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Sport: Passfälschungen im Profifußball: Die Auferstehung

Nein, Wunder kann auch der Profifußball nicht vollbringen. Doch immerhin wundern sich viele Menschen in diesen Wochen wieder über seine Auswüchse.

Nein, Wunder kann auch der Profifußball nicht vollbringen. Doch immerhin wundern sich viele Menschen in diesen Wochen wieder über seine Auswüchse. Würde beispielsweise Jurcilan Rodrigues Gil von seiner Auferstehung erfahren - er würde sich wohl im Grabe umdrehen. Der Portugiese war schon einige Monate tot, als Georlan Gomes Bastos seinen Namen wieder zum Leben erweckte.

Dem damals 21-jährigen brasilianischen Fußballspieler waren im Sommer 1999 über dunkle Kanäle der Reisepass sowie andere Dokumente Gils in die Hände gefallen. Und weil ihm Gil ähnlich sah und Bastos nicht wusste, dass der Portugiese bereits das Zeitliche gesegnet hatte, schlüpfte der Brasilianer in Gils Identität. Denn Bastos wollte sein Glück im spanischen Profifußball versuchen - und nun wies ihn Gils Pass als Portugiesen und damit Staatsangehörigen der Europäischen Union aus. Damit war Bastos nicht mehr von der Ausländerregelung des spanischen Fußballverbandes betroffen, welche den Vereinen den Einsatz von maximal drei Spielern aus Nicht-EU-Staaten zugesteht. Für Bastos reichte es nur zu einem Engagement beim viertklassigen Provinzklub Lorca. Dort kickte er bis zum vergangenen Dezember, bevor er nach Brasilien zurückkehrte, wo der Schwindel mit dem toten Gil dann aufflog.

Für den spanischen Fußball ist die Affäre Bastos ein spektakulärer Einzelfall. Doch die Anzeichen häufen sich, dass die Wogen des Passfälscherskandals, der die höchsten Spielklassen Italiens und Frankreichs erschüttert, nun auch nach Spanien überschwappen. Schließlich besitzen allein in der Primera Division 62 gebürtige Südamerikaner, Afrikaner und Osteuropäer einen EU-Pass. 28 von ihnen firmieren offiziell als Italiener, was sie besonders verdächtig macht: Schließlich könnten sie ihren Pass so erhalten haben wie der Uruguayer Fernando Correa von Atlético Madrid.

Dieser hatte im Januar 1998 die spanische Staatsangehörigkeit beantragt, im Glauben, die dafür notwendige Bedingung erfüllt zu haben, mehr als zwei Jahre in Spanien zu leben. Doch weil es Correa verschusselt hatte, seine Aufenthaltsgenehmigung zu verlängern, lehnten die Behörden seinen Antrag ab. Prompt erinnerte Correa sich seiner angeblich aus Sizilien stammenden Urgroßeltern, beantragte die italienische Staatsbürgerschaft und erhielt diese schon im Oktober 1998, obwohl ein solches Verfahren normalerweise mehr als zwei Jahre dauert. Noch merkwürdiger erscheint der Fall Correa vor dem Hintergrund, dass der Uruguayer denselben Berater hat wie sein der Passfälschung verdächtigter Landsmann Alvaro Recoba von Inter Mailand. Zu Veränderungen im Tabellenbild wird der Fall wohl nicht führen. Die Statuten des Spanischen Fußballverbandes lassen Anfechtungen nur dann zu, wenn sie innerhalb von 48 Stunden nach dem Ende eines Spiels erfolgen.

Miguel Angél Diaz sieht das anders. Racing Santanders Präsident reichte am 8. Februar Protest gegen die 1:2-Niederlage bei UD Las Palmas am 28. Oktober 2000 ein. Bislang hatte Las Palmas seine Brasilianer Alvaro und Baiano als Portugiesen registrieren lassen, am 7. Februar jedoch beantragt, beide künftig wieder als Brasilianer zu führen. Diaz sieht seinen Protest als fristgemäß an, weil er diesen innerhalb von 48 Stunden nach Bekanntwerden möglicher Irregularitäten eingereicht habe.

Max Binder

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