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Wurf in die Geschichte. Gegen die Sacramento Kings überholt Dirk Nowitzki Hakeem Olajawon als besten ausländischen Scorer der NBA.

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Update

NBA-Rekord von Dirk Nowitzki: Besser als der Traum

Dirk Nowitzki übertrifft in der NBA die historische Punktemarke von Hakeem Olajuwon, ist nun bester ausländischer Werfer – und strebt im Gespräch nach weiteren Zielen, auch in Berlin.

Mit Drazen Petrovic hat alles angefangen. Der Kroate, 1993 in einem Autounfall bei Ingolstadt tödlich verunglückt, war mit dem Serben Vlade Divac der erste ausländische Spieler in der Basketball-Profiliga NBA, der nicht im US-amerikanischen Sportsystem ausgebildet worden ist. Und der dort Anfang der Neunzigerjahre große Erfolge feierte. Alle anderen sind seinem Weg gefolgt: Arvyidas Sabonis, Sarunas Marciulionis, Peja Stojakovic, Manu Ginobili, Tony Parker, Pau Gasol – und natürlich Dirk Nowitzki. Seit Dienstagabend ragt der Würzburger aus dieser Gruppe noch einmal heraus. Beim Sieg über die Sacramento Kings (106:98) warf Dirk Nowitzki 23 Punkte und schob sich in der Liste der besten NBA-Werfer aller Zeiten an dem in Nigeria geborenen Hakeem „The Dream“ Olajuwon vorbei auf Platz neun. Damit ist Dirk Nowitzki bester ausländischer Werfer aller Zeiten. „Es ist für mich auch etwas Besonderes, dass ich alle Punkte an einem Ort geschafft habe“, sagt Dirk Nowitzki am Mittwochnachmittag in einem Pressegespräch, „es war bisher eine tolle Karriere und ich hätte sie nicht woanders haben wollen als hier in Dallas.“

Seit der Deutsche im Januar 1999 das erste Mal im Trikot der Dallas Mavericks auflief, hat er 26 953 Punkte erzielt. Wenn ihn keine Verletzung stoppt, wird er in der laufenden Saison auch Elvin Hayes (27 313) und Moses Malone (27 409) übertreffen. Die Rangliste der besten Werfer wird von Kareem Abdul-Jabbar (38 387 Punkte) angeführt. Neben dem Deutschen ist aus der Top Ten dieser Rangliste nur noch Kobe Bryant (31 887 Punkte) aktiv.

Bereits vor dem Spiel ist er nach dieser Rekordmarke gefragt worden. „Im Spiel habe ich mich nur auf den nächsten Wurf konzentriert“, sagt er, „aber als ich dann den großen Wurf gemacht habe, gab es Standing Ovations – da habe ich es realisiert.“ In der nächsten Auszeit überkamen ihn dann die Emotionen und er konnte sich nicht darauf konzentrieren, was Trainer Rick Carlisle auf sein Taktikbrett zeichnete. „Ich habe die Highlights auf der Videoleinwand gesehen“, sagt Dirk Nowitzki. Dort zeigte die Regie einige Meilensteine seiner Karriere: die Punkte, die ihn in die Top Ten brachten, auch den gestrigen Wurf. „Ich hatte Gänsehaut“, sagt Dirk Nowitzki, „diese 30 Sekunden haben mich stolz gemacht.“

2015 will Nowitzki noch einmal in Berlin auflaufen

Die Leistung von Dirk Nowitzki ist seit geraumer Zeit nur noch in historischen Dimensionen zu messen. Inzwischen spielen 101 ausländische Spieler in der NBA, doch Dirk Nowitzki ist ihr Aushängeschild. „Am Anfang gab es nur ein oder zwei pro Team, jetzt haben manche Klubs sechs oder sieben Ausländer“, sagt Nowitzki. Er glaubt, dass Regeländerungen wie die Umstellung auf Zonenverteidigung den internationalen Spielern genutzt hat. „Es ist jetzt mehr ein europäisches Spiel, das hat auch meiner Karriere geholfen“, sagt Dirk Nowitzki.

Auch im fortgeschrittenen Basketballalter hat er immer noch Ziele. Vor dieser Saison verzichtete er auf viel Geld, um es den Mavericks zu ermöglichen, teurere Mitspieler wie Chandler Parsons zu verpflichten. „Chandler muss jetzt bei den Auswärtsspielen alle Rechnungen zahlen“, scherzt Dirk Nowitzki, „es ist ja sowieso mein Geld.“

Immer noch treibt ihn die Aussicht an, es mit den Dallas Mavericks noch einmal in das NBA-Finale zu schaffen. 2006 und 2011 ist ihm das gelungen, das erste Mal verlor er gegen die Miami Heat, beim zweiten Mal krönte er seine Karriere mit dem klobigen Ring, den die NBA ihren Meisterspielern verleiht. In dieser Saison zählen die Mavericks erneut zu den besseren Mannschaften der NBA. Mit fünf Siegen und drei Niederlagen sind sie ordentlich in die neue Saison gestartet, allerdings ließ eine deutliche Heimniederlage gegen Miami Heat Trainer Rick Carlisle an der Einstellung seiner Mannschaft zweifeln. „Wir hatten ein paar gute Halbzeiten“, sagt Nowitzki, „aber wir haben es noch nicht über 48 Minuten geschafft.“ Besonders gefällt ihm, dass die acht Neuzugänge nicht egoistisch sind. „Wir werden von Monat zu Monat besser und erreichen hoffentlich bei den Playoffs den Höhepunkt.“

Der Deutsche Basketball-Bund hofft, dass der beste deutsche Basketballer anschließend die aktuellen deutschen Nationalspieler bei der EM 2015 unterstützt. Das Team muss die EM-Vorrunde in Berlin überstehen, anschließend soll der Würzburger mit dem jungen deutschen Team die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro schaffen. Die Mavericks haben die Freigabe für die EM bereits erteilt. „Ich habe EM auf meinem Plan“ sagt Dirk Nowitzki, „aber ich muss erst durch die NBA-Saison kommen und sehen, wie es meiner Gesundheit im Sommer geht.“ Sollte er aber noch mehr Erfolgserlebnisse wie gegen Sacramento feiern, wird es zumindest seiner Psyche im Sommer sehr gut

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