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Wenn Fenerbahce und Galatasary aufeinander treffen, geht es immer hitzig zu.

© AFP

Ofsayt - die Fußball-Kolumne aus der Türkei: Deprimierendes Derby

Das Duell der Istanbuler Großklubs Fenerbahce und Galatasaray war nicht nur aus sportlicher Sicht beschämend. Warum, erklärt unser Korrespondent in der wöchentlichen Türkei-Kolumne.

Fenerbahce Istanbul hat am Wochenende nicht nur das Derby gegen den Lokalrivalen Galatasaray verloren und damit die Chance verpasst, im Kampf um den türkischen Meistertitel sechs Spieltage vor Saisonende so gut wie uneinholbar davon zu ziehen. Der Traditionsclub lieferte auch ein beschämendes Beispiel für Rowdytum und Gewalt, das für Schlagzeilen sorgte.

Die Entscheidung im Derby zugunsten von Galatasaray kam schon in der neunten Spielminute durch einen Treffer des Niederländers Wesley Sneijders. Das Tor blieb das einzige in der Begegnung, die von vielen Fouls gekennzeichnet war: Schiedsrichter Bülent Yildirim verteilte zwölf gelbe und zwei gelb-rote Karten. Hinterher machte Fernebahce dem Unparteiischen schwere Vorwürfe, doch Beobachter wie Ahmet Ercanlar von der Zeitung „Hürriyet“ ließen sich nicht beirren: „Sie waren genauso schlecht wie der Schiedsrichter“, schrieb er über die Spieler von Fenerbahce. Die Zeitung „Sabah“ zählte 45 Fouls – die höchste Zahl in einem solchen Derby bisher.

Der eigentliche Skandal des Tages hatte aber schon vor dem Anpfiff des Spiels am Sonntag ereignet.

Am Nachmittag warteten an der Trainingsanlage von Fenerbahce in Samandira im aisatischen Teil von Istanbul einige hundert Fenerbahce-Fans, um ihre Mannschaft bei der Abfahrt zum Galatasary-Stadion auf der europäischen Seite der 15-Millionen-Metropole zu verabschieden. In diesem Moment passierte ein Autofahrer namens Serkan Okumus und seine Frau in seinem Mittelklassewagen die Gruppe. Ob die Begegnung Zufall war, oder ob Okumus die Fenerbahce-Anhänger provozieren wollte, steht nicht fest. Sicher ist, dass Okumus als gestandener Galatasaray-Fan einen Schal seines Clubs auf dem Armaturenbrett liegen hatte. Nach einigen Berichten fuhr Okumus mehrmals an den Fans des gegnerischen Teams vorbei.

Das genügte, um einen Lynchversuch auszulösen. Wütende Fenerbahce-Anhänger stoppten den Wagen und attackierten ihn mit Knüppeln und Flaschen. Okumus‘ Frau rutschte vom Beifahrersitz auf den Fahrzeugboden, um Schutz zu suchen. Währenddessen gingen um sie herum die Scheiben des Wagens zu Bruch. Laut „Sabah“ versuchten die aufgebrachten Fans, die beiden Wageninsassen aus dem Auto zu zerren. Die Polizei sei mit Pfefferspray dazwischen gegangen.

Okumus und seine Frau erlitten laut Zeitungsberichten einen Schock und verbrachten die Nacht im Krankenhaus. Galatasaray-Präsident Ünal Aysal sagte zu, alle Schäden an dem Auto von Okumus auf Vereinskosten reparieren zu lassen.

Doch dass die Fanatiker auf seiten von Aysals Klub auch nicht viel besser sind als ihre Kollegen bei Fenerbahce, stellten sie ebenfalls noch vor Spielbeginn klar: Sie griffen den Mannschaftsbus von Fenerbahce bei der Ankunft am Stadion mit Steinen an. Insgesamt wurden 29 Randalierer beim Derby festgenommen. Eine deprimierende Vorstellung von Spielern und Fans gleichermaßen.

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