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Der Protest gegen Rasenballsport Leipzig gehört bei kritischen Fans zum guten Ton.

© Imago

Protest gegen RB Leipzig: Das Schwarz-Weiß-Bild der Union-Fans

Die Fans des 1. FC Union wollen ihr Stadion am Sonntag ganz in Schwarz hüllen - aus Protest gegen Rasenballsport Leipzig. Der Protest gehört zum Selbstverständnis des Klubs. Ein Kommentar.

Der 1. FC Union kann froh sein, dass es einen Verein wie RB Leipzig gibt. Genauso, wie ein Getränkehersteller seine Marke pflegt, indem er sich einen Fußballverein hält, pflegen Unions Fans ihr Image, indem sie diesem Klub jede Akzeptanz verweigern.

Um sich als etwas anderer Verein zu inszenieren, muss es ja Klubs geben, die wiederum ganz anders sind. Anders ausgedrückt: Wäre jeder Verein alternativ wie es der FC St. Pauli ist oder mal war, dann wäre Union nur ein stinknormaler Verein, Mainstream, Establishment.

Der geplante Protest beim Zweitligaspiel gegen Leipzig am Sonntag ist kein Alleinstellungsmerkmal der Union-Fans. In Braunschweig, Halle oder München, selbst aus Aalen gab’s Boykotte gegen RB. Doch die Berliner wollen sich offenbar als Marktführer der Antihaltung positionieren und das ganze Stadion in Schwarz hüllen, in Gedenken an den Tod der Leipziger Fankultur. Das kann man, wenn es so kommt, konsequent oder kindisch finden, kreativ oder makaber, das steht jedem frei.

Natürlich bleibt die Aktion folgenlos. Die Verbände haben den Gegner längst durchgewinkt, ein Punktspiel lässt sich nicht absagen wie ein Testspiel und irgendwann werden die Proteste abflauen wie bei Wolfsburg oder Hoffenheim. Aber wer die Äußerung einer ablehnenden Meinung sinnlos findet, der hält wohl generell nichts vom Demonstrationsrecht.

Doch so sehr man sich auch abgrenzen will, muss man aufpassen, nicht zu diskriminieren. Gewiss stehen auch einige der gut 20.000 Zuschauer in der Alten Försterei RB mindestens neutral gegenüber. Das ist legitim, ihnen sollte man keine schwarzen Plastikjacken aufzwängen. Wenn die angekündigten Plakate persönlich-bedrohlich werden wie einst das Dortmunder Fadenkreuz gegen Dietmar Hopp, wären auch Grenzen überschritten. Dazu ist der beklagte Niedergang von Lok und Chemie Leipzig eher ein Suizid als ein von RB begangener Mord. Und unter den restlichen Leipzigern soll es übrigens noch echte Fußballfans geben.

Die Unioner mögen Sonntag in Schwarz gehüllt sein und die Trikots der Gäste weiß sein, aber bei aller Markenpflege sollte man die Grautöne nicht vergessen.

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