufstrebenden Fußballnation Neuseeland hatten sie durch Tore von Michael Preetz und Lothar Matthäus ein 2:0 abgetrotzt. Das war beim Konföderationen-Cup in Mexiko. Der Leverkusener Stürmer Ulf Kirsten beschrieb damals die Einstellung der Spieler zum Turnier der Kontinentalmeister: "Es sollten aus jedem Verein drei Spieler dabei sein - mich hat es nicht getroffen."

Wer braucht eigentlich den Konföderationen-Cup? Das fragt sich seit gestern auch Frankreich, das in Südkorea bei der Neuauflage des umstrittenen Wettbewerbs Australien 0:1 unterlag. "Ich bin persönlich desillusioniert", sagte Roger Lemerre, "die Niederlage lässt mich über das Team nachdenken." Der Trainer des Welt- und Europameisters wird nun in der Heimat für seine Aufstellung kritisiert. Sechs Weltmeister hatte er zu Hause gelassen, gegen Australien trat er mit fünf Neulingen an. Nun muss die Equipe Tricolore Mexiko schlagen, um aus eigener Kraft in das Halbfinale einzuziehen. Doch selbst der Titel (Wie nennt man den Turniersieger eigentlich: Konföderationenmeister?) bringt keinen Ruhm. Was also hat Frankreich dort zu suchen?

Vielleicht dasselbe, was Deutschland dereinst in der Hitze Mexikos suchte. Der deutsche WM-Bewerbungschef Franz Beckenbauer hatte die heimische Auswahl zum Konföderationen-Cup beordert, um bei der Bewerbung für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 Pluspunkte beim Fußballweltverband (Fifa) zu sammeln. Während die Kicker im Stadion versuchten, 90 Minuten möglichst schnell verstreichen zu lassen, schlug hinter den Kulissen die Stunde der Diplomatie. Mit dem bekannten Ergebnis. Wer richtet eigentlich die Europameisterschaft 2008 aus? Oder die Weltmeisterschaft 2010? Wenn es Frankreich wird, dann müsste man den Konföderationen-Cup endgültig umbenennen. In Strippenzieher-Cup.

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