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Sport: Meister der Krisen

Hertha hat sich immer wieder aus Tiefs befreit

Berlin - Es ließ sich viel Schlechtes sagen über Hertha BSC in der abgelaufenen Saison der Fußball-Bundesliga. Und es gab auch Situationen, da wirkte Manager Dieter Hoeneß so, als glaube er selbst nicht mehr an sein anfangs von ihm oft hochgejubeltes Projekt des Umbruchs unter dem neuen Trainer Lucien Favre. Heute geht die Saison für die Berliner zu Ende, und irgendwie passt es nach einer eher matten Saison von Hertha, dass den Berlinern zum Finale die kleinste Nebenrolle aller Klubs am letzten Spieltag zugedacht ist: Beim Kahn-Festival und Hitzfeld-Abschied von München. Hertha soll mitspielen dürfen – aber bitte doch möglichst kein Tor gegen Kahn schießen.

Natürlich weiß Hoeneß um das Undankbare am Auftritt seiner Mannschaft, den sie heute ab 15.30 Uhr in der Münchner Arena absolvieren muss. Doch Feier hin, Feier her, sagt Hoeneß, seine Mannschaft habe in den jüngsten Wochen „positive Signale gesetzt, und das soll sich heute fortsetzen“. Tatsächlich hat Hertha eine ordentliche Serie hinter sich: Drei Mal in Folge hat das Team zuletzt gewonnen. Favre stellt sogar nicht ohne Stolz fest: „In der Rückrundentabelle sind wir die Nummer sechs.“

Schade nur, dass es für diese Platzierung nichts gibt, auch wenn Hertha über die Fairplay-Wertung vielleicht noch die Teilnahme an der Uefa-Cup-Qualifikation schafft. „Aber deswegen werden wir jetzt in München nicht zaghafter als sonst auftreten“, sagt Hoeneß. Angst vor Gelben oder Roten Karten habe keiner, die Mannschaft werde weiter von ihren kämpferischen Qualitäten leben. Und genau da liegt der Schlüssel von Herthas zaghaftem Erfolg in dieser Saison: Die Berliner haben gekämpft, wenn es schlecht um sie aussah.

Tiefpunkte gab es viele, doch auf sie folgten immer Hochs: Trotz zweier Niederlagen in den ersten drei Spielen waren die Berliner nach sechs Spieltagen Tabellenführer – für einen Tag. Und vor der nun sechs Spiele anhaltenden Serie ohne Niederlage lagen drei Pleiten in Folge, was Hertha verschmerzt hat. Das Team wurde zum Meister der Krisenbewältigung. „Wir haben 33 Spiele lang gezeigt, dass wir fighten können“, sagt Hoeneß.

Was die Kunst betrifft, bleibt ja wieder die Hoffnung auf die kommende Saison. Einer wird dann nicht mehr dabei sein. Amadeus Wallenschläger wechselt zum Zweitliga-Absteiger Carl Zeiss Jena. Dafür stehen mit dem Linksverteidiger Marc Stein, dem brasilianischen Defensivakteur Kaká und dem rumänischen Mittelfeldspieler Maximilian Nicu bereits drei Neue fest. Nicu kommt vom Zweitligisten SV Wehen-Wiesbaden.

Hertha will den Weg der Erneuerung fortsetzen – spielerisch und personell. Wie das genau aussehen wird, weiß Hoeneß auch noch nicht: „Ich kenne den Kader doch noch nicht.“ Zu viele Versprechen, die nicht eingelöst werden können, sind eben auf Dauer nicht gut. Auch bei Hertha nicht.

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