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Kaka

© dpa

Benefiz-Spiel: München für Afrika

Seedorf und Kaka, Ballack und Messi – die besten Fußballspieler der Welt sammeln heute Spenden ein.

Es war im November 2005, als Chris Vermeeren die Idee kam. Oder besser gesagt: seiner Frau. „Du könntest doch etwas unternehmen, um Afrika zu helfen“, sagte sie. Vermeeren, ein früherer holländischer Tennisprofi, war schon damals für mehrere Stiftungen tätig. Nach dieser Anregung setzte er sich an seinen Computer und googelte. Nach wenigen Minuten fiel ihm eine Nachricht auf: Am 18. Juli 2008 wird Nelson Mandela, der frühere Widerstandskämpfer und spätere Präsident von Südafrika, 90 Jahre alt. Vermeeren setzte sich mit der Mandela-Foundation in Verbindung, die zeigte Interesse an seiner Absicht, und so kommt es heute in München (20 Uhr, live im DSF), auf die Stunde genau zwei Jahre vor dem Anpfiff der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika, zu einem besonderen Spiel: Beim „Goal4Africa“ spielen die besten Fußballer der Welt gegeneinander.

Der Holländer Clarence Seedorf ist einer der Botschafter der Initiative, die sich für eine Verbesserung der Bildungschancen für Kinder einsetzt, nicht nur in Südafrika, sondern auf dem ganzen Kontinent. Er ist der Kapitän der einen All-Star-Mannschaft, Michael Ballack ist Kapitän des Gegners. Die Beiden haben viel Überzeugungsarbeit in ihren Klubs geleistet; das sieht man daran, dass viele Spieler vom FC Chelsea und dem AC Mailand umsonst spielen. Angereist sind bereits Gennaro Gattuso, Nelson Dida und Khalid Boulahrouz. Kaka, Didier Drogba, Lionel Messi, Robin van Persie und andere werden noch erwartet.

„Es ist natürlich mehr als nur ein Fußballspiel“, sagt Vermeeren. „Es ist ein Tribut an Nelson Mandela und an ganz Afrika.“ Dass dieses Spiel in München abgehalten werde, sei kein Zufall. „Wir hoffen, dass eine ähnliche Stimmung aufkommt wie bei der WM in Deutschland – und dass wir diese Stimmung zur WM 2010 transportieren können.“ Wenn die denn tatsächlich in Südafrika stattfindet. Das ist seit kurzem nicht mehr so sicher.

Zufällig kam der Spielort München wahrlich nicht zustande. Denn nicht nur die Spieler, auch Vermeeren und seine Mit-Organisatoren haben gute Kontakte in die bayerische Landeshauptstadt. Die Allianz Arena steht für dieses Spiel kostenlos zur Verfügung, dafür hat sich auch der FC Bayern eingesetzt – der unter anderem mit Mark van Bommel und Zé Roberto einige Spieler stellen wird. Der neue Trainer Jürgen Klinsmann wird mit dem Brasilianer Zico und dem Enkelsohn von Nelson Mandela den symbolischen Anstoß vornehmen. Und noch mehr Stars haben sich angemeldet, zum Beispiel der siebenmalige Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher und Musik-Star Eros Ramazzotti. Es wird nicht nur Fußball gespielt, es wird gesungen und getanzt in der Arena.

Die Veranstalter von „Goal4Africa“ hoffen, dass diese Partie das meistgesehene Benefizspiel aller Zeiten wird – mit 65 Millionen Live-Fernsehzuschauern in 68 Ländern wird gerechnet. Und in 52 dieser Länder gibt es eine besondere Möglichkeit zu spenden: Nach jedem Tor können die Zuschauer eine SMS an „Goal4Africa“ schicken und damit spenden (in Deutschland das Wort „GOAL“ an die 81190, 2,99 Euro).

Das Spiel in München ist nur der Anfang einer Reihe von Events, die „Goal4Africa“ plant. Sollte die Initiative erfolgreich sein, würde sich einmal mehr zeigen, dass Fußball auch eine politische Dimension hat. Zwei Jahre vor der WM in Deutschland etwa wurde diskutiert, ob ein Sieg der deutschen Nationalmannschaft Kanzler Gerhard Schröder bei der Bundestagswahl 2006 helfen würde – ein Jahr später jedoch schon hatte ihn Angela Merkel abgelöst.

In Afrika sind die Probleme, um die es geht, ernster und weitreichender. Der Bau von WM-tauglichen Stadien gehört noch zu den kleineren Problemen. Aids und Menschenrechtsverletzungen sind viel bedeutsamer. Die Europäer, die heute spielen und das Spiel veranstaltet haben, wollen wenigstens einen winzigen Teil dieser wirklich wichtigen Probleme lösen.

Christoph Leischwitz[München]

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