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Lenken und lernen. Das Spielmachertalent Dennis Schröder aus Braunschweig steht vor seiner ersten NBA-Saison bei den Atlanta Hawks.

© AFP

NBA-Neuling Dennis Schröder: Der Traumschüler

Der 20-jährige Aufbauspieler Dennis Schröder startet in der Nacht zu Donnerstag gegen Dirk Nowitzki seine Karriere in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga – und erinnert den Star an seine eigenen Anfänge.

Fast könnte man glauben, dass es jemanden gibt, der so etwas wie einen Meta-Spielplan entwirft. Und der sich für die neue Saison in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga einen besonderen Coup ausgedacht hat. Der deutsche NBA-Star Dirk Nowitzki ist jedenfalls erstaunt und sagt: „Es ist schon witzig, was es für Parallelen gibt.“ Sein erstes NBA-Spiel im Februar 1999 hat Dirk Nowitzki als junges Talent aus Deutschland gegen seinen Landsmann und NBA-Veteranen Detlef Schrempf absolviert. Mehr als 14 Jahre danach hat der für den Meta-Spielplan Zuständige die gleiche Konstellation erneut angesetzt.

In der Nacht zu Donnerstag (1.30 Uhr, Sport 1 US) trifft Dennis Schröder, ein junges Talent aus Deutschland, in seinem ersten NBA-Spiel auf den Routinier Dirk Nowitzki. „Er ist jetzt der neue Überflieger und ich bin auf dem Weg nach draußen“, sagt der 35-Jährige, der im Sommer Vater einer Tochter geworden ist. Neben Schröder ist auch der Deutsche Elias Harris mit den Los Angeles Lakers in die neue Saison gestartet, doch Schröders Chancen auf eine nachhaltige Karriere in der besten Basketball-Liga der Welt stehen besser. Dirk Nowitzki ist nach einem Testspiel von dem 20 Jahre alten Aufbauspieler der Atlanta Hawks beeindruckt: „Dennis Schröder hat einen guten Drang zum Korb, er hat seine Jungs auf dem Feld gut rumgeschickt und wird auf jeden Fall eine gute Karriere in der NBA haben.“

Bei den Atlanta Hawks übernimmt Dennis Schröder die Rolle hinter Jeff Teague als zweiter Aufbauspieler. Doch das genügt ihm nicht. „Es ist ein großartiges Gefühl, Teil der NBA zu sein“, sagt er, „aber damit gebe ich mich nicht zufrieden, sondern versuche immer weiter zu arbeiten.“ Mehr als eine Stunde vor Trainingsbeginn steht er bereits in der Halle und versucht mit seinem Wurflehrer, die Trefferquote zu verbessern, nach dem Training hängt er eine weitere halbe Stunde dran. Sieben Kilogramm nahm er in Atlanta bereits zu, inzwischen wiegt er 78 Kilogramm. „Ich könnte noch schneller zunehmen, aber das wollten sie bei Atlanta nicht“, sagt Dennis Schröder, „sonst verliere ich an meiner Schnelligkeit.“

Nach Atlanta zog er mit seiner Schwester und einer Nichte. Trotzdem plagt ihn das Heimweh nach Braunschweig. „Ich vermisse meine Familie“, sagt er, „doch wenn ich weiter so hart arbeite, habe ich irgendwann die Chance, sie hierher zu holen, dass sie hier leben.“

Mit 16 Jahren hat der Sohn einer gambischen Mutter und eines deutschen Vaters einen Wendepunkt in seinem Leben verkraften müssen. Kurz bevor sein Vater starb, gab er ihm die Zusage, sich um die Familie zu kümmern. „Ich habe ihm versprochen, in die NBA zu gehen“, erinnert sich Dennis Schröder. In der abgelaufenen Saison, als er bereits eine tragende Rolle in der Bundesliga spielte, schien der große Traum näher zu rücken. Erstmals diskutierte er mit seinem Agenten Ademola Okulaja, ob er sich im diesjährigen NBA-Draft anmelden solle. Und dann spielte er sich beim Hoop-Summit, dem Match der besten europäischen Talente gegen die besten US-amerikanischen Talente, in die Notizblöcke der NBA-Scouts. „Danach haben alle von mir geredet und wollten mich haben“, erinnert sich Dennis Schröder. Es gibt übrigens noch einen, dessen NBA-Karriere mit einer herausragenden Leistung beim Hoop-Summit begonnen hat: Dirk Nowitzki.

In der vergangenen Woche gewann Dallas ein Testspiel gegen Atlanta 98:88.

Inzwischen sind sich die beiden, deren NBA-Teams jeweils die Play-offs zum Ziel haben, zweimal begegnet. Im Sommer absolvierte Schröder ein Testtraining in Dallas, und laut Nowitzki hätten die Mavericks den Deutschen geholt – wenn er nicht zuvor als 17. von Atlanta gedraftet worden wäre. Seitdem besitzt Schröder Handynummer und E-Mail-Adresse des deutschen Basketball-Heldens und meldet sich, um Tipps zu bekommen. „Er hat mir geschrieben, wie ich in die Saison reingehen soll“, erzählt Dennis Schröder, „ich soll mein Spiel spielen, und mich nicht unter Druck setzen lassen.“ In der vergangenen Woche gewann Dallas ein Testspiel gegen Atlanta 98:88.

Bei ihrer dritten Begegnung aber wird es ernst. Dabei sollte sich Dennis Schröder nicht grämen, wenn das Spiel verloren gehen und er dabei nur zwei einsame Punkte erzielen sollte. Es gibt da nämlich so eine Parallele. Und die besagt, dass aus einem deutschen Basketball-Talent, das sein erstes NBA-Spiel gegen einen deutschen Routinier verliert, durchaus noch etwas werden kann.

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