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Sport: Lukas Sinkiewicz

Wie der Kölner das Spiel gegen Kaiserslautern erlebte

Lukas Sinkiewicz steht noch in den Katakomben, da umspült ihn bereits der Beifall. Wie immer vor dem Spiel hallen die Namen aller Profis durch das ausverkaufte Kölner Stadion, doch bevor die Nummer 20 aufgerufen wird, spenden die 50 000 Zuschauer einen ausgedehnten Applaus für „unseren neuen Nationalspieler“, wie ihn der Stadionsprecher jubelnd ankündigt. Am Dienstag hat ihn Jürgen Klinsmann ins Nationalteam berufen. Dieser siebte Bundesliga-Einsatz ist deshalb ein besonderer.

Zu beunruhigen scheint das den Innenverteidiger nicht: Nach nur zehn Sekunden gewinnt er souverän den ersten Kopfball gegen Lauterns Stürmer Sanogo, nach sechs Minuten gegen den heranstürzenden Altintop. Doch als nach zehn Minuten die Gäste überlegener werden, hat Sinkiewicz Anteil daran. Ein leichter Ball gerät ihm im eigenen Strafraum zur Kerze, Sekunden später muss sein Keeper Wessels retten. An der Führung des Gegners ist Sinkiewicz sogar entscheidend beteiligt: Nach einer Flanke kommt er zu spät, sein Gegenspieler Sanogo verlängert auf den Torschützen Altintop. Der 19-Jährige blickt niedergeschlagen zu Boden.

Das Drama geht weiter: Als Sanogo im Strafraum auf ihn zuläuft, lässt er ihn fahrlässig gewähren, nach dessen Pass steht Altintop frei vor dem Tor, aber diesmal hält Wessels großartig. In der Szene vor Skelas Heber steht Sinkiewicz erneut falsch und kommt einen Schritt zu spät. Beim Gang in die Kabine schaut er ziemlich verzweifelt. „Die erste Halbzeit haben wir verschlafen“, sagt er. Die Wahrheit ist: Unsicherer ist er lange nicht mehr aufgetreten.

Die zweite Halbzeit läuft kaum besser. Immer noch rennt ihm Altintop davon. Obwohl sein Trainer zunehmend riskanter spielen und den Kontern des Gegners großen Raum lässt, wirkt der Innenverteidiger plötzlich etwas souveräner. In einigen Duellen Mann gegen Mann lässt er seine Zweikampfstärke aufblitzen. Im nächsten Moment kann ihm der gleiche Spieler aber wieder im Strafraum entwischen – und wieder muss Wessels halten. In der 79. Minute schließlich läuft Sinkiewicz nicht konsequent auf Engelhardt zu, der flankt von links auf Altintop: 0:2.

Trotz dieser unglücklichen Szenen, die untypisch sind für sein sonst so sachliches und souveränes Spiel, scheint sich doch noch alles zum Guten zu wenden. Am Anschlusstreffer von Scherz ist er nicht beteiligt. Aber beim Ausgleich rempelt Sinkiewicz seinen Kollegen Podolski gewissermaßen zum Treffer; der Ball prallt jedenfalls glücklich von Podolskis Schulter ins Tor. Der Jubel hält nicht lange an: In der dritten Minute der Nachspielzeit lässt er seinem Gegenspieler Altintop wieder zu viel Platz, der passt zu Zandi, und dann pfeift der Schiedsrichter diesen entscheidenden Elfmeter zum 2:3. „Den darf man eigentlich nicht pfeifen“, beklagt sich Sinkiewicz nach dem Spiel, „er lässt sich einfach fallen.“ Ob er sich trotzdem auf die Nationalmannschaft freut? „Na klar“, beteuert er. Aber seine traurigen Augen sind noch beim Spiel.

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