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Kapitaler Silberrücken.

© DAVIDS

Sport: Nichts für schwache Nerven

Die Meisterschaft ist entschieden – hinter dem FC Bayern bleibt die Bundesliga aber spannend. Sieben brisante Fragen an den Rest der Saison.

15 Punkte Vorsprung, 13 Spieltage vor Schluss. Selten war das Rennen um die deutsche Meisterschaft so langweilig wie in dieser Saison. Der FC Bayern München hat den Titel de facto schon jetzt sicher. Selbst wenn der Tabellenzweite Borussia Dortmund alle noch ausstehenden Spiele gewinnen sollte, müssten die Bayern fünfmal verlieren, um Platz eins noch einzubüßen – also fünfmal so oft wie in den bisherigen neunzehn Begegnungen. Und selbst dann könnte die Tordifferenz den Titelkampf noch zu ihren Gunsten entscheiden. Doch unabhängig von der Entscheidung um die Meisterschaft sind bis zum Saisonende noch einige spannende Fragen zu beantworten.

WER WIRD NEUER TRAINER IN SCHALKE?

Beim FC Schalke 04 sind die Uhren immer schon ein bisschen anders gegangen. Das wird man auch in Kürze wieder feststellen können, wenn Horst Heldt die Saison 2012/13 ganz abrupt und völlig unerwartet schon vor dem 34. Spieltag für beendet erklärt. Vielleicht passiert das schon am Wochenende, falls die Schalker bei Mainz 05 ihre nächste Niederlage kassieren und Sportdirektor Heldt sich auf sanften Druck des Aufsichtsratsvorsitzenden Clemens Tönnies zu einer außerplanmäßigen Entscheidung in der Trainerfrage gezwungen sieht. „Jens Keller bleibt bis zum Saisonende“, hat Heldt bei jeder sich bietenden Gelegenheit gesagt, zuletzt erst am vergangenen Wochenende wieder. Im Zweifel muss das Saisonende also einfach ein paar Wochen vorgezogen werden, damit Held nicht als Lügner dasteht. Kein Problem: Die Schalker spielen schließlich schon länger so, als ginge es für sie um rein gar nichts mehr.

WELCHE REKORDE KÖNNEN

DIE BAYERN NOCH BRECHEN?

Einige. Am realistischsten ist es, dass sie mit den wenigsten Auswärtsgegentoren durch die Saison kommen. Ein einziges musste Torhüter Manuel Neuer bisher hinnehmen, am zwölften Spieltag vom Nürnberger Markus Feulner. Die bisherige Bestmarke hält Werder Bremen (zehn Gegentore in der Saison 1987/88). Bei den Gegentoren insgesamt können die Bayern nur sich selbst übertreffen (21, Saison 2007/08). Reizvoller sind daher zwei andere Rekorde: Die meisten Siege in einer Saison muss der FCB sich noch mit Borussia Dortmund teilen (25), und auch die höchste Punktzahl hat der BVB erzielt. In der vergangenen Saison wurden die Dortmunder mit 81 Punkten Meister. Es würde die Bayern ganz sicher nicht stören, sollte der aktuell ärgste Konkurrent die Bestmarke schon nach einem Jahr wieder verlieren.

GELINGT EINTRACHT FRANKFURT

DER KLASSENERHALT?

Vermutlich ja, aber ganz so sicher sind sie sich in Frankfurt nach den Erfahrungen der Saison 2010/11 natürlich nicht. Vor zwei Jahren sind sie als Tabellensiebter und mit 26 Punkten in die Winterpause gegangen – in der Rückrunde kamen dann nur noch ganze acht Punkte hinzu, was den Absturz auf Platz 17 zur Folge hatte. Vorsicht ist also geboten, zumal der Eintracht zur magischen 40-Punkte-Marke immerhin noch ein Sieg fehlt. In den meisten Jahren haben allerdings auch die 37 Punkte, die der Aufsteiger bisher gesammelt hat, zum Verbleib in der Liga gereicht. Vermutlich übertreibt man also nicht mit der Feststellung, dass die Eintracht zumindest den Relegationsplatz sicher hat.

WER SCHAFFT ES IN DIE RELEGATION?

Einen Punkt Vorsprung hat die TSG Hoffenheim als 16. auf den Vorletzten Augsburg, vier sind es auf Schlusslicht Fürth. Wenigstens der Abstiegskampf verspricht bis zum Ende spannend zu bleiben – zumal der VfB Stuttgart zuletzt eindrucksvoll seine Ambitionen untermauert hat, in dieser Angelegenheit ebenfalls noch ein Wörtchen mitzureden. Wenn die Schwaben ihre Serie (fünf Niederlagen hintereinander) fortsetzen, brauchen sie nur noch drei Spiele, um sich endgültig als Abstiegskandidat zu positionieren. Da ist es natürlich sehr praktisch, dass sie am Wochenende bei der TSG Hoffenheim spielen.

WIRD TASMANIA ENDLICH EINEN

SEINER NEGATIVREKORDE LOS?

Leider wohl wieder nicht. Die Berliner waren in der Saison 1965/66 sooooo schlecht, dass nicht einmal die Spielvereinigung Greuther Fürth ihre Negativrekorde unterbieten wird. Bei der Zahl der Siege (zwei) sind die Fürther schon jetzt so weit wie Tasmania am Ende der Saison. Bei den erzielten Toren fehlen dem Neuling nur noch zwei, um die Berliner (15) zu überholen. Dafür ist Fürth noch aussichtsreich im Rennen, die Negativmarke eines anderen Berliner Klubs zu unterbieten. Hertha BSC blieb 2009/10 in 16 Heimspielen hintereinander ohne Sieg. Die Fürther sind zu Hause seit Saisonbeginn bereits elfmal sieglos geblieben.

WER QUALIFIZIERT SICH FÜR

DIE EUROPA LEAGUE?

Der kleine der beiden EuropapokalWettbewerbe ist für die Hälfte der Bundesligisten das Ziel ihrer Träume – zumindest so lange, bis sie dann tatsächlich daran teilnehmen. Dann kommen die Klagen über unattraktive Gegner aus den Tiefen des alten Sowjetreiches, über dämliche Anstoßzeiten und fehlende Ruhepausen bis zum nächsten Bundesligaspiel. Aber das soll die Spannung im Kampf um Platz sechs jetzt noch nicht schmälern. Die halbe Liga darf sich noch Hoffnungen auf die Teilnahme an der Europa League machen. Den Fünften – Freiburg – trennen vom Elften – Bremen – gerade drei Punkte. Selbst Stuttgart auf Platz 14 liegt nur weitere drei Punkte zurück. Das verspricht bis zum Schluss an jedem Spieltag ein neues Endspiel.

WER KANN DIE BAYERN NOCH ÄRGERN?

Natürlich ihr neuer Lieblingsfeind Borussia Dortmund. Schließlich gibt es nicht nur die Bundesliga. In knapp zwei Wochen treffen die momentanen Giganten des deutschen Fußballs im Viertelfinale des DFB-Pokals aufeinander. Nur zur Erinnerung: Die Bayern haben seit sechs Spielen nicht mehr gegen den BVB gewonnen. Richtig ärgern würde die Münchner aber nicht nur ein Ausscheiden im DFB-Pokal, sondern vor allem ein anderes Szenario: Sie selbst holen sich nach zwei Jahren Pause endlich die Meisterschale zurück, müssen aber dann tatenlos zuschauen, wie Borussia Dortmund zwei Wochen später in London die Champions League gewinnt.

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