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Premier League: Ballack ist ratlos

Im Streit des Nationalspielers mit dem FC Chelsea macht sich auch Bundestrainer Löw Sorgen. Nach optimistischen Prognosen soll Michael Ballack im Oktober wieder für die Nationalmannschaft auflaufen können.

Am Mittwochmittag tauchte Michael Ballack plötzlich bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft auf. Als Werbebild an einer Straßenbahn fuhr der verletzte Kapitän am Teamhotel in der Kölner Innenstadt vorbei. Michael Ballack, der von seinem Verein FC Chelsea aus nebulösen Gründen nicht für die Champions League nominiert worden war und der sich weiterhin in London zu kurieren versucht, war auch ansonsten präsent: als Diskussionsthema.

Wie viele im Fußballgeschäft war auch Bundestrainer Joachim Löw von Ballacks Nichtberücksichtigung in Chelseas 23-köpfigen Kader für die Vorrundenspiele der Champions League überrascht worden. Zumal Löw selbst in aller Öffentlichkeit von einer baldigen Genesung Ballacks ausgegangen war. Einem Zufall entsprang diese Aussage nicht. „Wir haben uns ständig ausgetauscht“, berichtete Löw am Mittwoch. „Er hat mich permanent informiert.“

Das Ergebnis dieser Gespräche entspricht allerdings so gar nicht dem Bild, das Chelsea von der Sache zeichnet. Denn von einer langfristigen Verletzung geht Ballack im Gegensatz zu seinem Verein nicht aus. „Michael ist sehr positiv gestimmt“, wusste Löw zu berichten. „Er ist zuversichtlich, dass er demnächst zurückkehrt.“ Erst am Dienstagabend haben der Bundestrainer und sein Mittelfeldstar miteinander telefoniert. Dabei habe ihm Ballack erzählt, „dass er große Fortschritte im Training gemacht hat“. Ende vergangener Woche hat es demnach einen kleinen Rückschlag gegeben, als Ballack schon wieder mit dem Ball trainierte. Danach hatte er Schmerzen im Fuß, vermutlich aufgrund erhöhter Belastung.

Die Angst, dass Ballack womöglich beim FC Chelsea medizinisch nicht optimal behandelt wird, wird durch die aktuellen Aussagen aus der Nationalmannschaft verstärkt. Schon um seine Sprunggelenksoperation beim Arzt der Nationalmannschaft Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt hatte es Auseinandersetzungen mit dem Verein gegeben. Zunächst hatte der Klub Ballacks Reise zum Arzt seines Vertrauens missbilligt, später musste Chelseas Vereinsarzt allerdings eine eigene Fehldiagnose einräumen. Auch jetzt könnte sich der Streit, der in England bereits heftige Wechselgerüchte anheizt, wieder um die medizinische Einschätzung drehen. „Michael sieht die Sache vielleicht positiver als der Chelsea-Arzt, der meint, dass er womöglich noch zwei bis drei Monate ausfällt“, meint Löw. Ballack habe da ein „ganz anderes Gefühl“. Auch im Kreis von Ballacks Nationalmannschaftskollegen herrscht Erstaunen vor. „Wir Spieler haben uns schon gewundert“, sagte Stürmer Mario Gomez. „Aber die von Chelsea werden sich was dabei gedacht haben.“

Nach optimistischen Prognosen soll Michael Ballack im Oktober wieder für die Nationalmannschaft auflaufen. In der Champions League kann er frühestens nach der Vorrunde wieder spielen – das wäre allerdings erst im kommenden Jahr. Der langfristige Verzicht des Vereins auf Ballack erscheint allen in der Nationalmannschaft in Köln unergründlich. Auch Michael Ballack ist offenbar ratlos. Aus seinen Gesprächen mit ihm berichtete Bundestrainer Joachim Löw: „Warum er nicht für die Champions League nominiert wurde, weiß Michael auch nicht so genau.“

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