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Mal wieder. Unicorns-Coach Jordan Neuman nach dem German Bowl 2018.

© Annegret Hilse/dpa

Play-offs in der German Football League: Die Schwäbisch Hall Unicorns siegen ohne Ende

Die Footballer der Schwäbisch Hall Unicorns haben seit fast drei Jahren 48 Siege in Serie gefeiert. In den Play-offs warten nun die Berlin Rebels.

Jordan Neuman ist doch sehr bescheiden. Was der Headcoach der Schwäbisch Hall Unicorns, des viermaligen Deutschen Meisters im American Football, besser mache als sein Vorgänger? „Ich bin einfach anders. Ich würde nicht sagen, dass ich etwas besser mache“, sagt der 36-jährige gebürtige Texaner.

Seit Neuman die Unicorns im Oktober 2016 nach 26 Jahren vom heutigen Sportdirektor Siegfried Gehrke übernommen hat, hat er jedes der 48 Spiele, darunter zwei German Bowls, gewonnen. Und unter normalen Umständen kommt im Play-off-Viertelfinale der German Football League (GFL) am Samstag gegen die Berlin Rebels (17 Uhr, live auf GFL TV) der 49. Erfolg hinzu.

Es wäre der nächste einer Siegesserie, die es so im deutschen Sport noch nicht gab. Seit dem 15. Juni 2019 sind die Schwäbisch Hall Unicorns die deutsche Erstliga-Mannschaft mit den meisten Siegen in Serie – mit dem 41. überflügelten sie die Handballer des THW Kiel, denen 2011 und 2012 einer weniger gelungen waren. „Es ist etwas Besonders, das auf jeden Fall“, sagt Neuman zwar, er und das Team hätten sich auch darüber gefreut. Doch: „Wir haben weder davor noch danach darüber gesprochen.“ Auch jetzt sei es innerhalb der Mannschaft gar kein Thema.

Dass hat auch damit zu tun, dass Neuman den Erfolg nicht als seinen eigenen sieht. Zwar begann die Serie erst, als er das Team übernahm. Doch allein schon, weil er neue Coaches und neue Spieler habe, „bauen wir darauf auf, was Siegfried Gehrke in den vergangenen Jahrzehnten geschaffen hat“, ist sich Neuman sicher.

Neuman, der seit seinem 22. Lebensjahr im beschaulichen Schwäbisch Hall lebt und die ersten drei Jahre selbst Quarterback der Unicorns war. Er sagt von sich selbst, dass Schwäbisch Hall, das er seit 2005 nur für ein dreijähriges Trainer-Intermezzo in Wien verlassen hat, seine neue Heimat geworden ist. Wo er seine Frau kennengelernt hat, mit der er dort mit seinen zwei Kindern wohnt. Heute ist er nicht nur Coach, sondern auch Sportlicher Leiter der Nachwuchsakademie und Quarterback-Trainer der Deutschen Football-Nationalmannschaft.

Rebels waren 2017 nah dran in Schwäbisch Hall

Aus dieser kennt er auch die besten Spieler der Konkurrenten und glaubt nicht, dass sein Team sich auf dem Weg zum nächsten German Bowl nur selbst schlagen könne: „Das würde ja heißen, dass die anderen Teams nicht unser Niveau hätten.“ Es ist auch nicht so, dass noch kein Team nah dran war, die Unicorns zu Fall zu bringen. Und ein Team war vor zwei Jahren so nah dran, wie wohl kein anderes: die Berlin Rebels.

Im Play-off-Viertelfinale 2017 führten die Berliner in Schwäbisch Hall bis kurz vor Schluss. „Das war sehr eng“, erinnert sich Neuman. „Wir haben erst in der letzten Minute mit einem Field Goal die Verlängerung erreicht.“ In dieser setzten sich dann die Unicorns durch. Nicht nur deshalb ist Neumans Respekt vor den Rebels groß. „Berlin ist im Laufe der Saison immer besser geworden“, sagt der Schwäbisch Haller Coach. Und weil „der Unterschied zwischen Platz zwei und vier im Norden nicht groß“ ist – die Liga ist geografisch in GFL Nord und Süd geteilt –, sei es auch kein großer Vorteil, dass die Unicorns Süd-Erster gegen die Rebels als Nord-Vierten spielen.

Das Wissen, es fast schon mal geschafft zu haben, spielt für Rebels-Coach Kim Kuci wiederum jetzt, 33 Unicorns-Siegen später, keine Rolle mehr. „Dafür haben sich die Teams zu sehr verändert“, sagt Kuci. An Motivation mangele es nicht. Doch, das sagt Kuci auch: „Wir reden davon, dass wir eine Chance haben wollen.“ Gegen das Team, das Kuci das „Nonplusultra des deutschen American Football“ nennt.

Erbe des Erfolgs: Unicorns-Coach Jordan Neuman.

© Annegret Hilse/dpa

Denn auch in dieser Saison sind die Unicorns wieder das Maß aller Dinge, liegen bei den wesentlichen Statistiken im Vergleich aller 16 GFL-Teams. Maßgeblich daran beteiligt ist das kongeniale Duo aus Wide Receiver Tyler Rutenbeck und Quarterback Jadrian Clark. Letzterer ist allein schon deshalb eine interessante Personalie, da er vor der Saison vom Dauerrivalen Braunschweig kam, gegen den Schwäbisch Hall in vier der vergangenen fünf German Bowls antrat. Auch ohne Clark gewannen die Braunschweiger die Nord-Staffel, sind laut Jordan Neuman in diesem Jahr mal wieder der große Konkurrent. Ein Konkurrent, den die Unicorns langsam, aber sicher überflügelt haben.

Seit 2009 haben die Schwäbisch Hall Unicorns in jedem Jahr an den Play-offs der German Football League teilgenommen, die mit dem Viertelfinale beginnen. Seit 2014 schafften es die Unicorns ununterbrochen bis in den German Bowl. Nach drei Final-Niederlagen in Serie sind sie zuletzt zwei Jahre hintereinander Deutsche Football-Meister geworden.

Doch wie war es überhaupt möglich, einen kleinen Football-Standort so groß zu machen? „Das kann ich mit einem Wort beantworten: Geduld“, sagt Coach Jordan Neuman. „Wir haben alles Schritt für Schritt gemacht und nur das, was wir leisten konnten.“ Und das ist mittlerweile eine Menge. Der 49. Sieg in Serie gegen die Berlin Rebels am Samstag gehört da schon fast zu den leichteren Aufgaben.

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