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Sport: Party auch bei Niederlage

Die Volleyballer der Netzhoppers feiern heute.

Berlin - Natürlich haben sie eine Abschiedsfete vorbereitet, sie sind ja keine Träumer. Den 3:2-Sieg vor drei Wochen gegen die BR Volleys, den betrachtet auch Mirco Culic, der Trainer, als Sonderfall. Das war ein Ligaspiel, in dem es um nichts mehr ging. „Wenn aber etwas auf dem Spiel steht“, sagt der Trainer der Netzhoppers Königs Wusterhausen, „sind sie viel stärker.“ Und heute (19 Uhr) geht es um den Einzug ins Halbfinale der Play-offs um die deutsche Volleyballmeisterschaft. Wenn die Volleys in der Halle in Bestensee, fünf Kilometer von Königs Wusterhausen entfernt, siegen, stehen sie im Halbfinale. Das erste Play-off-Duell haben sie 3:0 gewonnen.

Gut, scheiden sie halt aus, die Netzhoppers, Culic sieht das gelassen. „Wir sind in den Play-offs, damit haben wir unser Saisonziel schon erreicht.“ Man muss ja auch mal sehen, wer es da bis ins Viertelfinale geschafft hat. Ein kleiner Verein mit einem Etat von 350 000 Euro, mit einem Kader von elf Spielern, in dem zudem noch der erste Zuspieler, Manuel Rieke, monatelang verletzt ausgefallen ist. Diese Spieler erhalten so wenig Geld, „dass sie gerade die S-Bahn-Fahrt zum Training bezahlen können“. Selbstverständlich untertreibt Netzhoppers-Präsident Hans-Jochen Rodner mit diesem Hinweis, aber von den Volleys-Gehältern kann er bloß träumen.

Vor allem muss Rodner mit seinem Vorstand bald wieder die Frage beantworten, die sich jedes Jahr stellt: „Können wir die nächste Saison überhaupt finanzieren?“ Altschulden lasten auf dem Verein, 60 bis 70 Klein-Sponsoren füllen den Etat, da wird es schnell eng, wenn der eine oder andere Geldgeber abspringt.

Für Culic ist die Frage beantwortet, er wird dem Präsidium bald mitteilen, was er im Hinblick auf die neue Saison „für vernünftig hält“. Zwei neue Spieler, diese Forderung hält er für sehr vernünftig. Er muss ja damit rechnen, dass er Abgänge verkraften muss. So war es immer in den letzten Jahren. „Wir sind ein Ausbildungsverein“, sagt Rodner. So definieren sich die Netzhoppers. Sie haben schon viele Talente ausgebildet, die in größeren Vereinen zu starken Spielern gereift sind, Salvador Hidalgo zum Beispiel, beim SCC (so hießen die Volleys bis Saisonbeginn) zum Top-Angreifer aufgestiegen. „Mir macht es Spaß, Spieler auszubilden“, sagt Culic. Er ist quasi den umgekehrten Weg gegangen. Neun Jahre hatte er beim SCC als Spieler und Trainer gearbeitet, seit 2008 trainiert der 49-Jährige die Netzhoppers. Wenn der frühere Weltklasse-Zuspieler in Berlin spielen muss, „dann hat das auch etwas mit dem Gefühl zu: Ich komme nach Hause.“

Aber wirklich zu Hause ist er heute in Bestensee. Rund 1000 Fans werden das Spiel verfolgen. Und danach ist Party, auf jeden Fall. Entweder weil Saisonende ist. Oder, besser noch für die Fans, wegen des Netzhoppers-Siegs. Frank Bachner

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