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Kirsty Coventry.

© REUTERS/LOUISA GOULIAMAKI

Nachfolgerin von Thomas Bach: Kirsty Coventry ist neue IOC-Präsidentin

Kirsty Coventry ist zur Nachfolgerin von Thomas Bach gewählt worden und wird neue IOC-Präsidentin. Die 41-Jährige setzte sich unter anderem gegen Sebastian Coe aus England durch.

Stand:

Die neue Präsidentin des Internationalen Olympischen Komitees heißt Kirsty Coventry. Die 41-Jährige setzte sich am Donnerstag bei der IOC-Generalversammlung in einem griechischen Ferienressort am Ionischen Meer in Griechenland durch.

„Ich fühle mich unglaublich geehrt und freue mich sehr, als Präsidentin des Internationalen Olympischen Komitees gewählt worden zu sein“, sagte sie. „Ich möchte meinen Kollegen aufrichtig für ihr Vertrauen und ihre Unterstützung danken.“

Coventry galt als Mitfavoritin. Es war kein Geheimnis, dass der scheidende Präsident Thomas Bach sie als seine Nachfolgerin präferierte.

„Das junge Mädchen, das vor all den Jahren in Simbabwe mit dem Schwimmen begann, hätte sich diesen Moment niemals erträumen können“, sagte Coventry in einer kurzen, aber emotionalen Rede.

Coventry wird wohl das Erbe von Thomas Bach fortführen

„Ich bin besonders stolz darauf, die erste weibliche IOC-Präsidentin und gleichzeitig die erste aus Afrika zu sein. Ich hoffe, dass diese Wahl viele Menschen inspirieren wird. Heute wurden gläserne Decken durchbrochen, und ich bin mir meiner Verantwortung als Vorbild voll bewusst.“

Formal mag das stimmen, doch Coventry steht inhaltlich nicht für das Aufbrechen von gläsernen Decken. Vielmehr – so machte es bislang den Anschein – soll sie das Erbe von Thomas Bach fortführen. Revolutionäre Vorschläge hinsichtlich zur Zukunft der olympischen Bewegung waren von ihr bislang nicht zu vernehmen.

Sebastian Coe war dies eher zugetraut worden. Gegen den Engländer sprach allerdings dessen unverblümter Konfrontationskurs mit Thomas Bach. In seiner Funktion als Präsident von World Athletics hatte Coe in der Vergangenheit häufiger konträre sportpolitische Positionen zur IOC-Spitze eingenommen. Gerade bei wichtigen Themen wie der Teilhabe von trans Personen im Sport oder auch dem Ausschluss russischer Athletinnen und Athleten im internationalen Sport.

Als Kompromisskandidat hatte daher Juan Antonio Samaranch junior gegolten. Seit 20 Jahren hat er einen Sitz im IOC, mit besten Verbindungen nicht nur in der Sportpolitik. Das verdankt der Spanier auch seinem Vater: Juan Antonio Samaranch Senior hatte die Olympischen Spiele in seiner Amtszeit (1980 bis 2001) zur Geldmaschine gemacht. Unter ihm herrschte allerdings Korruption der Verband. Sein Ziehsohn auf sportpolitischem Parkett war kein Geringerer als Thomas Bach.

Die Zukunft der olympischen Bewegung ist vielversprechend, und ich kann es kaum erwarten, loszulegen.

Kirsty Coventry

Doch es war – etwas überraschend – Coventry, die sich durchsetzte. „Der Sport hat eine unvergleichliche Kraft, Menschen zu vereinen, zu inspirieren und Chancen für alle zu schaffen“, sagte sie. „Ich bin entschlossen, diese Kraft in vollem Umfang zu nutzen. Gemeinsam mit der gesamten olympischen Familie – einschließlich unserer Athleten, Fans und Sponsoren – werden wir auf unseren starken Grundlagen aufbauen, Innovationen vorantreiben und die Werte Freundschaft, Exzellenz und Respekt fördern. Die Zukunft der olympischen Bewegung ist vielversprechend, und ich kann es kaum erwarten, loszulegen.“

Die sportpolitischen Herausforderungen könnten dabei größer nicht sein – zumal in politisch aufgeladenen Zeiten wie diesen. Wie umgehen mit russischen Athletinnen und Athleten? Das ist nur eine von vielen heiklen Fragen. Zudem spielt das Klima auch in der Sportbewegung eine immer größere Rolle.

Austragungsorte für Winterspieler nur noch schwer zu finden

Das IOC tut sich immer schwerer, Austragungsorte für Olympische Winterspiele zu finden. Die Widerstände gegen ein solches Riesen-Event waren zuletzt groß, immer wieder waren die Bewerbungen von der Bevölkerung abgeschmettert worden.

Bach räumt den Posten nach zwölf Jahren am Ende seiner zweiten Amtszeit. Nach der Wahl am Donnerstag wirkte er erleichtert. „Es besteht kein Zweifel, dass die Zukunft unserer olympischen Bewegung vielversprechend ist und dass die Werte, für die wir stehen, uns auch in den kommenden Jahren leiten werden“, sagte er.

Bachs Ära beim IOC war besonders hierzulande kritisch betrachtet worden. Ihm wurde vorgeworfen, sich Autokraten wie Wladimir Putin oder Xi Jinping angedient zu haben. Zudem hatte er bei vielen Athletinnen und Athleten einen schweren Stand. Diese fordern seit Jahren mehr Mitspracherechte im IOC. Bach aber öffnete sich diesbezüglich kaum.

In den IOC-Zirkeln dagegen genoss der Fecht-Olympiasieger von 1976 höchstes Ansehen. Er wurde geschätzt für sein diplomatisches und seriöses Auftreten. Bach strahlte Ruhe aus und sorgte auch genau dafür in einem Verband, in dem einst die Korruption grassierte. Der Höhepunkt seiner Amtszeit waren die Olympischen Spiele in Paris im vergangenen Jahr, die von den Athleten wie den Sportfans begeistert aufgenommen worden waren.

Eine Wiederwahl war nach den Regeln der olympischen Charta nicht möglich. Die Amtsübergabe an die neue IOC-Präsidentin ist für den 23. Juni vorgesehen.

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