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Sport: Münchens Barone fürchten nur die Meisterschaft

Man sollte meinen, es gibt nichts, was Max Fedra im deutschen Eishockey noch überraschen könnte. Sechs Jahre lang spielte er in der Bundesliga und zehn weitere Spielzeiten unterklassig, wechselte anschließend auf den Managerposten des EV Landshut, mit dem er sportlich abstieg, am Grünen Tisch doch die Klasse hielt, Vizemeister wurde und nach zehn Jahren den Verkauf der Lizenz nach München miterlebte.

Man sollte meinen, es gibt nichts, was Max Fedra im deutschen Eishockey noch überraschen könnte. Sechs Jahre lang spielte er in der Bundesliga und zehn weitere Spielzeiten unterklassig, wechselte anschließend auf den Managerposten des EV Landshut, mit dem er sportlich abstieg, am Grünen Tisch doch die Klasse hielt, Vizemeister wurde und nach zehn Jahren den Verkauf der Lizenz nach München miterlebte. Nun ist Fedra dort tätig, und man müsste glauben, so viel kann sich nicht geändert haben wegen der paar Kilometern isaraufwärts, schließlich hat er auch die halbe Mannschaft mitgenommen. Und doch findet sich der Manager der München Barons in einer Situation, die einmalig ist.

"Wir müssen in zwei Richtungen völlig anders arbeiten als alle anderen: Unser Eishockey muss nicht nur erfolgreich sein, sondern auch noch lukrativ und attraktiv. Darüber hinaus gibt es so viele Aufgaben abseits des Eises - kein Ende abzusehen." So sucht Fedra immer noch Wohnungen für seine Spieler, denn die Barons fingen infrastrukturell bei Null an. Die acht Ex-Landshuter etwa wohnen wegen der niedrigeren Kosten immer noch in Niederbayern und haben eine Fahrgemeinschaft gegründet. In München sind sie Fremde, wie der ganze Verein, der auf eine Skepsis stieß, wie es sie wohl ebenfalls noch nie gegeben hat. Das Publikum reagierte mit Ablehnung auf den "Klon", es ist gebrannt von vielen Pleiten im Münchner Eishockey und verbittert über das Ende des geliebten Viertligisten ESC, der den Spielbetrieb zugunsten der Barons einstellen musste.

"Aber eines haben wir geschafft", sagt Fedra mit Stolz in der Stimme, "wir haben eine wettbewerbsfähige Mannschaft." Der größte Coup gelang den Barons mit der Verpflichtung des deutschen Nationalspielers Alexander Serikow, hinter dem die halbe Liga her war. Zu Hause fertigte Serikow mit den Barons seinen ehemaligen Klub, den Deutschen Meister Mannheim, mit 5:1 ab. "Trotzdem sind die Capitals im ersten Spiel wegen des Heimvorteils und nach dem Trainerwechsel Favorit", sagt Fedra. "Die Neuzugänge aus der DEL sind verhältnismäßig hochwertig, über einen Hede, Sjögren, Hiller oder Cimetta kann man sicherlich streiten. Aber das ist eine attraktive Mannschaft, die im oberen Tabellendrittel stehen wird."

Dorthin zu gelangen ist auch für München Pflicht, denn nur so besteht die Chance, die Stadt für Eishockey zu erwärmen. Garantiert ist allerdings auch das nicht, schließlich gingen die Maddogs als Meister Pleite. Dieses Ende droht den Barons nicht, schließlich haben sie den amerikanischen Milliardär Philip F. Anschutz im Rücken, der seit Freitag ja auch die Eisbären sein eigen nennt. "Auf uns hat das keine Auswirkung, wir arbeiten hier ziemlich eigenständig", sagt Fedra. "Ich habe bis heute nichts von dem Anschutz gehört, und es gibt auch kein Arbeitspapier, in dem steht, dass wir die Capitals schlagen müssen, weil sie der Feind der Eisbären sind."

Und auch eine andere, vermutlich weitaus ernster zu nehmende Sorge teilt er nicht: Dass nämlich Anschutz, der ja von Anfang an in Berlin einsteigen wollte, von DEL-Chef Bernd Schäfer aber nur München bekam, jetzt, da er hat, was er ursprünglich wollte, das Interesse an den Barons verliert. "Da steht eine Philosophie dahinter", glaubt Fedra. "Der Anschutz ist der fünftreichste Mann der Welt. Das schaffen nur Leute, die mehr sparen als andere. Da wird er sich wohl was dabei gedacht haben, als er all die Millionen bei uns investiert hat."

Fürchten müssen sie derzeit nur eines bei den Barons: die Deutsche Meisterschaft im ersten Jahr, denn die würde einiges an Prämien kosten. Angst vor der Meisterschaft - es gibt tatsächlich Dinge, die selbst Max Fedra noch nicht erlebt hat.

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