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Da ist der Ball! Hugo Almeida (r.) hat dem Tschechen Michal Kadlec etwas Wichtiges zu zeigen. Foto: AFP

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Sport: Portugals neue Leichtigkeit

Vincente del Bosque ist als Mann bekannt, der alles untersucht, wenn es um die kommenden Gegner von Spanien geht. Der Welt- und Europameister muss zwar am Samstag erst noch Frankreich schlagen, um ein Halbfinale gegen Portugal zu erreichen.

Vincente del Bosque ist als Mann bekannt, der alles untersucht, wenn es um die kommenden Gegner von Spanien geht. Der Welt- und Europameister muss zwar am Samstag erst noch Frankreich schlagen, um ein Halbfinale gegen Portugal zu erreichen. Vor dem Duell gegen die Mannschaft um Franck Ribéry saß del Bosque aber schon einmal im Warschauer Stadion und beobachtete die potenziellen nächsten Gegner. Und Spaniens Nationaltrainer sah Erstaunliches: Cristiano Ronaldo ist keine Last mehr für seine Mannschaft. Portugal schaffte es, seinen Superstar durch ein effektives Mittelfeld und eine stabile Abwehr zur Geltung zu bringen und ihn zu einem gewichtigen Teil des Spiels werden zu lassen.

Die Seleccao stürmte durch Ronaldos Kopfballtor in der Schlussphase des K.o.-Spiels gegen Tschechien ins Halbfinale der Europameisterschaft. Und mit der neuen Symbiose zwischen der Nummer sieben und den restlichen Ziffern reift der EM-Zweite von 2004 zum ernsthaften Kandidaten auf das Finale am 1. Juli in Kiew. Und nebenbei steht Ronaldo vor der Krönung zum König der EM.

„Einen Topspieler wie ihn zu haben, macht die Sache einfacher“, sagte der ehemalige Bremer Hugo Almeida. Und Mittelfeldspieler Nani meinte: „Ronaldo hat die entscheidenden Tore für uns geschossen. Aber er hat eine starke Mannschaft hinter sich, deshalb hat er so viele Chancen.“ So glanzvoll wie die Portugiesen im Gefühl des Sieges ihre Leistung aber beschrieben, war die freilich nicht.

In der Anfangsphase tat sich die Mannschaft gegen kompakte Tschechen schwer. Auch Ronaldo hatte auf der linken Außenbahn mehr Probleme mit Gegenspieler Gebre Selassie, als ihm lieb war. Der Ausnahmestürmer von Real Madrid fand einen Ausweg: Er verschwand. Mal in die Mitte, mal auf die andere Seite, mal zog er sich ins Mittelfeld zurück. Ronaldo war überall. Und tatsächlich war es seine chronische Erfolgs-Besessenheit und sein Ehrgeiz, der Portugal in der ersten halben Stunde im Spiel hielt, als die Tschechen in der Lage schienen, für eine Sensation zu sorgen. Portugals Spiel schleppte sich ohne Inspiration leblos dahin. Für eine Weile schien sich der Fluch großer Turniere zu wiederholen, der Ronaldo wie ein unheilvoller Schatten begleitet. Doch der mit 94 Millionen Euro teuerste Spieler der Welt stemmte sich mit aller Macht gegen sein Schicksal. In der Folge war er an einem Großteil der 20 portugiesischen Chancen beteiligt, zweimal traf er gegen die Tschechen nur den Pfosten.

„Er ist der Beste der Welt“, sagte Almeida. „Er ist das ganze Jahr in guter Form. Aber wir sprechen nicht über das, was kommt, wir genießen den Augenblick.“ Doch weder Spanien noch Frankreich werden Ronaldo und Portugal so viel Platz lassen wie die hilflosen Tschechen. Grenzen aber scheint es für Portugal und seinen Chef bei der EM nicht mehr zu geben. Das hat sich Vicente del Bosque sicher notiert.Oliver Trust

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