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Sport: Mit breiten Schultern

Der Deutsche Fußball-Bund verlängert Oliver Bierhoffs Vertrag als Manager der Fußball-Nationalmannschaft bis 2010

Berlin - Manchmal bekommen Journalisten Informationen, die sie erst mit zeitlicher Verspätung nutzen dürfen. „Sperrfrist“ nennt sich diese Einrichtung, und mit einer Sperrfrist bis zum frühen Nachmittag war gestern auch die Nachricht versehen, dass Oliver Bierhoff, der Manager der deutschen Nationalmannschaft, seinen Vertrag mit dem Deutschen Fußball- Bund um vier Jahre bis zur Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika verlängert hat. Harald Stenger, der Sprecher des DFB, verkündete dies gestern bei einem Pressegespräch mit der sportlichen Leitung der Nationalmannschaft. „Schön wär’s, wenn du uns das auch mal gesagt hättest“, sagte Bundestrainer Jürgen Klinsmann zu Bierhoff. „Sperrfrist“, warf Torwarttrainer Andreas Köpke ein. Alles lachte.

Man muss sich also nicht ernsthaft sorgen um die Kommunikationskultur bei der Nationalmannschaft. Bierhoff und Klinsmann stehen in regem Austausch miteinander, nicht immer und in allem stimmen sie überein, „aber nach außen vertreten wir nur eine Meinung“, sagt Bierhoff. „Es gibt eine wahnsinnig große Vertrauensbasis.“ Beide haben schon als Spieler zwischen 1996 und 1998 insgesamt 23-mal zusammen für die Nationalmannschaft gestürmt, das enge Vertrauensverhältnis ist allerdings erst entstanden, seitdem Bierhoff und Klinsmann in neuer Funktion bei der Nationalmannschaft tätig sind. „Wir sind gottfroh, dass er uns den Rücken frei hält“, sagt Klinsmann. „Er hat breite Schultern.“ Und an diesen Schultern prallt vieles ab, was früher ganz selbstverständlich zu den Aufgaben des Bundestrainers gehört hat: Organisationsfragen, Medien- und Sponsorentermine oder die Abstimmung mit den Bundesligavereinen zum Beispiel.

Oliver Bierhoff hat sich zudem bereits mehrmals als Krisenmanager bewährt. Im Herbst vorigen Jahres, nach der 0:2- Niederlage in der Slowakei, verteidigte er die Nationalmannschaft und ihre Trainer gegen „die überzogene und teilweise respektlose Kritik“ der Medien, und auch in der vergangenen Woche war es Bierhoff, der die polemischen Angriffe des ehemaligen Torwarttrainers Sepp Maier gegen Jürgen Klinsmann als „absolute Frechheit“ bezeichnete, während der Bundestrainer es sich erlauben konnte zu schweigen.

Schon Klinsmanns Vorgänger von Berti Vogts bis Rudi Völler hatten immer wieder gefordert, den Posten eines Teammanagers bei der Nationalmannschaft zu schaffen. Vergeblich. Erst Klinsmann konnte diese Strukturreform durchdrücken, weil er andernfalls gar nicht beim DFB angefangen hätte. Ursprünglich, als sich niemand recht vorstellen konnte, dass Klinsmann als Trainer würde arbeiten wollen, war er sogar selbst für den Posten des Teammanagers im Gespräch.

Oliver Bierhoff musste sich anfangs immer wieder fragen lassen, was er als Manager der Nationalmannschaft eigentlich mache. Die genaue Jobbeschreibung entwickelte sich erst aus der Praxis heraus, doch Zweifel an der Berechtigung dieser Funktion gibt es längst nicht mehr. „Es war uns wichtig, Oliver Bierhoff auch für die Zeit nach der WM zu gewinnen“, sagt DFB-Präsident Theo Zwanziger. „Ich habe gespürt, dass er an der Aufgabe Spaß gefunden hat.“ Neben einer moderaten Gehaltserhöhung erhält Bierhoff auch zusätzliche Kompetenzen: Die U-21-Nationalmannschaft zählt künftig zu seinem Aufgabengebiet, Bierhoff kann über ein eigenes Budget verfügen und besitzt zudem ein klares Vorschlagsrecht für den Posten des Bundestrainers.

Am liebsten würde Bierhoff von dieser Möglichkeit erst gar keinen Gebrauch machen. „Unser aller Wunsch ist, dass Jürgen Klinsmann verlängert“, sagt er. Die Entscheidung des Bundestrainers über seinen Verbleib beim DFB wird jedoch in erster Linie davon abhängen, wie die Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft abschneidet. „Da kann keiner auf Jürgen Einfluss nehmen“, sagt Oliver Bierhoff. Nicht einmal Oliver Bierhoff.

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