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Sport: Peter John Lee könnte schon am Sonntag auf der Tribüne Platz nehmen

Lorenz Funk ist erzürnt. Bei der Verpflichtung eines Trainers, da müsse viel Sorgfalt an den Tag gelegt werden, sagt der Sportdirektor der Eisbären.

Lorenz Funk ist erzürnt. Bei der Verpflichtung eines Trainers, da müsse viel Sorgfalt an den Tag gelegt werden, sagt der Sportdirektor der Eisbären. "Du holst dir doch auch kein Auto, das nach wenigen Wochen auf den Schrottplatz muss." Und dann setzt Funk noch ein wenig Medienschelte hinten dran: "Was heißt denn hier Durcheinander? Daran sind die Journalisten Schuld. Da wird so viel spekuliert, das ist alles ein großer Schmarrn. Die klare Aussage ist, dass wir keinen neuen Trainer haben."

Noch nicht, denn gesucht wird in Hohenschönhausen emsig. Dies geben alle Beteiligten unumwunden zu, auch Peter John Lee, derzeit noch Übungsleiter bei den Eisbären. "Ja, wir versuchen alles", sagt Lee. Das "Theater" und die vielen "Lügen" im Umfeld seien bei der Lösungsfindung aber eher hinderlich. "Da stand zum Beispiel, ich hätte mit Peter Ihnacak telefoniert. Mit dem habe ich überhaupt nicht gesprochen."

Dass Lee an seinem Posten nicht mehr hängt, bestreitet er nicht: "Es kann sein, dass da etwas passiert." Auch Mutmaßungen, nach denen Lee seinem Nachfolger schon am Sonntag beim Lokalderby von der Tribüne aus in einer anderen Funktion, etwa als neuer Manager der Eisbären, zuschauen werde, stellt der Kanadier nicht in Abrede. "Ich will im Verein bleiben, aber das ist nicht meine Entscheidung, da denke ich nicht egoistisch. Das ist wie ein Puzzle, da müssen viele Teile zusammengesetzt werden. Die Frage ist doch nicht, ob ich mein letztes Spiel als Trainer gemacht habe, sondern, was können wir tun, um am Ende die Play-offs zu erreichen."

Ein Trainer, der mitten in der Saison bei der Suche nach einem Nachfolger nicht im Wege steht, das hat in der Sportbranche durchaus Seltenheitswert, kann aber im Sportforum niemanden mehr überraschen. Zu holprig liest sich die Chronologie der Ereignisse seit September. Vor dieser Spielzeit wurde an der Mannschaft nur wenig verändert, wohl in dem Glauben, dass sich der Erfolg der letzten Jahre von selbst wiederholen würde. Kritik am durchwachsenen Saisonbeginn wurde mit Startschwierigkeiten gekontert und mit dem Hinweis, dass noch viele Spiele auf dem Plan stehen. Spätestens nach dem 7:0 am 23. Oktober 1999 im ersten Derby wähnte man sich auf der sicheren Seite. "Man hat heute gesehen, dass wir mit unseren Neuverpflichtungen nicht danebenlagen", triumphierte Lorenz Funk, damals noch Manager, nach dem Kantersieg über die Capitals. Dem kurzen Höhenflug folgte allerdings seit Dezember ein flotter Sturzflug. Als von acht Spielen nur eines gewonnen wurde, schien die Ablösung von Lee beschlossene Sache. Von wegen, nach zwei Erfolgen war alles wieder im Lot. Nun haben die Eisbären danach aber wieder drei Mal verloren, am Dienstag mussten die Berliner die Play-off-Ränge erst einmal verlassen.

Noch immer erzählt Funk gerne von seinem Coup mit Maren Valenti. Damals habe man als erste deutsche Profimannschaft eine Frau im Aufgebot gehabt, Millionen hätten die Episode an den Fernsehschirmen verfolgt. Gespielt hat Valenti nur wenige Sekunden in einem Freundschaftsspiel, danach verließ sie den Verein wieder. Kleiner Schönheitsfehler: Das Theaterstück mit Valenti hatte im Spätsommer 1998 Premiere. Seitdem ist in Hohenschönhausen nur wenig Originelles passiert, vielmehr scheint in dieser Saison der letzte Vorhang bei der Erfolgsstory des besten Berliner Eishockeyteams gefallen zu sein. Sportlich hinken die Eisbären der lokalen Konkurrenz weit hinterher, auch in der Gunst des Publikums hat sich etwas bewegt. An den Besucherzahlen gemessen, haben die Capitals längst mit den Eisbären gleichgezogen.

Das Verhalten der Zuschauer ist verständlich, denn momentan wird im Sportforum nur schwer verdauliche Kost gereicht. Und ob das Stück mit der Suche nach der Trainer schon am Sonntag abgesetzt ist, erscheint fraglich. Die Hoffnung haben die Eisbären nicht aufgegeben, denn schließlich ist zumindest der Gedanke daran erbaulich. "Wenn es mit dem neuen Trainer so weit ist", sagt Funk, "gibt es eine Pressekonferenz und alles ist erledigt. Dann ist Schluss mit der Eierei."

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