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Angriff im letzten Stoß. Bettina Schwanitz holt WM-Silber.

© Reuters

Leichtathletik-WM in Moskau: Silber für Schwanitz - nächster Sprint-Titel für Jamaika

Neben den Stabhochspringern gab es für das deutsche Team auch beim Kugelstoßen Grund zum Jubeln: Christina Schwanitz holt im letzten Versuch Silber im Kugelstoßen. Der Sprint-Titel der Frauen ging wie schon bei den Männern nach Jamaika.

Christina Schwanitz wähnte sich im Moment des höchsten Glücks wie im Himmel. „Ich hatte das Gefühl, man fliegt durch das Stadion“, sagte die 103 Kilogramm schwere Kugelstoßerin des LV 90 Erzgebirge nach dem Gewinn von WM-Silber am Montag in Moskau. Mit einem unglaublichen Kraftakt im letzten Versuch hatte sie die Chinesin Gong Lijiao (19,95 Meter) noch mit 20,41 Meter vom zweiten Platz gestoßen. Schwanitz lag vor dem letzten Versuch nur auf Platz fünf. „Alles oder Nichts. Ich wusste, dass noch mehr geht. Das Training hat es gezeigt“, sagte die 27-Jährige.

Nach 2007, 2009 und 2011 gewann die Neuseeländerin Valerie Adams mit 20,88 Metern unangefochten ihren vierten WM-Titel. Damit übertrumpfte die Olympiasiegerin die Deutsche Astrid Kumbernuss, die von 1995 bis 1999 dreimal Weltmeisterin geworden war. Die letzte deutsche WM-Medaille hatte 2009 Nadine Kleinert als Zweite gewonnen.

„Ich habe ein Superjahr und ein starkes Selbstbewusstsein. Selten bin ich so relaxed in eine große Veranstaltung gegangen“, hatte Christina Schwanitz bereits nach der souverän gemeisterten Qualifikation am Tag zuvor gesagt. Zweimal übertraf sie in diesem Jahr die 20-Meter-Marke und kämpfte sich mit 20,20 Meter an die dritte Stelle der Weltbestenliste. Und nun der kraftvolle Stoß in Moskau, der noch mal 21 Zentimeter weiter ging. „Ich habe in der Vergangenheit oft noch im letzten Versuch Wettkämpfe gedreht und nun gezeigt, dass ich es immer noch kann“, sagte Schwanitz, die nach dem Aufleuchten der Weite von 20,41 Meter einen Freudentanz vollführte.

Ein Grund für ihr auch in solchen Extremsituationen stabiles Nervenkostüm ist die Zusammenarbeit mit der Psychologin Grit Reimann. Diese betrieb nach den Blackouts bei der WM 2011 in Daegu/Südkorea und 2012 bei der Hallen-WM Ursachenforschung. „Ich war bei großen Wettkämpfen so aufgeregt und blockiert“, berichtete die gebürtige Dresdnerin. „Jetzt macht mir der Leistungssport großen Spaß und er ist nicht länger eine Pflichtveranstaltung für mich.“

Aus internationaler Sicht nahm diese WM am Montagabend mit insgesamt drei Weltjahresbestleistungen und einem hochdramatischen 400-Meter-Finale an Fahrt auf. Im 100-Meter-Rennen der Frauen krönte sich Olympiasiegerin Shelly-Ann Fraser-Pryce aus Jamaika endgültig zur Sprint-Königin der Leichtathletik. Die 26-Jährige holte sich in der Weltjahresbestzeit von 10,71 Sekunden und mit dem größten Vorsprung der WM-Geschichte ihren zweiten WM-Titel vor Murielle Ahoure (10,93) von der Elfenbeinküste und Carmelita Jeter aus den USA (10,94). Verena Sailer hatte zuvor nur knapp das Finale verpasst. Die deutsche Europameisterin von 2010 wurde in 11,16 Sekunden Dritte ihres Halbfinals-Laufs. „Das ist keine Schande, aber es ist sehr schade“, sagte sie hinterher. „Jetzt werde ich das noch ein bisschen verarbeiten und mich dann voll auf die Staffel konzentrieren.“

Weitere Weltjahresbestleistungen stellten der neue 110-Meter-Hürden Weltmeister David Oliver aus den USA (13,00 Sekunden) sowie mindestens genauso überraschend auch der neue Hammerwurf-Weltmeister Pawel Fajdek aus Polen auf (81,97). Markus Esser wurde in diesem Wettkampf mit 76,25 Metern nur Zehnter.

Mit dem hauchdünnen Vorsprung von nur vier Tausendstelsekunden wurde die Britin Christine Ohuruogu zum zweiten Mal 400-Meter-Weltmeisterin. Die 29-Jährige fing auf den letzten Zentimetern des Rennens noch die lange Zeit führende Amantle Montsho aus Botswana ab. Erst die Auswertung des Zielfotos ergab: Ohuruogu lag vor der Titelverteidigerin, beide kamen nach 49,41 Sekunden ins Ziel. dpa

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