zum Hauptinhalt
Kölns Spieler feiern den Sieg gegen den 1. FC Union und freuen sich schon auf die Rückkehr in die Bundesliga.

© dpa

Nach 2:1-Sieg gegen 1. FC Union: Köln hat nur Bayern und Borussen im Sinn

Der 1. FC Köln ist nach dem Sieg beim 1. FC Union so gut wie aufgestiegen und beschäftigt sich schon mit der kommenden Saison in der Bundesliga – in ungewohnter Bescheidenheit.

Gleich nach dem 2:1 beim 1. FC Union wurde Adam Matuschyk mit einem Luxusproblem konfrontiert. Ob ihm denn ein spezielles Wunschszenario für den möglichen Aufstieg am kommenden Wochenende vorschwebe, wurde der Fußballer des 1. FC Köln gefragt. Matuschyk überlegte kurz. „Naja, auf der Couch aufzusteigen wäre auch okay, aber direkt im Stadion vor unseren Fans würde es natürlich mehr Spaß machen“, sagte er. Nach dem Sieg von Greuther Fürth am Sonnabend gegen Erzgebirge Aue hat Matuschyk eine Sorge weniger. Der 1. FC Köln muss am Ostermontag nur sein Heimspiel gegen den VfL Bochum gewinnen, um auch rechnerisch ganz sicher seine Rückkehr in die Bundesliga feiern zu können.

Praktisch zweifelt sowieso niemand mehr daran, dass Köln aufsteigt. Ob nun am 31. oder 32. Spieltag – egal. „Wir sind auf einem ganz guten Weg“, sagte Matuschyk und musste sich größte Mühe geben, nicht in Gelächter auszubrechen, bei so viel auswendig gelernter Tiefstapelei.

Längst denken sie in Köln an die kommende Saison, an den FC Bayern, Borussia Dortmund oder an die Derbys gegen Bayer Leverkusen. Peter Stöger musste nach dem 2:1 in Berlin schon erste Glückwünsche entgegennehmen, was dem Kölner Trainer sichtlich missfiel. Viel lieber lobte Stöger den Gegner und sagte dabei einen Satz, bei dem Unions Trainer Uwe Neuhaus wohl nicht so recht wusste, ob er sich darüber freuen oder ärgern sollte. „Wenn Union immer so gespielt hätte wie heute, wären sie sicher noch im Aufstiegsrennen dabei.“

Mangelnde Konstanz ist einer der Gründe, warum es für den 1. FC Union in den verbleibenden vier Spielen um nichts mehr geht. Anders die Kölner. Seit dem zehnten Spieltag führen sie mit nur einer Woche Unterbrechung stets die Tabelle an. Das war so nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Als Peter Stöger im Sommer als Nachfolger von Holger Stanislawski präsentiert wurde, schlug ihm zunächst Skepsis entgegen. Stöger wer?

Aber der ehemalige österreichische Nationalspieler machte sich schnell einen Namen, indem er der Mannschaft eine fußballerische Identität verpasste. Stöger war zu seiner aktiven Zeit ein begnadeter Mittelfeldspieler, ausgestattet mit einer feinen Technik. Einer, der immer den Ball haben wollte. Der Fußballspieler Stöger unterscheidet sich gravierend vom Trainer Stöger. Der lässt in Köln Konterfußball aufführen, sehr ansehnlichen noch dazu. Aus einer sicheren Abwehr heraus, mit schnellen Kräften in der Offensive. Köln hat nur 16 Gegentore kassiert – der mit Abstand beste Wert der Zweiten Liga.

Vier Leistungsträger beim 1. FC Köln kommen aus der eigenen Jugend

Diese über die Saison gewonnene Sicherheit war auch in Berlin zu sehen. Union drückte, Union drängte, Union führte 1:0. Und Köln? Machte weiter, als wäre nichts geschehen. Spielte sein Programm ab. Zwei Standardsituationen – ein Elfmeter und ein Freistoß – langten zum Auswärtssieg. Effektiver geht es kaum. Beide Tore erzielte der ehemalige Nationalspieler Patrick Helmes. Weil Helmes spielte, saß Nigerias Nationalstürmer Anthony Ujah nur auf der Bank, neben ihm Marcel Risse und Yannick Gerhardt. Höchstens der 1. FC Kaiserslautern verfügt in der Zweiten Liga noch über solche personellen Möglichkeiten. Der 1. FC Union besitzt diese Tiefe im Kader nicht.

Gerhardt ist wie Torhüter Timo Horn, Adam Matuschyk oder Jonas Hector ein Leistungsträger, der aus der eigenen Jugend stammt. Als Köln vor zwei Jahren aus der Bundesliga abstieg, begann für den hoch verschuldeten Klub eine Zeitenwende. Spieler wie Geromel, Maniche, Petit, Novakovic oder Podolski hatten in der Vergangenheit viel Geld gekostet, meist nur mit geringem Ertrag. Nun musste man notgedrungen auf die Jugend setzen.

Sportdirektor Jörg Schmadkte, einst bei Hannover 96 erfolgreich, will von diesem Kurs auch in der Bundesliga nicht abweichen. „Wir haben einen Grundstock, der gut genug ist, sich in der Bundesliga zu halten. Dem werden wir noch punktuell etwas zuführen“, sagte Schmadtke. Zuerst einmal könne es für Köln in der Bundesliga aber nur um den Klassenerhalt gehen, ließen die Verantwortlichen in den vergangenen Wochen immer wieder verlauten.

Die neue Bescheidenheit war bereits nach dem Sieg in Berlin spürbar. Beim Verlassen der Alten Försterei sangen die Kölner Fans: „Nie mehr Zweite Liga, nie mehr, nie mehr.“ Vor nicht allzu langer Zeit wäre bei gleichem Anlass noch ein Liedchen vom Europapokal angestimmt worden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false