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Sport: Nico Pyka wieder bei den Eisbären - diesmal als Stammspieler

16. April 1995, die Überraschung ist perfekt: Das 3:3 gegen Schweden reicht der deutschen Nationalmannschaft zum zweiten Platz.

16. April 1995, die Überraschung ist perfekt: Das 3:3 gegen Schweden reicht der deutschen Nationalmannschaft zum zweiten Platz. Die Fans im vollen Sportforum Hohenschönhausen feiern den Vize-Europameister. Die Protagonisten des Abends sind jung, schließlich geht es um den Titel bei den Junioren. Doch immerhin, jahrelang hat man im deutschen Eishockey die Krise im Nachwuchs beklagt, nun müssten alle zufrieden sein. Glorreiche Zeiten sollten der Auswahl bevorstehen.

Aber weit gefehlt. Das Bosman-Urteil kommt. Schneller Erfolg ist angesagt, die Vereinsverantwortlichen denken gerade mal bis zum nächsten Wochenende. Reihenweise werden erfahrene Cracks aus dem Ausland in die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) geholt, die jungen Spieler der Überraschungsmannschaft vom April 1995, sie geraten - abgesehen von Ausnahmekönnern wie Jochen Hecht oder Marco Sturm - schnell in Vergessenheit.

Unter den Verschmähten ist auch Nico Pyka. In der Junioren-Nationalmannschaft noch ein Leistungsträger, muss der Berliner in den folgenden zwei Jahren erkennen, dass er bei seinem Verein, den Eisbären, keine Chance hat. Er kommt zwar auf 42 Einsätze, oft sitzt der Verteidiger aber nur auf der Bank. Da kommt ihm ein Anruf von Andy Murray gerade recht. Auf Vermittlung des ehemaligen Coaches der Eisbären nimmt Pyka an einem Trainingscamp in der kanadischen Provinz Manitoba teil. Mit Erfolg. Die Winkler Flyers, ein Team der dortigen Junior Hockey League, wollen ihn haben.

Allerdings wird der Berliner in Übersee nicht mit offenen Armen, sondern zunächst gar nicht empfangen. Die Zollbeamten wollen Pyka, nur mit einem Touristen-Visum ausgestattet, gleich wieder in den Flieger nach Berlin stecken: "Wenn dich morgen keiner abholt, dann fliegst du zurück." Es folgt eine schlaflose Nacht im Hotel, mit Flüchen und unzähligen Telefonaten nach Berlin. Am kommenden Tage scheint sich der Trip als nutzlos herauszustellen. Erst kurz bevor Pyka ins Flugzeug steigen will, kommt doch noch ein Verantwortlicher aus Winkler. Der Auftakt zu zwei Jahren Nordamerika. "Am Ende war es eine gute Erfahrung", sagt Pyka. "Du lernst dich durchzusetzen, weißt, dass es auf dem Eis keine Freunde gibt. In Amerika können sie dich jederzeit rausschmeißen. In Memphis, wo ich zum Schluss gespielt habe, da waren am Saisonende nur noch acht Spieler im Team, die auch am Anfang dabei waren". Pyka war darunter. Er bekam sogar ein Angebot von einem Team aus der International Hockey League, den Detroit Vipers. Aber auch die Eisbären bekundeten nun Interesse. Das Heimweh nach Berlin und die Aussicht auf einen Stammplatz in der DEL siegten.

Die Anlaufschwierigkeiten daheim waren jedoch unübersehbar. "In den ersten Spielen hatte ich noch nicht das Vertrauen des Trainers und damit kein Selbstvertrauen. Da bekommst du drei Einsätze pro Spiel, wirst nervös und machst Fehler." Doch mittlerweile setzt Peter John Lee auf den 22-Jährigen. Nach Sven Felski hat sich Pyka als zweiter Berliner bei den Eisbären durchgesetzt. Trotzdem bleibt noch ein Wunsch. "Ich möchte endlich mein erstes Tor in der DEL schießen", sagt der Eisbären-Verteidiger. Vielleicht klappt das ja heute - gegen die Revier Löwen (19.30 Uhr, Sportforum).

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