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Sport: Opfer seiner Lüge

Werner Goldmann, Trainer von Diskuswerfer Harting, verliert seinen Job

Berlin - Robert Harting hat Kondition gebolzt und Gewichte gestemmt, es war in den vergangenen Tagen wie immer, von der kurzen Weihnachtspause mal abgesehen. Harting hat geschwitzt, Werner Goldmann hat zugesehen. Ein normales Training, oberflächlich betrachtet. „Aber natürlich war das nicht sehr effektiv“, sagt Peter Selzer, der Leitende Landestrainer des Leichtathletikverbandes Berlin. „Der Druck, diese ganze Situation geht ja nicht spurlos an einem vorbei.“

Nicht an Harting, dem Weltmeisterschaftszweiten im Diskuswerfen von 2007 vom SC Charlottenburg, vor allem aber nicht an Werner Goldmann, seinem Trainer. Goldmann verliert zum 31. Dezember seinen Job, er darf nicht mehr als Leichtathletik-Trainer arbeiten. Jedenfalls nicht, wenn er aus öffentlichen Mitteln bezahlt werden müsste. Bis jetzt hatte der Diskuswurf- und Kugelstoß Coach einen Vertrag mit dem Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) als Bundestrainer. Der DLV hat ihm mitgeteilt, dass der Vertrag nicht verlängert wird.

Der 58-jährige Goldmann war als Trainer tief ins Dopingsystem der DDR verstrickt, viel tiefer, als er bislang offiziell zugegeben hat. Das hat jetzt die Dopingkommission des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) nach eingehender Prüfung festgestellt.

Dabei hatte der Trainer noch vor den Olympischen Spielen in Peking in einer Ehrenerklärung unterschrieben, dass er „zu keinem Zeitpunkt Sportlern Substanzen weitergegeben … hat, die gegen die jeweils gültigen nationalen und internationalen Antidopingbestimmungen verstoßen haben“. Der ehemalige Kugelstoßer Gerd Jacobs, früher von Goldmann trainiert, hatte im Juli schon erklärt, sein damaliger Coach habe ihm die Dopingsubstanz Oral-Turinabol gegeben. Jacobs, dem 2004 ein Spenderherz eingesetzt wurde, ist ein offiziell anerkanntes Dopingopfer. Goldmann selber hatte bei den Deutschen Meisterschaften 2008, entgegen seiner Ehrenerklärung, in einem Interview verschwurbelt zugegeben, dass er ins Dopingsystem involviert war.

Doch erst jetzt wird der Fall Goldmann offiziell bewertet. Abgeschlossen ist er damit noch nicht. Denn dem 58-Jährigen drohen weitere arbeitsrechtliche Konsequenzen. Das Bundesinnenministerium verlangt, dass Goldmann seine Reise- und Aufenthaltskosten von Peking zurückerstattet. Das Ministerium verbietet auch, dass Goldmann weiter aus öffentlichen Mitteln bezahlt wird.

Und deshalb ist jetzt die Frage, wie es mit Harting weitergeht. Der Diskuswerfer war gestern nicht zu erreichen, Selzer hat dem impulsiven Athleten aber sowieso empfohlen, „erst mal die Füße still zu halten“, sprich: nichts zu sagen. „Im Januar müssen wir eine Lösung finden“, sagt Selzer aber auch. „Schon Anfang Januar setzen sich die Verantwortlichen in Berlin zusammen.“ Dazu gehören Funktionäre des Landessportbundes und des Berliner Leichtathletik-Verbandes.

Sie müssen klären, ob man für Goldmann einen Geldgeber auftreiben kann und will. Der Landesverband kann ihn nicht anstellen, weil er auch öffentliche Mittel ausgibt. Eine Überlegung von Selzer lautet, dass man „eine Möglichkeit mit der Wirtschaft“ findet. Dass also ein Sponsor das Gehalt des Betreuers übernimmt. Das Training von Harting mit Goldmann geht auf jeden Fall erst mal weiter. „Herr Goldmann kann in seiner Freizeit trainieren, wen er will“, sagt Selzer. „Aber ein Trainer braucht ja auf Dauer auch Motivation und innere Zufriedenheit.“

Der Herr Goldmann jedenfalls hat schon auf die neue Situation zielgerichtet reagiert: Er hat sich arbeitslos gemeldet.

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