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Respekt im Spiel. Das wünschen sich die Makkabi-Spieler öfter.

© Imago

Makkabi gegen Meteor 06 in Berlin: Lange Sperre nach antisemitischen Angriffen

Beim Kreisliga-Spiel TuS Makkabi III gegen Meteor 06 III kam es Ende August zu antisemitischen Ausschreitungen. Nun hat der BFV die Strafen ausgesprochen.

Nach antisemitischen Übergriffen in der Berliner Kreisliga hat TuS Makkabi III die Bestrafung des Liga-Konkurrenten Meteor 06 III begrüßt. Das Sportgericht des Berliner Fußball-Verbandes (BFV) hatte am Wochenende den als Haupttäter ausgemachten Meteorspieler bis 2017 gesperrt und mit einer Geldstrafe von 300 Euro belegt. Außerdem werden Meteor 06 „wegen erwiesener rassistischer Verfehlungen in mindestens einem Fall zusätzlich noch weitere drei Punkte abgezogen“, wie es im BFV-Urteil hieß.

Das beim Stand von 1:0 für Makkabi am 30. August nach Zuschauer-Ausschreitungen abgebrochene Spiel wurde als Sieg für Makkabi gewertet. Zudem wurden die nach der sofort erfolgten Suspendierung der Meteor-Mannschaft ausgefallenen Spiele als verloren gewertet. Die Kosten des Verfahrens hat der BFC Meteor 06 zu tragen.

„Der TuS Makkabi Berlin begrüßt dieses klare Urteil und hält es für ein wichtiges Signal in Zeiten, wo verbale wie auch physische Übergriffe bei Fußball-Spielen immer weiter um sich greifen. Der Berliner Fußball-Verband macht damit deutlich, dass er gewillt ist, sich mit aller Macht diesen schlimmen Tendenzen entgegen zu stellen“, hieß es am Sonntag in einer Pressemitteilung des jüdischen Klubs. Meteor-Geschäftsführer Adel Ghazi sagte dem Tagesspiegel: "Das Urteil ist ausgefallen wie erwartet. Es geht auch vollkommen in Ordnung."

Verschiedene Versionen der Beleidigungen

Ausgangspunkt des Tumults war ein umstrittene, aber rein sportliche Aktion. Der jetzt gesperrte Meteor-Spieler war auf einen Zuschauer aus Makkabi-Lager zugesprintet, hatte ihn getreten und wüst antisemitisch beschimpft. Kurz darauf hatte der gleiche Spieler versucht, den Zuschauer auch noch zu schlagen, was aber verhindert werden konnte. Dazwischen hatte es eine Spielertraube gegeben, in der sich Spieler beider Mannschaften beschimpften. Verschiedene Versionen gibt es zu der Frage, wer wie beleidigt worden ist. Der Makkabi-Spieler Leonard Kaminski erklärte gegenüber dem Tagesspiegel: „Wir wurden von Meteor antisemitisch beschimpft." Schon während des Spiels hätten Meteor-Akteure Gegenspieler von Makkabi als „Judenschwein" und "Drecksjude“ beschimpft. Meteor-Betreuer Ole Braatz stellt sie Sachlage dagegen anders dar. Schon während der ersten Halbzeit hätten zwei Zuschauer von Makkabi Meteor-Spieler als „Drecksmuslime“ beschimpft und Kraftausdrücke gebrüllt. Zudem sei jener Spieler, der getreten hatte, kurz zuvor antimuslimisch beleidigt worden. Makkabi weist diese Vorwürfe scharf zurück.

„Der soll Fußball spielen und nicht Leute niederschlagen“

Meteor-Geschäftsführer Adel Ghazi hatte schon nach dem Spiel ein „Fehlverhalten“ seiner Mannschaft eingeräumt; der Spieler, der zugetreten hatte, wurde auch umgehend aus dem Verein ausgeschlossen. „So jemand hat bei uns nicht zu suchen“, hatte er erklärt. „Der soll Fußball spielen und nicht Leute niederschlagen.“ Allerdings beklagte er kurz nach dem Spielabbruch, dass nur Meteor bestraft worden sei, während Makkabi nicht sanktioniert werde. Diese Aussage stieß bei Makkabi auf Empörung. Das ist auch der Grund dafür, dass Makkabi jetzt mitteilt: Der TuS Makkabi Berlin formulierte während der Verhandlung seine klare Erwartung an den BFC Meteor 06, innerhalb seiner Reihen reinen Tisch zu machen, die Hand an die Wurzeln der sichtbar gewordenen Übel zu legen, um so eine Wiederholung dieser Untaten auszuschließen. Dazu sollte mit Verharmlosungen, Relativierungen und mit dem Leugnen von Verfehlungen Schluss gemacht werden." Erst dann bestünde die Hoffnung auf einen sauberen, ehrlichen Neuanfang und erst dann würde sich auch der TuS Makkabi Berlin einer seriös gemeinten Annäherung nicht weiter verschließen.“

Es steht Aussage gegen Aussage

Doch Meteor-Geschäftsführer Ghazi erklärte am Sonntag dem Tagesspiegel: Wir können niemanden verurteilen, wenn wir nicht genau wissen, was passiert ist. Ich war nicht dabei, und es steht Aussage gegen Aussage. Wir hätten gerne mehr herausgefunden, damit wir entsprechend hätten reagieren können.“ Auch in der Verhandlung hätten sich erhebliche Widersprüche über den Ablauf des Geschehens ergeben.
Doch nach seiner Darstellung ist ein Entspannungsprozess zwischen beiden Vereinen bereits eingeleitet worden, jedenfalls auf kleiner, zwischenmenschlicher Ebene. „Ich habe mich bei der Verhandlung mit ein paar Makkabi-Spielern verabredet, so dass wir uns mal privat treffen.“ mit dpa

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