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Titelverteidiger: Liverpool darf in die Champions League

Der englische Champions League-Sieger FC Liverpool darf nun doch durch eine überraschende Regeländerung der FIFA seinen Titel verteidigen. Die "Reds" hatten als englische Tabellenfünfter die Qualifikation verpasst.

London/Hamburg (10.06.2005, 15:13 Uhr) - Der englische Fußball-Rekordmeister FC Liverpool hat das wochenlange Werben um die Teilnahme an der Champions League gewonnen und darf nun doch seinen Titel verteidigen. Die europäische Fußball-Union (UEFA) gab am Freitag Grünes Licht und den «Reds» durch eine überraschende Regeländerung doch noch die Chance, um den begehrtesten Vereins-Titel Europas zu spielen. «Das ist eine gewaltige Neuigkeit und großartig für den Club», sagte der deutsche Nationalspieler Dietmar Hamann, der gerade seinen Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert hat. «Wir haben noch genug Zeit, um in die notwendige körperliche Form zu kommen.»

Schon am 12./13. Juli müssen die Liverpooler in der unattraktiven ersten Qualifikationsrunde beginnen. Ursprünglich hatte die Regel vorgesehen, dass die Engländer ihre am 25. Mai in Istanbul in einem denkwürdigen Finale im Elfmeterschießen gegen den AC Mailand erworbene Trophäe nicht verteidigen können, weil sie national als Tabellenfünfter die Qualifikation verpasst hatten.

Für Hamann & Co wird es auf dem Weg zur Titelverteidigung zunächst aber keine Schlagerspiele geben, sondern quälende Qualifikations- Partien gegen unattraktive Gegner. Drei solcher Runden mit je zwei Spielen müssen die «Reds» überstehen, um wieder in der Gruppenphase zu stehen. Für sie gilt dabei nicht die Regel der «Country Protection». Das heißt, Liverpool kann auch englischen Gegnern zugelost werden.

Zähneknirschend nahmen die englischen Konkurrenten die Entscheidung auf. Der 18-malige englische Titelträger wird dem «Market-Pool» seines Landes zugerechnet und zwingt den FC Chelsea, den FC Arsenal, Manchester United und den FC Everton dazu, einige Einnahmen durch fünf statt durch vier zu teilen.

Mit der Kehrtwendung verhinderte die UEFA ein Novum in der 50 Jahren alten Geschichte des Wettbewerbs. Erstmals wäre der Titelverteidiger sonst nicht am Start gewesen, zukünftig soll er automatisch immer dabei sein. «Es heißt Champions League und deshalb sollte der Champion seinen Titel auch verteidigen können», sagte Liverpools Kapitän Steven Gerrard.

Große Unterstützung hatte der Traditionsclub von der Anfield Road bei seiner Forderung sowohl aus dem gesamten Fußball-Lager als auch von Politikern erhalten. Mit einer Erklärung des Europäischen Parlaments wollte ein britischer Abgeordneter dem Titelträger den Weg in den Wettbewerb ebnen.

Die Entscheidung der UEFA kann auch Auswirkungen auf den deutschen Fußball haben. Die gegen Bayer Leverkusen (16. Juli) und den 1. FC Köln (22. Juli) geplanten Freundschaftsspiele überschneiden sich mit der Vorbereitung auf die Champions-League-Spiele. Auch die Japan-Tour der Liverpooler steht durch die Teilnahme an der Qualifikation plötzlich zur Diskussion.

Freuen darf sich unterdessen der türkische Meister Fenerbahce Istanbul. Die Mannschaft von Trainer Christoph Daum hätte eigentlich in der dritten Qualifikationsrunde starten müssen, erhält nun aber den automatischen Startplatz, der sonst dem Titelverteidiger vorbehalten war. Der polnische Meister Wisla Kraków steigt in die dritte Qualifikationsrunde auf, der noch zu ermittelnde rumänische Titelträger erhält einen Platz in der zweiten statt in der ersten Qualifikationsrunde.

Der tschechische Vize-Meister Slavia Prag droht schon vorsorglich mit Protest gegen die Zulassung von Liverpool, sollte Slavia deswegen aus der Liste der in der dritten Qualifikationsrunde gesetzten Vereine fallen. (Von Christian Kunz, dpa)

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