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Sport: Meister mit Herz

Den ersten Titel haben die Basketballspieler aus Bamberg vor allem mit ihrer Leidenschaft gewonnen

Berlin - 0,2 Sekunden leuchteten noch auf der Anzeigetafel auf, doch die Basketballspieler von GHP Bamberg wollten nicht mehr warten. Zu lange hatten sie diesen Moment herbeigesehnt, besonders nach den vergangenen zwei Jahren, als sie jeweils knapp vor dem großen Ziel gescheitert waren. Und nun sollten sie weiter warten, weil sie noch immer ein Einwurf vom größten Erfolg der Vereinsgeschichte trennte? Der verletzte Flügelspieler Rick Stafford gab die Antwort: Er sprang seinem Trainer Dirk Bauermann jubelnd in die Arme, Mike Nahar reckte die rechte Faust ins Publikum, und die ersten Zuschauer versuchten das Spielfeld zu stürmen. Irgendwann gaben die Schiedsrichter ihren Versuch auf, das Spiel korrekt zu Ende zu bringen.

Für GHP Bamberg hat am Donnerstagabend das lange Warten auf den ersten großen Titel ein Ende gefunden. Nach dem 68:64 über die Opel Skyliners aus Frankfurt im fünften und entscheidenden Spiel der Finalserie ist das Team von Trainer Dirk Bauermann erstmals Deutscher Meister. „Das ist unglaublich“, sagte Aufbauspieler Steffen Hamann, ein gebürtiger Bamberger. Vorbei die Zeit, in der sich sein Team mit inoffiziellen Titeln wie „Vizemeister“ oder „Alba-Killer“ begnügen musste. Letzteres ist einigen Fans eingefallen, nachdem ihr Team im vergangenen Jahr die Meisterserie von Alba Berlin im Halbfinale beendet hatte. Diesmal aber gab es etwas Handfestes zu feiern: den Meisterschild. Bei dessen Übergabe hatten sich die Spieler T-Shirts mit einer stolzen Botschaft übergezogen: „Sag einfach Meister zu mir.“

Gleichzeitig beendete Bamberg endgültig die Ära der Seriensieger in der Bundesliga. In den letzten drei Jahren haben somit drei unterschiedliche Vereine den Siegerschild in die Höhe gestemmt. Das ist bemerkenswert, hatten zuvor doch Leverkusen (1990 bis 1996) und Berlin (1997 bis 2003) die Titel unter sich ausgemacht. Auch Frankfurt hätte mit einem Erfolg die zweite Meisterschaft in Folge holen können, doch der Titelverteidiger scheiterte am Kampfgeist der Heimmannschaft.

Die meiste Zeit liefen die Frankfurter im fünften Spiel vor 4500 Zuschauern einem Rückstand von zehn Punkten hinterher, in der letzten Spielminute jedoch hätte Centerspieler Malick Badiane auf einen Punkt verkürzen können. Völlig freistehend unter dem gegnerischen Korb traute er sich aus unerfindlichen Gründen nicht, zum Dunking hochzusteigen. Stattdessen legte er den Ball auf den Ring, von wo er wieder ins Feld zurücksprang. Entsetzt griff sich Frankfurts Kotrainerin Daphne Bouzikou an den Kopf, denn ein derart vergebener Korbleger ist sogar in einer D-Jugend ungewöhnlich. Es zeigte jedoch auch, wie nervös beide Teams in diesem spielerisch schwachen, aber unglaublich umkämpften Finale waren.

Das Spielerische liegt den Bambergern ohnehin nicht. Der neue Meister lebt von seiner Kampfkraft. Trainer Bauermann sagte über das Team, mit dem er den achten Meistertitel seiner Laufbahn holte: „Das ist sicher nicht das talentierteste Team, aber es hat das größte Herz.“ Das können die Bamberger in der kommenden Saison in der Europaliga zeigen. Dafür müssen sie allerdings nach Nürnberg umziehen, denn noch fasst das Bamberger Forum nicht die erforderlichen 5000 Zuschauer. Erst demnächst soll es erweitert werden. Auch fehlt Bamberg der für die Europaliga erforderliche Flughafen. Aber immerhin haben die Bamberger schon gezeigt, dass man auch in der fränkischen Provinz Deutscher Meister werden kann.

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