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Olympische Spiele: Ihre Empfehlung

München soll sich für die Winterspiele 2018 bewerben – Berlin und Hamburg sind für 2016 aus dem Rennen.

Fechter war Thomas Bach mal, sogar Olympiagold gewann er. Jetzt dominiert in seinem Leben der Bob. Dieses Bild bemühte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), als er verkündete, dass sich das DOSB-Präsidium für eine Bewerbung der Stadt München um die Olympischen Winterspiele 2018 ausgesprochen hat. Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Skiverbandes, rief Bach sogleich auch zum „Steuermann des Olympiabobs“ aus, der nun ans Ziel gesteuert werden soll. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Mit der Empfehlung des DOSB-Präsidiums ist noch keine Entscheidung für eine tatsächliche Kandidatur gefallen. „Wir werden jetzt mit der Stadt München Gespräche aufnehmen und Eckpunkte abklären, anschließend muss mit der Politik gesprochen werden, und wenn diese Gespräche alle positiv verlaufen sind, werden wir unsere Mitglieder entscheiden lassen“, sagte Bach. Das soll am 7. und 8. Dezember in Hamburg geschehen.

Zu den Eckpunkten gehört beispielsweise die Frage nach der entsprechenden Verkehrs- und Sportinfrastruktur. Und Bach weiß als IOC-Vizepräsident, welche Kriterien entscheidend sind. „Nur kompakte Bewerbungen haben Erfolg.“ Das heißt, kurze Weg sind wichtig. Alfons Hörrmann baut deshalb vor: „Wir werden in unser Gesamtkonzept nicht zu viele lokale Begehrlichkeiten einbauen.“ Drei Veranstaltungsorte soll es maximal geben. In München sollen die Hallensportarten wie etwa Eishockey und Eiskunstlauf stattfinden. Am Königsee sollen die Bob- und Rodelwettbewerbe ausgetragen werden und in Garmisch-Partenkirchen die Skiwettkämpfe. Damit würden die Biathlon-Hochburg Ruhpolding und das Eisschnelllauf-Zentrum Inzell nicht von den Spielen profitieren. Aber Inzell stünde im jetzigen Zustand sowieso nicht zur Wahl, es ist eine Freiluftanlage.

Das DOSB-Präsidium sieht München auch bei der Nachhaltigkeit im Vorteil, da ein Großteil der Infrastruktur bereits vorhanden sein wird. Im Februar 2011 wird die alpine Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen ausgetragen, also drei Monate bevor das IOC über die Vergabe der Winterspiele 2018 entscheidet. Auf dem Weg dorthin muss sich München laut Bach beim IOC einem harten Wettkampf aussetzen, in dem es vor allem ums Geld geht. Die Entscheidung, die Winterspiele 2014 in Sotschi (Russland) auszutragen, hat die Dimension aufgezeigt. Sotschis Bewerbung soll 60 Millionen Euro gekostet haben, die des stärksten Konkurrenten Pyeongchang 40 Millionen. Hinter beiden Bewerbungen standen große Sponsoren wie Gasprom und Samsung. In Deutschland setzt man eher auf ein Zusammenspiel vieler. „Es wird eine große nationale Kraftanstrengung“, sagte Bach. Er bezifferte die Kosten etwa auf 25 bis 35 Millionen Euro.

„Wir brauchen eine zündende Idee, ein Motiv, das ausdrückt, was die Winterspiele in München zur Weiterentwicklung der olympischen Idee beitragen könnten“, sagte Bach. Bürgermeister Christian Ude hat sich darüber bereits Gedanken gemacht. Er will – als eine Art Reaktion auf die umwelttechnisch umstrittenen Winterspiele 2014 in Sotschi – die ökologische Verträglichkeit zu einem Kennzeichen der Bewerbung machen. Noch Anfang August wolle die Stadt mit den Wintersportverbänden die ersten Eckdaten der Bewerbung klären, sagte Ude.

Die Entscheidung für München ist auch eine Entscheidung gegen Sommerspiele in Hamburg oder Berlin, die sich auch ins Spiel gebracht hatten. „Wir haben eine erfolgsorientierte Entscheidung getroffen“, sagte Bach. Eine Bewerbung für die Sommerspiele 2016 sei aussichtslos gewesen, da die Spiele 2012 bereits in Europa stattfinden (London). Bach wehrte sich gegen Spekulationen, dass Winterspiele seinen eigenen Ambitionen im IOC besser passten. Ihm wird nachgesagt, Jacques Rogge als IOC-Präsident beerben zu wollen, und eine Sommerbewerbung wäre da hinderlich gewesen. „Das ist absurd“, sagte er. „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, und außerdem wird Jacques Rogge 2009 noch einmal kandidieren, und ich werde ihn unterstützen.“

Seine Unterstützung für Rogge bekräftigt Bach auch beim Thema Olympische Jugendspiele, die sehr umstritten sind, weil der Leistungsdruck auf Jugendliche dadurch erhöht werde. Doch Bach verwies auf den deutschen Einfluss bei der Gestaltung der Spiele. Man wolle eher ein Jugendfestival daraus machen. An den Erfolg glauben beim DOSB nicht alle. So kündigte der Deutsche Leichtathletik-Verband an, nicht teilzunehmen. „Dafür haben wir kein Verständnis, es wäre besser teilzunehmen und mitzugestalten“, sagte Ingo Weiss, Mitglied des DOSB-Präsidiums. Bach erinnerte daran, dass die Entscheidung des IOC für die Jugendspiele einstimmig gefallen sei.

Genau wie die Empfehlung des DOSB für die Bewerbung Münchens. Er tat es nicht ohne Hintergrund. Schließlich scheiterte die letzte deutsche Olympiabewerbung an internen Streitigkeiten. Leipzig schaffte es 2004 nicht mal in die Endausscheidung. Mit München soll alles anders laufen. „München ist eine internationale Marke“, sagte Hörrmann.

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