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Krisengipfel: Nur noch sechs italienische Stadien sicher

Ein Krisengipfel des italienischen Fußball-Verbands hat nur wenig Klarheit über die Folgen des jüngsten Todesfalls am Rande eines Erstliga-Spiels gebracht.

Rom - Italiens Regierung hat nach den Fußball-Krawallen in Catania hart durchgegriffen. "Es wird keine Spiele mehr mit Publikum in Stadien geben, die nicht den Sicherheitsvorschriften entsprechen", erklärte Innenminister Giuliano Amato nach einem Krisengipfel mit dem italienischen Fußballverband (FIGC) und dem Nationalen Olympischen Komitee (CONI) in Rom.

Staatssekretär Enrico Letta kündigte für den kommenden Mittwoch eine außerordentliche Kabinettssitzung an, auf der eine Gesetzesvorlage zur Sicherheit in den Stadion verabschiedet werden soll. Ob in den italienischen Ligen bereits am kommenden Wochenende wieder der Ball rollt, soll sich ebenfalls am Mittwoch entscheiden. Sollen die von Amato geforderten Sicherheitsstandards erfüllt werden, dürfte derzeit nur in sechs italienischen Stadien gespielt werden.

Bewegende Trauerfeier

Bei einer bewegenden Trauerfeier in Catania hatten zehntausende Menschen dem beim sizilianischen Fußball-Derby getöteten Polizisten Filippo Raciti zuvor die letzte Ehre erwiesen. "Catania sagt Nein zur Gewalt", stand auf einem Spruchband der Tifosi. "Ich hoffe, sein Tod verändert etwas", sagte die Witwe Marisa Raciti. Unmittelbar nach der Beerdigung eskalierte der Streit zwischen Regierung und Clubs über die Wiederaufnahme der ausgesetzten Spiele.

"Die Toten sind leider Teil dieser Hooligan-Bewegung, die die Sicherheitskräfte bislang nicht kontrolliert bekommen", sagte Liga-Präsident Antonio Matarrese. "Wir sind tief betroffen, aber die Show muss weitergehen", forderte er im Namen der Clubs.

"Am Wochenende muss wieder gespielt werden", sagte auch Milan-Kapitän Paolo Maldini. Die Regierung stellt die Einhaltung der von ihr bislang selbst eher locker gehandhabten Sicherheitsgesetze zur Bedingung. Die Auflagen der so genannten Pisanu-Gesetze erfüllen aber nur sechs Serie-A-Stadien. Auch Staatspräsident Giorgio Napolitano forderte in seiner Beileidsbotschaft in Catania "strenge Maßnahmen".

Reiseverbot für Fans bei Auswärtsspielen?

Nachdem Innenminister Amato und Sportministerin Giovanna Melandri der Witwe und ihren beiden Kindern gemeinsam mit den Sportverbandspräsidenten in Catania ihr Beileid ausgesprochen hatten, flogen sie zum Gipfeltreffen mit dem Fußballverband und dem Nationalen Olympischen Komitee nach Rom. Dort standen ein Reiseverbot für Fans zu Auswärtsspielen sowie Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit zur Debatte.

Der Ton zwischen Politik, Verbänden und Clubs wird im fieberhaften Ringen um einen Ausweg aus einer der dramatischsten Krisen des italienischen Fußballs immer schärfer. "Amato und Melandri sind inkompetent", wetterte der Präsident des FC Palermo Maurizio Zamparini. Nach dem Liga-Manipulationsskandal im vergangenen Sommer droht der Skandal und der eskalierende Streit, Italiens Image kurz vor dem erhofften Zuschlag für die Ausrichtung der Europameisterschaften 2012 im April endgültig zu ruinieren.

Seit den Krawallen beim Spiel zwischen Catania Calcio und dem FC Palermo (1:2) am Freitagabend steht das Land unter Schock: Der Ball ruht, bei der landesweiten Fernsehübertragung der Trauerfeier stand das öffentliche Leben für einen Moment an vielen Orten still. Als der mit der italienischen Nationalflagge und einer Rose geschmückte Sarg mit dem 38-jährigen Toten in den Dom von Catania getragen wurde, brandete lauter Applaus auf. Die Witwe beugte sich am Altar weinend über den Sarg, der kleine Sohn salutierte wie die zahlreichen Polizistenkollegen seines Vaters. Papst Benedikt XVI. hatte ein Beileidstelegramm geschickt und verurteilte "jede Form von Gewalt, die das Fußballspiel beschmutzt". (tso/dpa)

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