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Nebel an den Ringen. Wie geht es weiter mit den Olympischen Winterspielen?

© picture alliance/dpa

Olympische Winterspiele 2026: Welche Stadt will sich Olympia noch antun?

Calgary spricht sich gegen Olympia aus. Das passt ins Bild und kommt nicht überraschend. Ein "Weiter so" des IOC darf es nicht geben. Ein Kommentar.

Eiskunstläuferin Katarina Witt lief sich 1988 in die Herzen aller Olympia-Fans, Skispringer Eddie Edwards sprang dorthin. Wenn auch auf andere Weise. „Eddie the Eagle“, der Skispringer, der immer viel früher landete als alle anderen, war der sympathische Verlierer. Schön war’s in Calgary. Schön sollte es auch 2026 werden. So der Plan der Olympia-Befürworter in der kanadischen Stadt und des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Wird wohl nichts. Die Bürger Calgarys haben deutlich „Nein“ gesagt. Bindend ist das Votum nicht, aber diese krachende Niederlage der Befürworter ist aller Wahrscheinlichkeit nach das Aus für erneute Spiele in Calgary.

Die Ablehnung ist vor allem eine böse Schlappe für das IOC. Endlich wieder Winterspiele in einer echten Wintersport-Stadt hätten sie dort gern gesehen. Nachdem zuletzt Sotschi und Pyeongchang an der Reihe waren und als nächstes Peking ausrichtet. Dass es nun anders kommt, ist nicht wirklich überraschend. Schon in zahlreichen anderen Städten, unter anderem München, hatte die Mehrheit der Bevölkerung keine Lust auf Winter-Olympia.

Im Klartext: Keine Lust auf horrende Kosten – Pyeongchang kostete über 11 Milliarden Euro, Sotschi mehr als das Dreifache – die letztlich am Steuerzahler hängen bleiben. Keine Lust auf den Bau teurer Sportanlagen, die danach kaum gebraucht werden. Sporthallen, wie für Sommerspiele, okay, können nicht schaden. Aber eine Bobbahn wird nur in den seltensten Fällen den Alltag der Einwohner bereichern. Auch die teils massiven Eingriffe in die Natur sorgen immer mehr für Ablehnung.

Hier keine Regierung, dort kein Geld

Was nun, IOC? Zwei Bewerber sind für 2026 noch im Rennen. Stockholm und Mailand/Cortina d’Ampezzo. In Schweden fehlt die Unterstützung aus der Politik, zurzeit existiert nicht einmal eine Regierung. In Italien fehlt das Geld, es gibt keine staatlichen Garantien, nur die Unterstützung der Regionen. Zudem liegen die beiden Städte über 400 Kilometer auseinander. Die Entscheidung fällt Ende Juni 2019. Das IOC kann nur hoffen, dass dann wenigstens noch ein Bewerber übrig ist.

Davon abgesehen ist die Gesamtlage verheerend für das beispielsweise aufgrund des Umgangs mit dem Dauerthema Doping ohnehin miese Image des IOC. Das einstige Vorzeigeprodukt Olympia ist besonders im Winterbereich kaum mehr vermittelbar. Neue Wege müssen gegangen werden. Eine Idee wäre etwa ein fester Kreis von Ausrichtern, die dann reihum wechseln.

Aber auch hier gilt: Wer soll es machen? Wer will sich das antun? Andererseits: Wer die Sicherheit hat, die teuren Sportanlagen nicht nur für zwei Wochen zu errichten, wäre vielleicht offener für eine Bewerbung. Vielleicht würde es auch über finanzielle Anreize gehen. Also nicht mehr die Ausrichter zur Kasse bitten, um immer mehr Profit zu machen, sondern sie unterstützen. Damit die Winterspiele, die es seit 1924 gibt, überhaupt eine Zukunft haben. Das IOC ist es den Athleten schuldig.          

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