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Timo Boll ist zwölfmaliger Deutscher Meister. Seinen ersten Titel hatte er 1998 in Saarbrücken gewonnen.

© imago/Lackovic

Letzter Auftritt bei den deutschen Meisterschaften: Timo Boll: Zurückhaltender Glanz

Der Ausnahme-Tischtennisspieler hat die nationalen Titelkämpfe immer aufgewertet. In Zukunft nicht mehr. Das ist bedauerlich, aber verständlich. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Sebastian Schlichting

Die deutschen Tischtennis-Meisterschaften finden oft in eher kleinen Städten statt. In Minden, Bamberg oder Stadtallendorf. Timo Boll war seit über zwei Jahrzehnten fast immer dabei. Die Bilanz: 16 Teilnahmen, zwölf Einzeltitel. Die ersten noch in der alten Zählweise mit 21 Punkten pro Satz. Jetzt am Wochenende in Wetzlar spielt Boll zum letzten Mal mit. Das ist bedauerlich – aber auf jeden Fall verständlich.

Bedauerlich, weil Boll diesen Veranstaltungen Glanz verliehen hat. Ehre und Verpflichtung hat er die Teilnahme stets genannt. Für die sportliche Reputation hatte er die Titel nicht nötig, da finden sich ganz andere Erfolge in seiner Vita. Doch es ist nicht nur seine Weltklasse im Umgang mit dem Zelluloid- und inzwischen Plastikball, der die Meisterschaften so aufgewertet hat. Es ist auch sein Auftreten. Immer freundlich, zurückhaltend, bescheiden. Vor einem Jahr etwa, nach Titel Nummer zwölf im Berliner Sportforum, stand Boll noch lange in einem Durchgang der angejahrten Halle und plauderte mit Journalisten.

Trainingsumfänge reduziert

Verständlich ist Bolls Entscheidung ebenfalls. Er hat inzwischen auf andere Dinge als noch vor einigen Jahren in seine Entscheidungsfindung Rücksicht zu nehmen. Da wäre sein Alter. Boll wird kommende Woche 38, längst hat er die Trainingsumfänge mit Rücksicht auf seinen Körper reduziert. Er muss die Turnierteilnahmen dosieren und nach eigener Aussage irgendwo einen Strich ziehen. Bei aller Sympathie Bolls für die Veranstaltung streicht er die Meisterschaft zukünftig. Geld wird woanders verdient, die Olympia-Tickets werden woanders vergeben. Nach einer Reform durch den Weltverband ITTF werden in der Weltrangliste die Vielspieler belohnt. Das alles sind gute Gründe, warum Timo Boll in Wetzlar seine Abschiedsvorstellung gibt. Die Zuschauer sollten sich noch einmal an seiner Teilnahme erfreuen.  

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