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Draufgänger. Bei dem Sieg des Schweden Martin Hargin in Kitzbühel fuhr der 21 Jahre alte Linus Strasser zum ersten Mal in seiner Karriere unter die besten 15. Der Münchener startet für die Skiabteilung des TSV 1860.

© Imago

Linus Strasser überrascht in Kitzbühel mit Platz 14: Durchbruch am Ferienort

Beim Slalom in Kitzbühel wird Felix Neureuther Dritter – aber die Überraschung ist Linus Strasser als 14. Der 21 Jahre alte Münchener fuhr zum ersten Mal in seiner Karriere unter die besten 15.

Das Lächeln von Felix Neureuther wirkte einen Moment lang ein bisschen gezwungen. Als ihn der Schwede Martin Hargin von der Spitze verdrängte, wusste der Skirennläufer aus Garmisch-Partenkirchen noch nicht, was das für den Ausgang des Weltcup-Slaloms bedeuten würde. Ein paar Minuten später stand fest, dass es doch fürs Siegerpodium auf dem Ganslernhang in Kitzbühel gereicht hat. Neureuther wurde Dritter hinter Hargin und seinem Dauerrivalen Marcel Hirscher aus Österreich. „Total happy“, sei er, sagte Neureuther. „Es war ein sehr gelungener Tag.“ Als Führender des Slalom-Weltcups geht der 30-Jährige auch ins letzte Rennen vor der WM, dem Nachtslalom am Dienstag in Schladming.

An Neureuthers Präsenz bei Siegerehrungen hat man sich mittlerweile gewöhnt, in den vergangenen 14 Weltcup-Slaloms stand er zwölfmal auf dem Podest. Auch der fünfte Rang von Fritz Dopfer passte ins Bild. Der 27-Jährige erreichte in diesem Winter noch keinen schlechteren Rang als Platz zehn.

Für die deutsche Überraschung sorgte aber einer, der ein bisschen wie die junge Ausgabe von Felix Neureuther daherkommt, und das nicht wegen der gleichen Helmfarbe. Linus Strasser von der Skiabteilung des TSV 1860 München hat mit Platz 14 fast so viele Punkte gesammelt wie die Fußball-Abteilung des Vereins in der gesamten Vorrunde der Zweiten Liga.

Linus Strasser sieht die Ausbildung in Kitzbühel als Glücksfall

Sein Fahrstil ist ähnlich draufgängerisch, risikoreich, aber auch gefühlvoll wie der des erfolgreichsten deutschen Skirennläufers. Trotzdem wäre es übertrieben, in Strasser schon den neuen Neureuther zu sehen, denn die Unterschiede sind größer als die Parallelen. Neureuther war 19, als er zum ersten Mal sportlich im Rampenlicht auftauchte. Strasser hingegen ist schon 21 Jahre alt. Anfang Januar in Zagreb holte er die ersten Weltcup-Punkte, am Sonntag in Kitzbühel feierte er dann Premiere unter den besten 15.

Anders als Neureuther ist Strasser nicht in einem Skigebiet aufgewachsen, sondern in München. Aber er verbrachte jedes Wochenende und die Ferien in Kitzbühel, wo die Familie ein Ferienhaus besitzt. Als er vier Jahre alt war, kam der Papa, selbst ein begeisterter Skifahrer, auf die Idee, ihn im lokalen Skiklub anzumelden. Die waren erst einmal skeptisch, einem deutschen Jungen einen Platz zu geben. Schließlich gab es ja genügend Talente aus dem eigenen Ort, die man lieber förderte als einen Piefke. Der damalige Trainer hatte den kleinen Linus aber immerhin vorfahren lassen – und war schnell überzeugt. Mittlerweile sind die Kitzbüheler stolz, endlich wieder einmal einen Athlet aus ihrem Skiklub am Hahnenkammwochende dabei zu haben. Und schauten in diesem Fall großzügig darüber hinweg, dass er gar nicht für Österreich startet.

Strasser sieht die Ausbildung in Kitzbühel als Glücksfall. Der Trainer habe immer gesagt, „Kinder sollen erst einmal lernen, richtig Ski zu fahren, bevor sie Rennen bestreiten“, erzählt er. „Deshalb war er mit uns viel im Gelände und in den Buckelpisten unterwegs.“ Den Ganslernhang lernte Strasser auch bald kennen. „Auf dem“, sagt er, „fühle ich mich ziemlich zuhause.“ Es gebe nur wenige Athleten seines Jahrgangs, die schon so weit seien, findet Alpinchef Wolfgang Maier. „Er ist eine erfrischende Persönlichkeit.“ Schon vor dem Slalom am Sonntag stand deshalb fest, dass Strasser mit zur WM im Februar in Vail/Beaver Creek fahren darf.

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