zum Hauptinhalt
Heiko Vogel soll sich beim Spiel gegen Bergisch Gladbach "unsportlich" verhalten haben.

© imago images/Revierfoto

Update

Nach Debatte um Sanktion gegen Heiko Vogel: Fußballerinnen fordern Stellungnahme des DFB: „Wir alle fühlen uns diskriminiert"

Mönchengladbach dementiert Berichte, wonach U23-Coach Heiko Vogel als „Strafe“ Frauenteams trainieren soll. Nun haben Profis einen offenen Brief verfasst.

Borussia Mönchengladbachs Manager Max Eberl hat Berichte dementiert, wonach U23-Trainer Heiko Vogel wegen unsportlichen Verhaltens gegenüber zwei Schiedsrichterassistentinnen die sechs Trainingseinheiten für Mädchen- und Frauen-Mannschaften des Fußball-Bundesligisten als Strafe erhalten habe.

„Die Strafe waren zwei Spiele Sperre, eine Geldstrafe vom Verband plus eine Geldstrafe vom Verein on top“, sagte Eberl am Freitag: „Was er gesagt hat, war ein Fehler, den wir missbilligen. Heiko hat dann im Zuge der Verhandlungen angeboten, Frauen und Mädchen zu trainieren, um seine Wertschätzung für den Frauenfußball auszudrücken. Insofern ist das keine Strafe, sondern ein Angebot.“

Am Dienstag hatte "Reviersport" berichtet, dass der Westdeutsche Fußballverband (WDFV) Vogel für einen Vorfall vom 30. Januar sanktionierte. So heißt es in der Urteilsbegründung des Verbandes, dass Vogel sich beim Spiel gegen Bergisch Gladbach „unsportlich“ gegenüber dem Schiedsrichter und dessen Assistentinnen verhalten habe.

Neben der Geldstrafe in Höhe von 1500 Euro und der Sperrung für zwei Regionalliga-Spiele sei ihm „Reviersport" zufolge eine ungewöhnliche "Strafe" aufgebrummt worden: So müsse er sechs Trainingseinheiten eines Frauen- oder Mädchenteams leiten.

Fußballerinnen der ersten und zweiten Bundesligen haben nun einen offenen Brief an den Deutschen-Fußball-Bund verfasst. Sie fordern den Verband auf, Stellung zu beziehen und aktiv zu werden, denn „Wir alle fühlen uns beleidigt, diskriminiert und lächerlich gemacht".

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

In dem Brief heißt es: „Uns stellt sich die Frage, wie das Trainieren eines Frauen- oder Mädchenteams als eine Strafe festgelegt werden kann. Trainieren für einen Fußballtrainer*in ist niemals eine Strafe, sondern eine Berufung, unabhängig vom Geschlecht der Spieler*innen."

Es sei ebenso wenig eine Wertschätzung, wenn man zum Ausgleich für ein „solches unsportliches Verhalten" anbiete, für ein paar Stunden ein Frauenteam zu trainieren. „Dieses Urteil diskriminiert alle Frauen im Sport und speziell im Fußball." Außerdem wird in dem Brief kritisiert, dass das Verhalten von Vogel als unsportlich gewertet wurde.

So habe Vanessa Arlt, Schiedsrichterassistentin des besagten Spiels gegenüber den Westfälischen Nachrichten angegeben, dass Heiko Vogel gesagt hätte „Frauen haben auf dem Fußballplatz einfach absolut nichts zu suchen." Das sei „weit mehr als unsportlich, sondern beleidigend und diskriminierend". Der Brief wurde unter anderem von den Profi-Fußballerinnen Alexandra Popp, Nicole Anyomi, Laura Benkarth und Anna Blässe in den sozialen Medien geteilt. Popp schrieb dazu: „Wir befinden uns im Jahr 2021!!!"

DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg hat verständnisvoll auf den Offenen Brief der Bundesliga-Fußballerinnen mit Bezug auf Gladbachs U23-Trainer Heiko Vogel reagiert. „Ich kann den großen Ärger der Spielerinnen verstehen und nachvollziehen, dass sie sich dazu öffentlich Gehör verschaffen“, sagte Ratzeburg in einer am Samstag vom Deutschen Fußball-Bund veröffentlichten Stellungnahme.

Neu wäre so eine Maßnahme nicht

Die Maßnahme des Verbands hatte vor allem in den sozialen Medien für viele Diskussionen gesorgt. So stellte beispielsweise die österreichische Nationalspielerin Viktoria Schnaderbeck auf Instagram klar, dass es "keine Strafe" sei, ein Frauenteam zu trainieren. Außerdem sagte Nora Häuptle, einzige Trainerin der Frauen-Bundesliga, gegenüber dem Südwestrundfunk: "Diese Maßnahme ist despektierlich dem Frauenteam gegenüber."

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können]

Neu wäre eine derartige Maßnahme nicht. So sollte der Leverkusener Profi Kerem Demirbay vor ein paar Jahren nach einer frauenfeindlichen Äußerungen gegenüber Bibiana Steinhaus ein Mädchen-Fußballspiel pfeifen.

Ein Jahr später sollten zwei tschechische Fußballprofis mit einem Frauenteam trainieren, nachdem sie eine Schiedsrichterin frauenfeindlich beleidigt hatten („Frauen gehören an den Herd“). Beim Training sollten sie sich davon überzeugen, dass Frauen „nicht nur am Herd geschickt sein können“. (mit dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false