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Großer Boss, kleiner Assistent. Wolfsburgs Manager Dieter Hoeneß (rechts) hat seinen früheren Nationalmannschaftskollegen Pierre Littbarski zum VfL geholt.

© ddp

Kotrainer in Wolfsburg: Pierre Littbarski: Zufrieden in der zweiten Reihe

Pierre Littbarski kehrt in die Bundesliga zurück - als Kotrainer beim VfL Wolfsburg. Wieso sich der Weltmeister von 1990 mit der Rolle des Assistenztrainers zufrieden gibt.

Von Christian Otto

Wahrscheinlich duzen ihn die Möbelpacker schon. 20 Umzüge, so rechnet es Pierre Littbarski mit einem gequälten Lächeln im Gesicht vor, haben ihm seine vielen Versuche bereits beschert, als Trainer irgendwo irgendwie auf Dauer anzukommen. Der nächste Umzug führt den Fußball-Kosmopoliten für hoffentlich zwei Jahre, so steht es zumindest in seinem am Mittwoch unterzeichneten Arbeitsvertrag, nach Wolfsburg. Seine Frau meinte, es müsse wieder Europa sein. Littbarski findet, dass der VfL Wolfsburg Großes vorhat. Deshalb spielt er dort künftig den Assistenten von Cheftrainer Steve McClaren und kehrt durch eine Hintertür in seine geliebte Bundesliga zurück.

Einen Kotrainer, der erstklassig Englisch spricht und viel Erfahrung vorzuweisen hat, muss man eigentlich nicht mit allzu viel Lorbeer begrüßen. Aber Dieter Hoeneß, der Vorsitzende der Wolfsburger Geschäftsführung, hat gestern nicht mit Vorschusslorbeeren gespart, als Littbarski vorgestellt wurde. „Es passt einfach mit ihm. Und Pierre hatte als Spieler immer diese gewisse Schlitzohrigkeit. Da haben wir mit unserer Mannschaft noch ein Defizit“, meint Hoeneß zu einem Neuzugang, der eben noch als Nationaltrainer von Australien im Gespräch war und jetzt voller Demut als bescheidener Zuarbeiter dienen will. „Auf Positionen und Macht kommt es mir nicht mehr an. Man muss seine Rolle kennen. Ich habe nicht mehr den Drang, in vorderster Linie zu stehen“, sagt Littbarski.

Die neue Konstellation auf der Trainerbank, bei der die Wolfsburger offenbar keinen Sparzwängen unterworfen sind, lässt aufhorchen. Denn McClaren, der bisher noch kein Wort Deutsch spricht, hat großen Wert darauf gelegt, dass an seiner Seite mehrere Männer arbeiten, die als Dolmetscher glänzen, die aber vor allem auch die Sprache der Spieler beherrschen. Der Brite vertraut deshalb neben Littbarski dem auf den ersten Blick etwas putzig wirkenden Achim Sarstedt – der lange Jahre der Freiburger Schatten von Volker Finke war und auf Grund seines großen Fachwissens von den VfL-Spielern „Professor“ gerufen wird. „Wenn Achim das Gehirn dieser Mannschaft ist, dann bin ich wohl der Körper“, glaubt Littbarski und freut sich auf die Zusammenarbeit mit McClaren, den er sympathisch findet, der aber auch viel verlange. Zack zack müsse das eben künftig in Wolfsburg gehen.

Für Fußball-Nostalgiker ist die Rückkehr des kleinen Littbarskis ein großer Moment, auch wenn es nur um eine Nebenrolle geht. Der frühere Dribbelkünstler des 1. FC Köln ist vor allem deshalb in guter Erinnerung geblieben, weil er so schöne Tore für die deutsche Nationalmannschaft geschossen hat und weil er dank seiner erstaunlichen O-Beine eine besondere Form des sichelartigen Grätschens nach dem Ball perfektioniert hat. Seiner erfolgreichen Karriere als Spieler, die 1997 in Japan endete, ist ein Auf und Ab in der Rolle als Trainer gefolgt, das ihn rund um den Erdball geführt hat. Yokohama, Leverkusen, Duisburg, Sydney, Fukuoka, Teheran, Vaduz: Nun werden die Umzugshelfer Littbarskis Fernsehsofa nach Niedersachsen bringen. „Litti“, wie ihn die Fans bis heute liebevoll nennen, möchte dort am liebsten ein wenig länger bleiben.

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