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Herthas einstiger Hoffnungsträger Marco Djuricin.

© Kai-Uwe Heinrich

Lange genug gewartet: Marco Djuricin findet bei Hertha wieder Anschluss

Marco Djuricin erzielte bei seinem Profidebüt im August 2010 zwei Tore - doch danach folgte kein weiteres mehr. Jetzt will er bei Hertha wieder angreifen.

Berlin - Die Trainingseinheit ist schon zu mehr als der Hälfte vorüber, da bekommt sie endlich ein Ziel: Herthas Spieler haben zwei Tore herangeschleppt, es treten zwei Sechserteams auf halbem Feld gegeneinander an, und das Spielchen hat kaum begonnen, da führen die Grauen schon. Marco Djuricin hat seine Mannschaft in Führung gebracht: Ball annehmen, schauen, schießen – drin. Das Leben hat wieder einen Sinn: Tore schießen.

„Es war ein langer Weg“, sagt Marco Djuricin. Einmal vom Nichts zum Helden – und wieder zurück. Knapp anderthalb Jahre hat der österreichische U-20-Nationalspieler für diese Strecke gebraucht.

Angefangen hat seine Geschichte im August 2010, in Herthas erstem Zweitligaspiel. 17 Minuten waren gegen Rot-Weiß Oberhausen vorüber, als Djuricin für den verletzten Rob Friend eingewechselt wurde und sein Debüt im Profifußball gab. Es sollte ein triumphaler Auftakt für den damals 17-Jährigen werden. Djuricin erzielte das 2:1 für Hertha und nach dem Ausgleich der Oberhausener auch den Treffer zum 3:2-Endstand. Der Berliner Boulevard überschlug sich regelrecht. „Wunderbengel“, wurde Djuricin genannt, „Baby-Bomber“ und „Super-Ösi“.

„Das ist Vergangenheit, das interessiert keinen mehr“, sagt Djuricin heute. Aber wenn man den weiteren Verlauf seiner Karriere seziert, bleibt ihr Auftakt immer als Kern des Ganzen zurück. „Ich glaube, ich war noch nicht bereit“, sagt Djuricin über seinen Kick-Start in den Männerfußball. „Ich habe mir zu viel Druck gemacht, wollte auf einmal hundert Tore machen.“ In Wirklichkeit hat er seit den beiden Toren im Spiel gegen Oberhausen kein einziges mehr für Herthas Profis erzielt.

Marco Djuricin geht mit durchgedrücktem Kreuz durchs Leben. Auf flüchtige Betrachter mag das irgendwie arrogant wirken; im persönlichen Gespräch aber macht er einen eher scheuen Eindruck. Djuricin redet leise, das letzte Jahr scheint ihn nachdenklich gemacht zu haben. Für ihn ist so ziemlich alles schief gelaufen, was schief laufen konnte. Am schlimmsten war es im Sommer bei der U-20-WM in Kolumbien. Djuricin hatte Österreich erst zu diesem Turnier geschossen. Doch beim ersten Spiel saß der Stürmer mit einem Muskelfaserriss im Oberschenkel auf der Tribüne. Seine Mannschaft dort unten spielen zu sehen, das hat ihm fast die Tränen in die Augen getrieben.

Mit der Verletzung und den daraus resultierenden Rückenproblemen hatte Djuricin lange zu kämpfen – so lange, dass er für Herthas erste Mannschaft keine Option mehr war. Im Sommer wurde er ins Regionalliga-Team zurückgestuft, wo er erst einmal wieder Spielpraxis sammeln sollte. In zehn Spielen für die U 23 erzielte er sechs Tore, drei davon per Elfmeter. „Ich habe das Beste rausgeholt, was ich konnte“, sagt Djuricin.

Seit drei Monaten hat er keine Beschwerden mehr, und seit Dienstag darf er unter dem neuen Trainer Michael Skibbe auch wieder mit den Profis trainieren, zunächst noch zur Probe, aber auch mit der Aussicht auf dauerhaften Aufenthalt. „Neuer Trainer, neues Glück“, sagt Djuricin. Er weiß, dass Hertha nach wie vor auf ihn setzt, und er sieht durchaus Chancen, als dritter Stürmer hinter Pierre-Michel Lasogga und Adrian Ramos auch in der Bundesliga zum Zug zu kommen. „Vor einem Jahr kannte ich mich noch nicht aus in dem Geschäft, inzwischen weiß ich einigermaßen, wie es abläuft“, sagt er. „Ich bin gereift.“ Marco Djuricin ist kurz vor Weihnachten 19 geworden.

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