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Nationalelf: Für Lehmann ins Tor

Enke, Adler, Neuer oder doch wieder Hildebrand? Unser Fußballreporter Stefan Hermanns analysiert, wer Jens Lehmanns Nachfolger im Tor der Nationalelf werden könnte.

Am Dienstag gibt Bundestrainer Joachim Löw sein Aufgebot für das erste Länderspiel nach der Europameisterschaft bekannt. Am 20. August trifft die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Nürnberg auf Belgien. Unter anderen Umständen hätte dieses Freundschaftsspiel nicht allzu viel Aufsehen ausgelöst, nach Jens Lehmanns Rückzug aus der Nationalmannschaft aber ist alles anders. Die Nation hat jetzt wieder ein drängendes Thema: Wen bestellt Löw zu Lehmanns Nachfolger und damit zur neuen Nummer eins im deutschen Tor? Einen ersten Hinweis könnte der Dienstag bringen. Mehr aber auch nicht. Der Bundestrainer hat bereits angekündigt, dass es erst einmal keinen Stammtorhüter geben werde. „Es wird ein offener Kampf“, sagt Löw. Wir erklären, welcher der Kandidaten sich die größten Hoffnungen machen darf.

Robert Enke: Der Torhüter von Hannover 96 musste im Kampf um Lehmanns Nachfolge bereits den ersten Rückschlag hinnehmen. Vor der EM wurde er zur Nummer zwei ernannt, inzwischen ist er wieder degradiert worden. „Diesmal gibt es keine so eindeutige Nummer zwei“, hat Joachim Löw gesagt. Enke wäre mit 30 Jahren eigentlich der natürliche Nachfolger Lehmanns. Er kommt jetzt ins beste Torhüteralter. Seine sachliche Art wird vor allem von Experten geschätzt. In Eins-gegen-eins-Situationen ist er der vermutlich stärkste Torhüter Deutschlands. Enke aber fehlt, obwohl er bereits bei Benfica Lissabon, beim FC Barcelona und bei Fenerbahce Istanbul unter Vertrag stand, die internationale Erfahrung – und die bekommt er mit Hannover auch in der neuen Saison nicht.

Prognose: Weil Enke ein erfreulich zurückhaltender Zeitgenosse ist, eignet er sich bestens für die Rolle als Ersatzmann. Gehört 2010 zum WM-Aufgebot und wird ehrenhalber zur Nummer zwei ernannt.

René Adler: Der Leverkusener ist Deutschlands neuer Torwartliebling. Mit seiner Nominierung für die EM konnte Löw gar nichts falsch machen. Adlers Einstieg in den Profifußball war in der Tat ein Ereignis. Er ist grandios auf der Linie, seine Präsenz im Strafraum kann der 23-Jährige noch verbessern. Auch ihm fehlt, wie Enke, in der kommenden Saison die Bewährung im Europapokal.

Prognose: Spätestens im nächsten Sommer wird der FC Bayern sich um die Verpflichtung des Leverkuseners bemühen. Wenn Adler nach München wechselt, ist er bei der WM 2010 die Nummer eins.

Manuel Neuer: Matthias Sammer, der Sportdirektor des DFB, hat schon mehrfach geweissagt, Neuer werde in Kürze der beste Torhüter der Welt sein. Im Moment aber ist der 22-Jährige verletzt, weswegen er zumindest für das Spiel eins nach Lehmann nicht in Frage kommt. Mittelfristig hat Neuer den Vorteil, dass er mit Schalke im Europapokal spielt und sich auf höchstem Niveau beweisen kann. Sein Torwartspiel erinnert stark an das seines Vorbilds Jens Lehmann. Das ist bei Löw ganz sicher kein Nachteil.

Prognose: Neuer hat eine durchwachsene Saison hinter sich. Wenn er sich stabilisiert, wird Deutschland wieder einen hitzigen Kampf um die Nummer eins erleben, diesmal zwischen Neuer und Adler.

Timo Hildebrand: War einmal das, was Adler und Neuer jetzt sind: the next big thing unter den deutschen Torhütern. Nach seiner Ausbootung kurz vor der EM hat ihm Löw jetzt wieder „sehr gute Chancen“ eingeräumt. Aber Hildebrand ist selbst in Valencia nicht mehr unumstritten.

Prognose: Hildebrand sieht sich gegenüber seinen Konkurrenten im Vorteil, er habe ihnen Turniererfahrung, internationale Spiele und Titel voraus, sagte er jetzt dem „Spiegel“. In der Nationalmannschaft wird er wohl trotzdem keine Rolle mehr spielen.

Tim Wiese: Der Bremer ist aus der Nationalmannschaft zurückgetreten, bevor er zum ersten Mal für die Nationalmannschaft gespielt hat. So viel Realitätssinn haben Wiese nicht viele zugetraut: Er hat erkannt, dass Löw nicht auf sein kraftstrotzendes Torwartspiel steht. Man kann, wie Wiese früher, darüber mosern, oder, wie Wiese jetzt, versuchen, sich den Anforderungen anzupassen. Wiese hat seit Saisonende neun Kilogramm abgenommen.

Prognose: Wegen guter Führung darf Wiese ein Freundschaftsspiel gegen Rumänien bestreiten. Mehr ist nicht drin.

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