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Sport: Man verliert nur dreimal

Warum das Spiel in Ingolstadt für die Eisbären so wichtig ist

Berlin. Ein Eishockey-Torhüter hat schwer an seiner umfangreichen Ausrüstung zu tragen. Erst recht, wenn ein anstrengendes Spiel vorbei ist. Für Jimmy Waite schien sein Gepäck am späten Freitagabend eine unerträgliche Last zu sein. Der Torwart des ERC Ingolstadt schlich geradezu aus der Halle im Sportforum. Seine riesige Tasche zog er hinter sich her. Reden wollte er auf dem Weg zum Mannschaftsbus am liebsten nicht. Sechs Tore? In einem Play-off-Spiel? Waite schüttelte den Kopf. Die Geste eines enttäuschten Verlierers. Wer nun aber beim Sieger des ersten Halbfinalspiels um die deutsche Eishockey-Meisterschaft große Euphorie erwartet hatte, wurde enttäuscht. Die Spieler des EHC Eisbären sahen zwar zufriedener aus als die Bayern, zu euphorischen Aussagen ließ sich keiner hinreißen.

6:3 hatten die Berliner ihr erstes Spiel in der nach dem Modus „Best of five“ gespielten Serie gewonnen. In überzeugender Manier, auch wenn das Yvon Corriveau egal war. „Wichtig war, dass wir einen Weg gefunden haben, das Spiel zu gewinnen“, sagte der Stürmer. Und Micky Dupont, sein Kollege aus der Verteidigung, sagte: „Wir haben in der kritischen Situation nicht resigniert, sondern richtig reagiert.“ So war es. Nachdem die Berliner anfangs des zweiten Drittels ihre 3:1-Führung verschludert hatten und Ingolstadt zum Ausgleich kam, wirkten die Eisbären nicht irritiert. Ihr Trainer Pierre Pagé lobte dann auch sein Team für den „guten Charakter“.

Dann redeten sie bei den Eisbären vornehmlich über den Sonntag, über das zweite Spiel in Ingolstadt (14.30, live auf Premiere). In einer laufenden Serie in den Play-offs ist die Freude über einen Erfolg schnell verflogen. Etappensiege bringen einen zwar dem Ziel näher, mehr aber auch nicht. Das wissen sie bei den Eisbären besonders gut, denn so weit wie jetzt waren sie vergangene Saison auch. Nach der 1:0-Führung gegen Krefeld folgten dann aber drei Niederlagen, und die Saison fand im Halbfinale ihr jähes Ende für die Berliner. Und natürlich gab es am Freitagabend Menschen im Sportforum, die die Möglichkeit einer Parallelität der Ereignisse thematisierten. Corriveau interessierte sich nicht dafür. „Mein Gott, Krefeld ist bei uns in der Kabine kein Thema mehr“, sagte er. „Dazu haben wir alle schon zu viel erlebt als Profis.“ Trainer Pagé glaubt, dass seine Spieler aus den Niederlagen im Vorjahr ihre Lehren gezogen und mental an Stärke gewonnen haben. In der Tat wirken die Eisbären bislang in den Play-offs nervenstärker als vor einer Saison – was bislang auch bessere Ergebnisse gebracht hat. Damals hatten sie, vor ihrer ersten Reise nach Krefeld, im Viertelfinale ein Spiel in Hamburg verloren. In dieser Saison sind die Berliner in den Play-offs bislang ohne Niederlage und haben in entscheidenden Momenten die Spiele fünfmal zu ihren Gunsten gestaltet – ob in der Schlussphase oder der Verlängerung

Trotz der bisherigen Berliner Dominanz in den Play-offs, die Bayern werden heute ihre Chance suchen, sagt ihr Stürmer Thomas Schinko. „Wir werden unsere Fehler analysieren, dann sehen wir weiter“, sagt der ehemalige Eisbären-Profi. Kennedy glaubt den größten Fehler seiner Spieler beim ersten Spiel erkannt zu haben. „Wir haben versucht, Eisbären-Eishockey zu spielen, und das können wir nicht so gut“, sagte Ingolstadts Trainer. Doch auch Dupont verspricht für sein Team eine niedrigere Fehlerquote. „In der Abwehr haben wir am Freitag schlechte Phasen gehabt“, sagte der Eisbären-Verteidiger. „Aber das lag wohl nur daran, dass wir zehn Tagen Pause hatten. Sonntag werden wir besser in Übung sein.“ Wenn dem so ist, sind die Chancen der Berliner gut, schon heute ein Stück besser dazustehen als in der letzten Saison. Spätestens dann wird Krefeld aus den Köpfen sein.

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