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Die Roten feiern, die Blauen trauern.

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Meister und Absteiger: Die Bayern feiern, Hertha unterbietet Tasmania

Bayern München feiert den Titelgewinn im Berliner Olympiastadion mit einem 3:1 gegen Hertha.. Der Absteiger entreißt Tasmania Berlin einen Rekord - und brüskiert am Ende noch seine Fans.

Gemeinsam tanzten sie im rot-weißen Konfettiregen, gemeinsam umarmten sie sich und gemeinsam übergossen sie sich mit Weißbier. Standesgemäß, aber dennoch gerührt ob ihrer mannschaftlichen Saison-Höchstleistungen feierte der FC Bayern München seine 22. Meisterschaft auf dem Rasen des Berliner Olympiastadions. Und inmitten der Traube tanzte Louis van Gaal, der anfangs als ein Unverstandener galt und dann die Herzen seiner Mannschaft erreicht hat. Und nun seinen ersten Erfolg als Trainer der Bayern, den er mit den Bayern-Fans ausgiebig feierte.

Ganz am Ende dieser vermaledeiten Saison hatten Herthas Profis dagegen nichts für ihren Anhang übrig. Obwohl es am Langmut der Fans nicht gelegen hat, dass Hertha BSC die Bundesliga verlassen muss, die Spieler schafften es nach dem Abpfiff nicht mal in die Kurve. Die Spieler blieben am Rand des Fußballplatzes stehen und winkten mehr oder minder widerwillig in den Rang. Damit hat der Absteiger die Möglichkeit eines halbwegs anständigen Abgangs vertan. „Mit diesen Dingen bin ich nicht beauftragt worden“, sagte Friedhelm Funkel hinterher. Herthas Trainer war direkt nach dem Abpfiff in die Kabine verschwunden.

Erstligareif: Herthas Fans.
Erstligareif: Herthas Fans.

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Dieses vorerst letzte große Spiel in Berlin hatte schon etwas Bizarres an sich. Ein Teil der rund 75.000 Zuschauer im ausverkauften Olympiastadion war schon lange vor dem Anpfiff zum Bundesliga-Finale kräftig am Feiern und tauchte das halbe Stadion in Rot und Weiß, der andere Teil war gekommen, um Hertha auf den Weg in die Zweite Liga zu begleiten. Und das in nicht so heiterer Grundstimmung. Während also die, die in den Münchner Farben gewandet waren, fröhliche Melodien anstimmten, rollten die Blau-Weißen in der Ostkurve Transparente mit Botschaften an die Mannschaft aus. Auf den beiden ersten stand geschrieben: „Für euch ist Hertha: absteigen und gehen!“ und „Für uns: für immer bleiben.“ Etwas später wurde das dritte Spruchband ausgerollt, auf dem stand: „Funkel raus.“ Bei der Vorstellung von Trainer Friedhelm Funkel wurde am Samstag bereits kräftig gepfiffen im Rang.

Herthas Noch-Trainer hatte für die Abschiedsvorstellung der Berliner in der Bundesliga zwei kleinere personelle Wechsel vorgenommen. Für Gekas und von Bergen spielten gestern Lukasz Piszczek im Sturm und Christoph Janker in der Innenverteidigung. Den Posten Piszczeks in der rechten Außenverteidigung hatte Marc Stein eingenommen, der nach einer Viertelstunde erst einmal von Bayern Frank Ribéry genarrt wurde. Dessen Hereingabe konnte Ivica Olic nicht verwerten, Herthas Torwart Jaroslav Drobny parierte den Schuss. Gut fünf Minuten später dann war Bayerns stürmender Kroate erfolgreicher.

Nach einer Vorarbeit Arjen Robbens zog Olic mit seinem linken Fuß ab - der Ball landete für Drobny unerreichbar im langen Eck des Hertha-Tores. Es war die verdiente Führung der Bayern gegen allzu harmlose Berliner, die kaum über die Mittellinie kamen und deutlich eine Klasse schwächer waren als die Mannschaft des Meisters. Lediglich ein Freistoß von Lewan Kobiaschwili zwang Nationaltorwart Jörg Butt zu einer Parade.

Hertha war kein ernsthafter Kontrahent für die Münchner, die an gleicher Stelle in einer Woche auch noch den Pokal gewinnen wollen, und die eine weitere Woche später in Madrid im Champions-League-Finale auf Inter Mailand treffen. Der Trainer der Mailänder, der Portugiese José Mourinho, saß gestern im Olympiastadion auf der Tribüne.

Der neue Meister ließ es auch in der zweiten Halbzeit vergleichsweise ruhig angehen. Trainer Louis van Gaal nahm seinen Kapitän Mark van Bommel vom Feld. Für ihn kam Danijel Pranjic ins Spiel. Auf den Spielverlauf hatte das eher untergeordneten Einfluss; die Bayern blieben ballbestimmend und dominant.

Nach einer Stunde passierte dann etwas im Olympiastadion, was einen gewissen Seltenheitswert besitzt: Hertha schoss nach acht Wochen mal wieder ein Heimtor. Adrian Ramos war es, der eine Vorlage von Cicero verwertete, es war der zehnte Saisontreffer für den Kolumbianer. Doch auch davon ließen sich die zahlreich angereisten Bayern-Fans ihre Jubellaune nicht nehmen. Auch weil Arjen Robben kurz darauf einen Konter zum 2:1 abschloss und kurz vor Schluss einen Abpraller von der Berliner Latte zum 3:1-Endstand verwertete.

Das Olympiastadion blieb bis zum Schlusspfiff zweigeteilt: Die Rot-Weißen sangen und schwenkten ihre Fahnen ohne Unterlass. Die Hertha-Fans von der Ostkurve blieben dagegen ungewohnt ruhig. Vermutlich nahm ein jeder von ihnen leise Abschied vom großen Fußball.

Ohne Worte: Lustenberger und Funkel auf dem schnellen Gang in die Kabine.
Ohne Worte: Lustenberger und Funkel auf dem schnellen Gang in die Kabine.

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Wenn man den Berlinern unterstellen will, etwas Bleibendes geschaffen zu haben in der abgelaufenen Bundesligasaison, dann, dass ihnen Historisches gelang. Sie brachten in 17 Anläufen nur einen Heimsieg zu Stande, gleich am ersten Spieltag der Saison. Was wiederum bedeutet, dass sie 16 Mal in Serie erfolglos blieben im eigenen Haus. Damit haben sie einen neuen Rekord aufgestellt. Den alten hatte Tasmania Berlin in Besitz, die als bisher schlechteste Bundesligamannschaft aller Zeiten in der Saison 1965/66 ganze 15 Heimspiele in Serie nicht gewinnen konnte. Tasmania hatte seinerzeit am ersten und letzten Spieltag der Saison die Heimspiele gewonnen. Das blieb Hertha gestern versagt.

Und so werden die Berliner nach 13 Jahren Zugehörigkeit zur Bundesliga, einer Champions-League- und sieben Uefa-Cup-Teilnahmen absteigen. Hertha wird nach dem Sommer eine Klasse tiefer anfangen müssen. Vielleicht gibt es in einem Jahr dann mal wieder etwas für die Berliner zu feiern.

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