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Sport: Nordkoreanischer Marathon: Kim siegt für Kim

Nordkorea, das letzte Rückzugsland eines streng-diktatorischen Kommunismus, öffnete sich am Sonntag der Welt - mit einem Marathonlauf durch die Straßen der Hauptstadt Pjöngjang. Die Organisatoren versuchten dabei in einer unerwartet kühnen Anwandlung, die hermetisch abgeriegelte Vergangenheit mit der Zukunft zu verbinden.

Nordkorea, das letzte Rückzugsland eines streng-diktatorischen Kommunismus, öffnete sich am Sonntag der Welt - mit einem Marathonlauf durch die Straßen der Hauptstadt Pjöngjang. Die Organisatoren versuchten dabei in einer unerwartet kühnen Anwandlung, die hermetisch abgeriegelte Vergangenheit mit der Zukunft zu verbinden. Das Unternehmen fiel auf den Todestag des vor sieben Jahren verstorbenen Staatsgründers Kim Il Sung, und es wurde finanziert durch Sponsoren aus dem kapitalistischen Ausland, einen italienischen Sportausrüster und eine Schweizer Zeitmessfirma, aber auch eine holländische Brauerei und, sehr erstaunlich, die britische Tageszeitung "Financial Times". Pecunia non olet - richtig hartes Geld stinkt nicht, auch in Nordkorea nicht mehr. So durfte sich der einheimische Sieger Kim Jung On über eine Siegprämie von 3000 Dollar freuen. Er wurde mit einem Schlag ein vermögender Mann.

Beim rigorosen Ausbruch aus einer Jahrzehnte langen Isolation durften zum ersten Mal auch 56 Ausländer starten, darunter Amerikaner, Briten und Australier, und ihr Zieleinlauf im Kim-Il-Sung-Stadion wurde von 70 000 Zuschauern gefeiert. Die Gäste lobten die reibungslose Abwicklung und staunten, dass für ihr leibliches Wohl die notwendige Nahrung aus China importiert worden war: Pasta, Gemüse, Obst. Der Gegensatz zur Hungersnot im Land hätte größer nicht sein können.

Ganz offenbar gehören die Marathonläufer, ebenso wie die kommunistische Nomenklatura, nicht zur großen darbenden Menge im Land. Man hält sie sich offenbar warm für größere internationale Aufgaben. Die Siegerzeiten von 2:11:48 und 2:28:36 Stunden hätten auch am Montag in Boston zu vorderen Preisgeld-Rängen ausgereicht. Während ihren Landsleuten oft die Luft zum Atmen fehlt, werden sie später einmal sagen, dass doch nicht alles so schlecht gewesen war im fundamental-kommunistischen Regime.

Robert Hartmann

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