zum Hauptinhalt
Am Ende reichte es nicht ganz. Die deutsche Mannschaft um Christoph Theuerkauf hatte Spanien im Viertelfinale am Rande der Niederlage.

© AFP

Nach der Handball-WM: Die Richtung im deutschen Team stimmt

Das überraschend starke Abschneiden bei der Weltmeisterschaft in Spanien macht den deutschen Handballern Mut für die Zukunft - auch wenn nach dem Viertelfinal-Aus zunächst die Enttäuschung überwog.

Eine kurze Nacht lag hinter ihnen. Nur vier Stunden Schlaf. Und deshalb war die Enttäuschung noch groß, als die Spieler der deutschen Handballnationalmannschaft Donnerstagfrüh um 6 Uhr vor ihrem Hotel in Saragossa in den Bus stiegen, der sie zum Flughafen bringen sollte. „Ich bin schon ein bisschen traurig“, sagte Bundestrainer Martin Heuberger. Dieses Viertelfinalspiel der WM wird ihn wohl noch länger beschäftigen, weil sein Team Gastgeber Spanien beim 24:28 (14:12) an den Rand einer Niederlage gedrängt hatte. „Sieh mal“, sagte Mannschaftsarzt Berthold Hallmaier angesichts des Regens, „sogar der Himmel muss weinen.“

Es habe am Ende, auch durch die vielen Zeitstrafen, einfach etwas die Kraft gefehlt, so Heuberger. „Wir haben nicht den Flow gekriegt“, sagte Linksaußen Dominik Klein über die zweite Halbzeit, in der über 10 000 Fans den Gastgeber nach vorne gepeitscht hatten. Vier offene Würfe hatten nicht den Weg ins Tor gefunden. Und auch im Tempogegenstoß, der bisherigen Stärke der deutschen Auswahl, hatte Patrick Groetzki drei große Chancen liegen gelassen, weshalb der Rechtsaußen schwer mit sich haderte: „Das war vielleicht die Schlüsselszene.“ Kurz: Den perfekten Handball, der der nötig ist, um den Gastgeber einer WM zu schlagen, den hatten sie im entscheidenden Moment nicht abrufen können.

Dennoch, das Resümee des Trainers fiel sehr positiv aus. „Die Mannschaft hat eine tolle Entwicklung genommen“, sagte Heuberger. Der Teamgeist, das geschlossene Auftreten und das Tempospiel hatten ihm imponiert, zumal die Vorbereitungszeit nur wenige Trainingseinheiten zugelassen hatte. Und auch Horst Bredemeier, der Delegationschef des Teams, hatte die Mannschaft am Abend beim abschließenden Essen gelobt. „Sie haben Werbung für den Handball betrieben. Sie haben für unsere Sportart auch wieder Begeisterung ausgelöst, weil man der Mannschaft vorher nichts zugetraut hatte“, sagte der Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB). „Wir sind jetzt nicht mehr ganz weit weg von der Weltspitze.“

Die DHB-Auswahl hat bei dieser WM modernen und attraktiven Hochgeschwindigkeitshandball geboten und damit einen neuen Stil entwickelt. Sicher, diese neue Prägung war aus der Not geboren, weil das Team mit sechs WM-Debütanten und ohne einen Rückraumspieler mit Weltklasseformat nach Spanien gereist war. Doch erstmals seit fünf Jahren lobt die internationale Fachwelt den deutschen Handball. Talant Dushebajew, der Trainer von Atletico Madrid, sagte nach dem Triumph gegen Olympiasieger Frankreich: „Das Comeback der Deutschen ist die wichtigste Nachricht dieses Turniers.“

Vor dem Team liegt nun die EM-Qualifikation. Zunächst zwei Spiele im April gegen Tschechien, die nach der 23:24-Heimniederlage gegen Montenegro unbedingt gewonnen werden müssen. Ob der Bundestrainer dann Holger Glandorf, der auf die WM verzichtet hatte, wieder nominieren wird, ist offen. Denn: „Ich werde auch in Zukunft nicht nur auf die Qualität, sondern auch auf die Mentalität schauen.“

Heuberger hat sich zwar bewährt bei dieser WM, er besitzt auch das Vertrauen des DHB-Präsidiums. „Es gibt ganz wenige Trainer, die so viel von Handball verstehen“, sagt Bredemeier. Aber sollte das Team die EM-Qualifikation nicht überstehen, das weiß auch der Funktionär, „dann stünde jeder Trainer zur Disposition“. Heuberger selbst ignorierte, bevor der Bus abfuhr, jedwede Fragen zu seiner Person. „Es geht nicht um mich“, sagte er, „es geht um den deutschen Handball, dass wir irgendwann wieder dahin kommen, ganz oben anzugreifen.“ Das Fundament, immerhin, wurde dafür in Spanien gelegt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false